Ski-Fans kommen in den nächsten zwei Wochen voll auf ihre Kosten: Am Montag begannen die Alpinen Ski-Weltmeisterschaften in den französischen Alpen und damit ein richtiges Ski-Fest mit einem Rennen pro Tag. Wir haben uns das berühmte Gebiet rund um Courchevel und Méribel etwas genauer angeschaut. Fünf spannende Fakten zum WM-Austragungsort:
Die Wintersportorte Courchevel und Méribel liegen ziemlich genau 100 Kilometer südlich von Genf. Und nicht viel östlicher befindet sich schon die italienische Grenze, in Turin wäre man in knapp drei Autostunden.
Courchevel und Méribel bilden zusammen mit Les Menuires und dem Val Thorens das Skigebiet Trois Vallées in der Landschaft Savoyen. Mit gigantischen 600 Pistenkilometern trägt Les Trois Vallées den Titel des grössten zusammenhängenden Skigebietes der Welt.
Die WM 2023 findet bereits zum vierten Mal in Frankreich statt – nach Chamonix (1937 und 1962) und Val d’Isère (2009). Hingegen ist es in Europa die erste Ski-WM, die an zwei verschiedenen Orten ausgetragen wird. Méribel hat dafür bereits Erfahrung in der Austragung von Grossanlässen: 1992, während der Olympischen Spiele in Albertville, fuhren hier die Ski-Frauen um die Medaillen. Ausserdem trug Méribel sämtliche Eishockey-Begegnungen der Spiele von 1992 aus.
Unmittelbar nach der Einreichung der Bewerbung habe man eine vom Sportministerium und dem WWF ausgearbeitete Charta mit 15 «Umwelt-verantwortlichen» Verpflichtungen unterschrieben, schreibt das Organisationskomitee.
Die Charta beruht auf vier Schwerpunktthemen und neun strategischen Zielen. Der erklärte Wille: die Organisation von Skiweltmeisterschaften, die «umweltfreundlich, sinnstiftend und integrativ» sind. Für jede Herausforderung werden quantifizierte Ziele festgelegt.
Konkret soll die CO₂-Bilanz der Projektionen im Vergleich zum letztjährigen Weltcupfinale, das an denselben Orten stattfand, um 20 Prozent gesenkt werden. Diese betrug 1957 Tonnen CO₂-Emissionen, das sind 192 kg pro Zuschauer. «Wir wollen es besser machen, indem wir 100 kg CO₂ pro Person anstreben», kündigt Émilie Meynet, Verantwortliche für Nachhaltigkeit, an.
Ein Mobilitätsplan fördert ausserdem den öffentlichen Nahverkehr, damit Zuschauerinnen und Zuschauer zu den Austragungsorten der Wettkämpfe gelangen. Die Flotte umfasst etwa 90 Fahrzeuge, die sowohl kurze Fahrten zwischen den beiden Gebieten als auch lange Strecken bis zu den umliegenden Städten anbieten.
Für das Publikum wurden die Mahlzeiten lokalen Caterern anvertraut und recycelbaren Verpackungen wurde Priorität eingeräumt. So sollen 80 Prozent der Abfälle gesammelt und in Zusammenarbeit mit dem Gemeindeverband Val Vanoise wiederverwertet werden. Weiter seien 100 Prozent des verwendeten Kunstschnees mit erneuerbarer Elektrizität erzeugt worden.
Im Vorfeld der WM habe man ausserdem rund 60'000 Jugendliche, darunter auch Schulklassen, für den Schutz der Berge und die globale Erwärmung sensibilisiert. Zu diesem Thema wurden zwei Dörfer in Le Praz und Méribel eingerichtet, um den Austausch mit Umweltverbänden wie Mountain Wilderness oder Protect our Winters zu fördern. Schliesslich soll rund ein Viertel des Publikums von ermässigten Preisen oder kostenlosem Eintritt profitieren. Um die Einheimischen und die Gäste der Skigebiete zu bevorzugen, sind sechs kostenlose Fanzonen entlang der Pisten auf Skiern zugänglich.
All diese Massnahmen sollen ein «positives Vermächtnis zugunsten des ökologischen und gesellschaftlichen Wandels hinterlassen». Es sind hehre Ziele, allerdings gilt wie immer: Abgerechnet wird am Schluss.
Mit Ausnahme der Parallelrennen, die alle auf der Piste Roc de Fer in Méribel ausgetragen werden, starten Frauen und Männer an separaten Hängen.
In Courchevel ist die Eclipse das Aushängeschild der Weltmeisterschaften. Sie erstreckt sich über 3,2 Kilometer vom 2234 Meter hohen Col de la Loze bis nach Le Praz (1290 m) und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 945 Metern. Diese speziell für die Geschwindigkeitswettbewerbe der Männer gebaute, als anspruchsvoll geltende Piste wurde bei den Weltcupfinals im letzten Winter zum ersten Mal befahren.
Courchevel dürfte insbesondere dem Schweizer Ski-Ass Marco Odermatt bestens in Erinnerung sein: «Odi» durfte im Zuge des Weltcupfinales, das in den beiden Orten ausgetragen wurde, im letzten Jahr dort die grosse Kristallkugel für den Gewinn des Gesamtweltcups und die kleine Kristallkugel für den Gewinn des Riesenslalom-Weltcups entgegennehmen.
In Méribel wird die Piste Roc de Fer, deren Streckenführung für die Olympischen Spiele in Albertville entworfen wurde, sowohl die Damen- als auch die Parallelwettbewerbe beherbergen. Der untere Teil wurde dabei extra auf der gesamten Breite eingeebnet.
Nachdem er auf diesen Winter hin so ziemlich alles umstellte – Material, Trainer, Servicemann –, bleiben bei Alexis Pinturault in dieser Saison die ganz grossen Erfolge aus. Das soll sich jetzt ändern, schliesslich darf er in seiner Heimat antreten.
Pinturault wuchs in Courchevel auf, wo sein Vater Claude Besitzer eines Fünfsterne-Hotels ist. Dieses wird mittlerweile von seiner Schwester Sandra Pinturault in der dritten Generation geführt. Für den französischen Ski-Crack dient es während der WM ausserdem als Übernachtungsort. Dies sei «sensationell und eine richtige Chance» für ihn, berichtete Pinturault, der in den Tagen kurz vor der WM allerdings noch krank war, gegenüber Eurosport.
Das Gebiet um Courchevel und Méribel wurde schon einmal weltbekannt: Als Michael Schumacher 2013 schwer verunglückte, war es Fokus der internationalen Medien. Der Rennfahrer war abseits der Piste unterwegs, als er einen mit Schnee bedeckten Felsen übersah und mit dem Kopf auf einem weiteren Felsen aufschlug. Die Schumachers besitzen ein Luxus-Chalet in Méribel.
Das Budget einer Alpinen Ski-WM ist natürlich riesig: Ganze 51 Millionen Euro kostet die diesjährige WM mit dem Motto «Hearts racing together». Ursprünglich veranschlagt gewesen waren lediglich 42 Millionen Euro.
Die FIS beteiligt sich mit rund 33 Millionen Euro, indem sie einen Teil der TV- und Marketingrechte, die sie besitzt, an das Organisationskomitee weitergibt. Einnahmen soll ausserdem der Verkauf von Tickets sowie von Merchandise-Produkten bringen. Der französische Staat und die Gemeinden zahlen gemeinsam 15 Millionen, die restlichen Millionen werden mittels Partnerschaften aufgetrieben.