Zuerst das 0:5 gegen im Old Trafford gegen Liverpool, nun das 0:2 gegen ManCity, das sich aufgrund der Dominanz des Stadtrivalen ebenfalls wie eine Kanterniederlage anfühlte – nie zuvor wurde Manchester United in zwei aufeinanderfolgenden Heimspielen in der Premier League derart gedemütigt. Die bittere Erkenntnis: Die Mannschaft von Trainer Ole Gunnar Solskjaer kann mit den Topteams momentan nicht einmal annähernd mithalten.
Und auch sonst sieht die Bilanz der «Red Devils» ziemlich düster aus. Aus den letzten sechs Ligaspielen gab es nur einen Sieg, mit neun Punkten Rückstand auf Leader Chelsea und fünf auf einen Champions-League-Platz liegt der englische Rekordmeister derzeit nur auf Tabellenplatz 6 und damit weit hinter den eigenen Ansprüchen.
Nach Rang 2 in der Vorsaison und den kostspieligen Sommer-Transfers von Jadon Sancho, Raphael Varane und Cristiano Ronaldo erhoffte sich die United insgeheim, ein ernstes Wörtchen um den Titel mitreden zu können. Doch derzeit passt beim hinter ManCity zweitteuersten Team der Premier League wenig bis nichts zusammen.
«Ich habe diese United-Spieler aufgegeben. Dieses 0:2 gegen ManCity war gefühlt das nächste 0:5. Es hat sich noch schlimmer angefühlt als die Pleite gegen Liverpool», wetterte Klub-Legende und TV-Experte Roy Keane am Wochenende bei «Sky». Pundit-Kollege Gary Neville ging gar noch einen Schritt weiter: «Das war eine Vernichtung. Manchester wurde zerstört. Das waren Prügel. Das ist für United-Fans nicht mehr auszuhalten.»
🗣"It felt worst. United are so awful it's unbelievable."
— Football Daily (@footballdaily) November 6, 2021
Roy Keane is left speechless at full time thinking Manchester United were very poor pic.twitter.com/mlNNuIO5K8
Nach dem «Pressing-Desaster» (Eurosport) gegen Liverpool wollten es die «Red Devils» gegen ManCity mit einem defensiv orientierten 3-4-1-2-System etwas gemächlicher angehen, doch auch das ging in die Hose. City dominierte im Old Trafford mit 67 Prozent Ballbesitz und 16:5-Abschlüssen nach Belieben, United schaffte es in 90 Minuten nur viermal in den gegnerischen Sechzehner.
Ronaldo’s effort vs. City in the 25th minute was United’s only shot on target during the game 😳 pic.twitter.com/EEVuqQXeyo
— B/R Football (@brfootball) November 6, 2021
Im Zentrum der Kritik steht nach der neusten Blamage vor allem Trainer Solskjaer. Öffentlich stärkte der Verein dem 48-jährigen Norweger zuletzt stets den Rücken, nach den jüngsten Resultaten wird die Luft für ihn aber immer dünner.
Am Wochenende wurde der einstige Publikumsliebling, dem auch als Trainer lange viel Vertrauen entgegengebracht wurde, von den eigenen Fans erneut mit Pfiffen eingedeckt und auch seine ehemaligen Teamkollegen wenden sich mittlerweile von ihm ab: Es sei Zeit, sich «erhobenen Hauptes» zu verabschieden, erklärte Rio Ferdinand bei «BT Sport». Und Neville legte nach: «Solskjaer hat nun ein paar Wochen Zeit, um das Ruder herumzureissen, ansonsten wird es eng für ihn.»
Der steigende öffentliche Druck ist aber offenbar nicht das einzige Problem von Solskjaer. Wie die britische Zeitung «Daily Mail» berichtet, gibt es mittlerweile auch innerhalb der Mannschaft eine Revolte gegen den Trainer. So soll beispielsweise Spielmacher Bruno Fernandes der Meinung sein, dass Solskjaer und seine Assistenten der Mannschaft keine klaren taktischen Vorgaben geben. Es seien zu viele junge Coaches mit zu wenig Erfahrung in die tägliche Arbeit involviert.
Auch andere Spieler bezweifeln offenbar, dass der Trainer den Ansprüchen der Premier League gewachsen ist, und werfen ihm vor, seine Lieblinge innerhalb der Mannschaft zu haben. So gebe es beispielsweise kein Verständnis dafür, dass Captain Harry Maguire trotz seines Formtiefs jede Woche aufs Neue in der Startelf stehe.
Auch die Entscheidung, Marcus Rashford im Derby gegen ManCity einzuwechseln, obwohl er zuvor wegen einer Grippe nicht trainieren konnte, werde hinter verschlossenen Türen scharf kritisiert. Zudem stösst vielen der Umgang mit Neuzugang Jadon Sancho und Mittelfeldspieler Donny van de Beek sauer auf. Beide spielen in dieser Saison trotz unbestrittenem Talent keine grosse Rolle in Solskjaers Überlegungen und sitzen meist nur auf der Bank.
It's getting very heated between Roy Keane and @MicahRichards after full time when Micah mentioned Donny van de Beek needing a chance 🍿😱 pic.twitter.com/rHl32Dglvl
— Football Daily (@footballdaily) November 6, 2021
Zu Wort meldete sich gemäss «The Sun» auch Cristiano Ronaldo. Der 36-jährige Portugiese soll «geschockt» sein, in welch desolatem Zustand sich die «Red Devils» zwölf Jahre nach seinem Abgang sowohl spielerisch als auch mental befänden.
Auch wenn solche Berichte des englischen Boulevards stets mit Vorsicht zu geniessen sind: Viel spricht nicht mehr dafür, dass sich Solskjaer bei weiteren Misserfolgen noch länger im Sattel halten können wird.
🗣 "The club did not prepare for this."@GNev2 says that Manchester United can't defend the performances as Ole Gunnar Solskjaer comes under even more pressure pic.twitter.com/Eu6Oit33y2
— Football Daily (@footballdaily) November 8, 2021
Nach der Nati-Pause stehen Partien gegen Aufsteiger Watford, Leader Chelsea und das wieder erstarkte Arsenal an, dazwischen kommt es in der Champions League noch zum Schlüsselspiel bei Villarreal. Spätestens nach diesen vier Partien wird sich zeigen, ob Solskjaer und ManUnited noch eine gemeinsame Zukunft haben. Die Klubbosse werden die Länderspielpause aber definitiv nutzen, um schon mal nach einem geeigneten Nachfolger Ausschau zu halten. (pre)