Im Eishockey ist Kanada eine Weltmacht. Im Fussball? Nun ja. Bei der bisher einzigen WM-Teilnahme im Jahr 1986 gab es drei Niederlagen in drei Spielen, bis heute warten die Kanadier auf ihren ersten Treffer an einer Weltmeisterschaft.
Aber: Dann und wann hatten sie ein Aushängeschild, das über die Grenzen der Provinz Manitoba hinaus bekannt war. Einige sind Schlüsselspieler des WM-Teams 2022.
Im WM-Team 2022.
Zur Welt kam Davies in einem Flüchtlingslager in Ghana, wohin seine Eltern vor dem Bürgerkrieg in Liberia flohen. Als Fünfjähriger gelangte er mit der Familie nach Kanada, wo er mit dem Fussballspielen begann. Er war rasch so gut, dass er als 15-Jähriger seinen ersten Profivertrag unterschrieb, mit 16 wurde er zum jüngsten Torschützen der MLS. 2019 wechselte «Phonzie» zum FC Bayern München, mit dem er bislang vier Mal Meister wurde und die Champions League gewann.
Im WM-Team 2022.
Der Stürmer beeindruckt mit 22 Toren in bislang 34 Länderspielen. David wurde 2021 französischer Meister mit Lille und war davor schon Torschützenkönig in Belgien, wo er für Gent spielte. Auch er hat eine bewegte Kindheit: Zur Welt kam er in New York, aber noch als er ein Baby war, zog Davids Familie in ihre Heimat Haiti. Als er sechs Jahre alt war, erfolgte der Umzug nach Kanada.
Im WM-Team 2022.
Als 13-Jähriger wagte er den Sprung von Toronto nach London, wo er im Nachwuchs von Fulham so überzeugte, dass ihn einige Zeit später der FC Liverpool engagierte. Im U23-Team der «Reds» war er Captain, der Durchbruch in der Premier-League-Mannschaft gelang ihm nicht. 2021 wechselte Millar zum FC Basel.
Acht Saisons lang gehörte der Sohn eines Italieners und einer Guyanerin zum Stammpersonal von Werder Bremen. Höhepunkt war der Gewinn des Doubles 2003/04. Tottenham, Fulham und Gladbach hiessen weitere Stationen seiner Laufbahn. Stalteri gehörte dem kanadischen Team an, das im Jahr 2000 den Gold Cup gewann, das Pendant zur EM in Nord- und Mittelamerika. Bei seinem Rücktritt 2010 war der Defensivspieler mit 84 Länderspielen Rekord-Internationaler.
Er kam in der Ostschweiz auf die Welt, aber noch bevor er die Schule besuchte, siedelte die Familie nach Kanada aus. Imhof absolvierte eine Ausbildung zum Sportlehrer, Verwandte verschafften ihm als 21-Jähriger ein Probetraining beim FC Wil. Marcel Koller engagierte ihn, nahm ihn danach mit zum FC St.Gallen, mit dem Imhof im Jahr 2000 Meister wurde. 2012 beendete er beim FCSG die Laufbahn, nachdem er zwischenzeitlich während vier Saisons beim VfL Bochum spielte – auch dahin hatte Koller den fleissigen Mittelfeldspieler geholt.
«DeRo» war in den 2000er-Jahren DIE grosse Nummer im kanadischen Nationalteam. In 81 Länderspielen erzielte der Mittelfeldspieler 22 Tore. In Europa konnte er sich nicht durchsetzen, beim FSV Zwickau fiel er durch. Aber in der MLS überzeugte De Rosario: Mit den San Jose Earthquakes und den Houston Dynamo wurde er vier Mal Meister, 2011 wurde er zum MVP der Liga gekürt.
Er war der erste Kanadier in der spanischen Primera Division und wurde 2007/08 bei Deportivo La Coruña zum Spieler der Saison gewählt. Bis zum Rücktritt 2016 war de Guzman Captain der kanadischen Nati, für die er 89 Mal auflief. Spuren hinterliess er auch in Deutschland, wo er für Saarbrücken, Hannover und Regensburg spielte. Bekannter ist allerdings sein Bruder: Jonathan de Guzman. Er bestritt 14 Länderspiele für die Niederlande, schon als 12-Jähriger hatte er zu Feyenoord Rotterdam gewechselt.
Im WM-Team 2022.
2003 lief er erstmals im kanadischen A-Team auf – und er ist immer noch da, mittlerweile als 97-facher Rekord-Nationalspieler seines Landes. Mit dem FC Kopenhagen wurde der Abwehrspieler drei Mal Meister, mit PSV Eindhoven gewann er den Cup, mit Besiktas feierte er drei Meistertitel. Nach wie vor spielt der 39-Jährige für den Istanbuler Klub.
Im WM-Team 2022.
Der 35-Jährige ist die klare Nummer 1 Kanadas. Borjan stand bislang 67 Mal zwischen den Pfosten der Ahornblätter. Die Familie flüchtete während des Jugoslawien-Kriegs über den Atlantik. Seit 2017 und nach vielen Wechseln (Argentinien, Türkei, Rumänien, Polen) spielt der Torhüter bei Roter Stern. Mit den Belgradern wurde er seither fünf Mal serbischer Meister.
Im WM-Team 2022.
Mit 25 Treffern ist er aktueller Rekordtorschütze Kanadas. Larin gelang bei Orlando City der Durchbruch, in der MLS wurde er zum All-Star. Es folgte ein Wechsel zu Besiktas, der vom Gewinn des Doubles 2020/21 gekrönt wurde. Aktuell ist der 27-jährige Stürmer beim FC Brügge, wo er aber nicht zum Stammpersonal gehört.
Im WM-Team 2022.
Als Jungspund versuchte er, Deutschland zu erobern. Für den FC St.Pauli schoss Hoilett als Leihspieler der Blackburn Rovers immerhin 6 Tore in 21 Einsätzen. Danach setzte sich der Offensivspieler auf der Insel durch: Queens Park Rangers, Cardiff City und aktuell Reading hiessen die Klubs des 161-fachen Premier-League-Spielers, der 45 Länderspiele (14 Tore) auf dem Buckel hat.
Von der bislang einzigen WM-Teilnahme 1986 blieb wenig im kollektiven Gedächtnis von Fussballfans hängen. Mit dieser Ausnahme: dem Panini-Bild des Verteidigers. Kaum zu glauben, dass der Captain damals knackige 35 Jahre jung war. Kicken konnte er: 1998 wurde Wilson als einziger Kanadier ins «CONCACAF Team des Jahrhunderts» gewählt.
Kürzlich erinnerte sich der Abwehrspieler im Magazin «Zwölf» an seine Jahre in der Schweiz. Bridge, ebenfalls WM-Teilnehmer 1986, verteidigte damals beim FC La Chaux-de-Fonds. Später war er bei den Neuenburgern auch Spielertrainer.
Beim Gewinn des Gold Cups im Jahr 2000 wurde Forrest zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt. Der Torhüter spielte als erster Kanadier in der englischen Premier League, er stand mehr als ein Jahrzehnt zwischen den Pfosten von Ipswich Town, später noch bei West Ham.
Erfolgreiche Jahre in Belgien (Cupsieg mit Germinal Ekeren, zwei Meisterschaften mit dem RSC Anderlecht, Torschützenkönig) brachten den Stürmer in die Premier League. Für Everton und Fulham ging Radzinski durchaus erfolgreich auf Torejagd: Zwischen 2001 und 2007 erzielte er 35 Tore in 193 Einsätzen.
Der erste Anlauf in Deutschland war harzig: Als 18-Jähriger wechselte McKenna zu Energie Cottbus. Nach Jahren als Ergänzungsspieler schaffte er bei Heart of Midlothian in Schottland den Durchbruch, weshalb ihn Cottbus ein zweites Mal verpflichtete und mit ihm in die Bundesliga aufstieg. Nach einem Wechsel spielte er sieben Jahre für den 1. FC Köln, wo er 2014 und nach 63 Länderspielen seine Laufbahn beendete. Heute ist er bei den «Geissböcken» Co-Trainer.
Seine Karriere endete mit einem fürchterlichen Beinbruch, den er sich 2012 als YB-Spieler gegen den FC Basel zuzog. Nach vielen Operationen und langer Reha musste Simpson 2015 kapitulieren. Vor seiner Zeit in Bern hatte er unter anderem für Millwall und Kaiserslautern gespielt. Heute ist Simpson Präsident des Pacific Football Club auf Vancouver Island, dem Meister der Canadian Premier League 2021.
Über Norwegen und die Niederlande kam der 1,95 m lange Stürmer 2007 nach Deutschland. Friend schoss Borussia Mönchengladbach zurück in die Bundesliga, danach folgten Gastspiele bei Hertha BSC, Eintracht Frankfurt und 1860 München.
Der Doppelbürger kam in Neuchâtel zur Welt und wechselte früh von Xamax in den Nachwuchs des FC Basel. Dort kam er zunächst nicht an Franco Costanzo vorbei, danach stand ihm Yann Sommer im Weg. Nach einigen Ausleihen wechselte Leutwiler mit 23 nach England, wo er zumeist dritt- und viertklassig für Shrewsbury Town spielte. Vereinzelte Einsätze in der zweithöchsten Liga kamen für Blackburn und Middlesbrough hinzu. Für Kanada bestritt der ehemalige Schweizer Nachwuchs-Internationale drei Länderspiele. Heute ist der 33-Jährige Ersatzgoalie bei Oldham Athletic in der fünftklassigen National League.
In diesem Herbst spielte er für die Glasgow Rangers in der Champions League – aber an der WM ist der 33-jährige Mittelfeldspieler nicht dabei. Arfield trat im Januar aus dem Nationalteam zurück. Er wuchs in Schottland als Sohn eines Kanadiers auf, spielte stets auf der Insel, stieg mit Burnley in die Premier League auf und wurde mit den Rangers Meister und Cupsieger.