Zum dritten Mal gewann Nikola Portner am gestrigen Sonntag die Champions League im Handball. Im Final setzte sich sein SC Magdeburg im deutschen Duell gegen die Füchse Berlin 32:26 durch. Der Schweizer Goalie kam dabei kaum zum Einsatz, nur zwei Siebenmeter sollte er parieren, was ihm aber nicht gelang.
Dennoch ist der Einfluss Portners auf den Erfolg der Ostdeutschen nicht zu unterschätzen. Der 31-Jährige lieferte sein Meisterstück im Halbfinal gegen Titelverteidiger Barcelona ab. Nachdem Magdeburgs eigentliche Nummer 1 Sergey Hernandez schwach gestartet war, übernahm Portner und führte sein Team zum 31:30-Sieg. Die Fangquote von 29,63 Prozent war zwar keine überragende, doch war Portner besonders in der entscheidenden Phase ein wichtiger Faktor.
Nach dem Finalsieg konnte Portner die Tränen nicht zurückhalten. Der Nati-Goalie hat eine schwierige Zeit hinter sich. Im April 2024 wurde er positiv auf Methamphetamin getestet, eine Substanz, die als Droge Crystal Meth bekannt ist. Bei einer Polizeiuntersuchung in Portners Wohnung in Magdeburg wurde nichts gefunden, der Handballer wurde strafrechtlich entlastet. Dennoch sperrte ihn die deutsche Bundesliga vorsorglich. In der Presse wurde er als Drogenkonsument hingestellt, obwohl er, wie die NZZ schreibt, als Musterprofi gilt, der weder Alkohol trinkt noch Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt. Deshalb glaubte auch nach der positiven B-Probe in der Handballszene kaum jemand, dass Portner mutwillig gedopt hatte.
Und dem Betroffenen selbst gelang es zu beweisen, dass er «keine Anti-Doping-Bestimmungen verletzt» habe. So hob die Bundesliga die provisorische Sperre Ende Juni 2024 auf. Das Final Four der Champions League hatte er aber bereits verpasst, Magdeburg wurde Vierter. All das hatte Portner nun im Hinterkopf. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagte er: «Ich habe das ganze Jahr Revue passieren lassen, als ich zurück ins Team kam, war das Finalturnier der Champions League ein grosses Thema in der Mannschaft.» Damals versprach er dem Team, Revanche zu nehmen – dies gelang ihm und dem SCM mit dem dritten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte. Mit Manuel Zehnder gehörte ein zweiter Schweizer zum Team, der seit Januar aber verletzt fehlt.
«Es ist unglaublich, so etwas zu erleben und ich habe das Privileg, das nun zum dritten Mal gewinnen zu dürfen», sagte Portner zu «Handball-World» danach. 2018 gelang ihm dies mit Montpellier, zuvor hatte der in Lyon geborene Schweizer für die Kadetten Schaffhausen und den BSV Bern Muri gespielt. 2022 kam er dann über Chambéry nach Magdeburg. In seiner ersten Saison führte Portner den Klub zum Triumph in der Champions League. Dieses Mal war er nur die Nummer 2 hinter Sergey Hernandez, trotzdem befand er: «Jede Saison ist anders und jede Saison hat ihre eigene Geschichte, aber besonders ist so ein Titel immer.»
Besonders ist der Titel für Portner auch aus einem anderen Grund. Mit dem dritten Titel in der Handball-Königsklasse zieht er auch mit seinem jugoslawischen Vater Zlatko gleich. Dieser ist vor fünf Jahren im Alter von 58 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Als er nach dem Spiel darauf angesprochen wird, kullern bei ihm gemäss «Tages-Anzeiger» wieder die Tränen.
Doch Portner gedachte nicht nur seinem Vater, der mit Jugoslawien Weltmeister und Olympia-Dritter wurde, sondern auch den Opfern des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt im Dezember. Sechs Menschen kamen ums Leben, 323 wurden verletzt. Dies erschütterte die gesamte Stadt – nun sagte Portner: «Ich hoffe, dass wir morgen auf dem Rathausbalkon unseren Pokal präsentieren dürfen. Vor ein paar Monaten ist etwas Grausames passiert und hoffentlich können wir dort jetzt einen schönen Erfolg feiern und glücklich sein.»