Am Donnerstagabend spielt der HC Davos zuhause gegen die Cardiff Devils seine erste Partie in der Champions Hockey League. Mit dabei sein wird auch Chris Herbert. Gemeinsam mit sieben weiteren Devils-Fans reist er quer durch Europa, um sein Team auf der internationalen Bühne spielen zu sehen.
Chris Herbert, wie wurden Sie Eishockey-Fan in Wales?
Chris Herbert: Ich ging mit meinem Nachbar an ein Spiel der Cardiff Devils, es war sein Vorschlag. Das war vor sieben Jahren und ich habe es keine Sekunde bereut.
Ist der Sport in Ihrem Land beliebt?
Die Beliebtheit steigt. Vor drei Jahren haben neue Besitzer die Devils übernommen. Seither berichten mehr Mainstream-Medien, inklusive der BBC, darüber. Das hilft, den Sport weiter zu verbreiten. Aber in Wales gibt es immer noch nur zwei Eishallen – eine in Deeside in North Wales und eine in Cardiff in South Wales.
Fussball war für Sie nie eine Option?
Fussball ist im Vereinigten Königreich immer eine Option. Aber es ist einfach sehr teuer. Als Beispiel: Ein Saisonabo im Fussball bei Cardiff City kostet zwischen 299 und 519 Pfund (372.- bis 645.- Fr.) für 23 Heimspiele. Ein Saisonabo der Cardiff Devils kostet 410 Pfund (510.- Fr.) für 32 Heimspiele.
Was fasziniert Sie am Eishockey?
Es war die Schnelligkeit dieses Spiels, die mich gefesselt hat. Im Gegensatz zu Rugby, bei dem es immer wieder längere Unterbrüche gibt, fliesst ein Eishockeyspiel während 60 Minuten. Du weisst auch nie, was passiert. In einem Moment bist du am verteidigen und plötzlich stehst du wieder vor dem gegnerischen Tor.
Weshalb sind die Cardiff Devils ihr Team?
Sie sind aus meiner Stadt. Ich wohne etwa 30 Kilometer vom Stadion entfernt. Zudem sind sie das erste Eishockey-Team, dem ich zugeschaut habe und wir sind genau gleich alt. Bei den ersten Spielen halfen mir langjährige Fans, das Spiel zu verstehen. Mit der Zeit war ich mehr und mehr involviert im Verein. Ich lernte die Spieler kennen und habe innerhalb der Devils-Familie viele Freunde gefunden.
Für die Champions Hockey League absolvieren Sie einen riesigen Roadtrip. Wie sieht der genau aus?
Mit acht Leuten in zwei Autos fahren wir von Cardiff nach Dover. Von dort geht es mit der Fähre nach Frankreich und dann runter nach Metz. Nach einer hoffentlich erholsamen Nacht fahren wir weiter nach Davos und schauen dort das Spiel. Nach einem Sensationssieg der Devils – träumen darf man ja! – und ein paar Drinks, Cola für mich als Fahrer, geht es weiter nach Prag. Dort haben wir Zeit für etwas Sightseeing, bevor wir dann nach Liberec fahren und das nächste Spiel schauen. Danach geht es via Stuttgart und Nordfrankreich wieder nach Hause.
Ein riesiger Aufwand, obwohl die Devils in jedem Spiel als krasser Aussenseiter gelten.
Das stimmt. Der Siegeswille unseres Teams dürfte wohl viele überraschen. Man sollte uns nicht unterschätzen, schliesslich hat Nottingham letztes Jahr auch den Continental Cup gewonnen. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass wir keinen einzigen Punkt gewinnen. Aber wir können das Eishockey im Vereinigten Königreich noch weiter verbreiten und der Welt zeigen, was wir draufhaben. Am Ende geht es um einzigartige Erfahrungen. Und diese Reise ist sicherlich eine davon.
Wie würden Sie das britische Eishockey beschreiben?
Unser Eishockey ist eher nordamerikanisch geprägt. Wir haben weniger talentierte Techniker, dafür wird sehr physisch gespielt.
Und was darf man von den britischen Fans erwarten?
Hockey ist ein Nischensport in Wales und generell in Grossbritannien. Es gibt zwar nicht viele Fans, aber dafür sind wir sehr leidenschaftlich und sehr laut.
The 2017/18 season is about to start @devils_redarmy is this how you feel? pic.twitter.com/lVtQoxe6Ut
— Cardiff Devils 🏒 (@cardiffdevils) 8. August 2017
Worauf freuen Sie sich bei Ihrer Reise am meisten?
Ich wollte schon lange mal die Schweiz besuchen. Dank der Champions Hockey League habe ich endlich einen Grund dafür. Ich liebe es, die Welt zu bereisen. Die Chance, das mit Freunden zu tun, ist ein zusätzlicher Bonus.
Was erwarten Sie vom Spiel in Davos?
Ich freue mich darauf zu sehen, wie sich mein Team gegen eine europäische Spitzenmannschaft schlagen wird. Ich hoffe, dass es ein enges, ausgeglichenes Spiel wird. Und vor allem freue ich mich darauf, Beziehungen zu den Schweizer Eishockey-Fans zu knüpfen.