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Karli Odermatt: «Die Leichtigkeit von YB gibt mir zu denken»

Die Seele des FCB spielte einst bei YB: FCB-Verwaltungsrat Karli Odermatt.
Die Seele des FCB spielte einst bei YB: FCB-Verwaltungsrat Karli Odermatt.bild:watson
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FCB-Legende Odermatt: «YB gewinnt mit einer Leichtigkeit, die mir zu denken gibt»

Ist der Erfolg von YB bloss eine Eintagsfliege oder erleben wir gerade DIE Wachablösung in der Super League? Fussballlegende Karli Odermatt sagt, warum Basel in den sauren Apfel beissen muss und weshalb sich YB trotzdem warm anziehen sollte. 
26.04.2018, 15:2927.04.2018, 06:17
Nico Franzoni
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Karli Odermatt, nach acht Jahren stösst YB den FC Basel vom Fussballthron. Ist dies die grosse Wachablösung im Schweizer Fussball?  
Wir gönnen YB dieses Jahr den Meistertitel und beissen in den sauren Apfel, wie man so schön sagt. YB hat den Titel verdient. Aber eine Zeitenwende bedeutet dies nicht. Nächste Saison ist der FC Basel wieder an der Reihe. 

Die Berner haben fünf Runden vor Schluss sagenhafte 13 Punkte Vorsprung. Hättest du das zu Beginn der Saison für möglich gehalten?
YB hat einfach sackstark gespielt diese Saison. Die Berner sind eine tolle Mannschaft und haben den Meistertitel nicht gestohlen. 

Video: watson/nico franzoni, adrian müller
«YB hat einfach sackstark gespielt.»

Basler Fans nehmen es etwas weniger locker ...
In Basel redet man, wie wenn man vor dem Abstieg stehen würde. Aber auch der FCB hat eine hervorragende Saison gespielt. Wir sind 13 Punkte vor dem drittplatzierten Team. Basel ist jetzt halt mal nicht Erster, sondern Zweiter. Damit können wir leben. Jetzt müssen wir einfach die Champions-League-Quali überstehen, darin haben wir viel Erfahrung. Übrigens: YB soll sich jetzt endlich mal international ‹ins Bein beissen› und sich für die Champions League qualifizieren. Es ist an der Zeit, dass auch mal ein anderer Schweizer Club wichtige UEFA-Punkte holt, nicht nur wir. 

Diese Saison ist ihre Strategie nicht aufgegangen: Karli Odermatt (rechts) mit dem neuen FCB-Präsidenten Bernhard Burgener.Bild: KEYSTONE

Nichtsdestotrotz reisst eine epische Meisterserie des FC Basel. 
Auch Bayern München ist einmal Zweiter geworden, aber geändert hat sich in der Bundesliga nichts. Ein Jahr später war Bayern wieder Meister!  

Hand aufs Herz: Ist man beim FC Basel nicht auch ein bisschen froh über den zweiten Platz? So hat der Club wieder eine Herausforderung. 
Alle Fussballfans in der Schweiz sind glücklich, ausser die Basler natürlich. Wieder mal ein neuer Meister, wieder mal ein anderes Team in Front, das ist gut. Eigentlich ist es schade, dass in der Schweiz nicht fünf Teams ganz vorne mitspielen. Das war zu meiner Zeit eher der Fall. Die Liga war extrem eng und jeder Sonntag ein spannungsgeladenes Fussball-Highlight. 

Basel und YB haben mit Abstand am meisten Geld und Zuschauer. Das Duopol wird zementiert. 
Ich hoffe sehr, dass andere Mannschaften jetzt auch einen Schritt vorwärts machen und sich verstärken. Eine ausgeglichene Liga macht viel mehr Spass. Wir sehen es im Abstiegskampf, der interessant wie nie ist. Noch ist völlig offen, wer in die Challenge League muss. So sollte auch der Endspurt um den Titel sein. In den letzten Jahren waren wir immer voraus, das war halt für die Leute nicht mehr ganz so spannend. 

«Der Abstiegskampf zeigt: Eine ausgeglichene Liga macht viel mehr Spass.»

2002 holte Basel nach 22 Jahren erstmals wieder einen Titel. Was kann so ein Triumph in einem Verein auslösen? 
So ein Titel bewirkt unheimlich viel. Das ist klar. Es ist einfach so schade, dass Andy Rihs diesen Titel nicht mehr mit YB feiern kann. Wenn es einer verdient hätte, dann er. 

Was hat YB dem FC Basel voraus?
YB spielt dieses Jahr unglaublich konstant. Man hat immer geglaubt, sie brechen dann schon noch ein. Aber sie sind nie eingebrochen und haben Spiele mit einer Leichtigkeit gewonnen, die mir zu denken gibt. Selbst bei ‹Chnorz-Matches› haben sie gesiegt, das zeichnet eine Mannschaft aus. Auch der FC Basel muss wieder dorthin und in der neuen Saison beständiger werden. Das ist ganz klar. 

Zur Person
Doyen, Idol, Held, Star: Der 75-jährige Karl «Karli» Odermatt ist noch immer die eigentliche Seele des FC Basel. Heute ist der frühere Spieler und Trainer im FCB-Verwaltungsrat tätig. Odermatt spielte von 1962 bis 1975 beim FC Basel. Danach wechselte er zu den Young Boys, wo er 1977 den Cupsieg holte. Für die Nationalmannschaft erzielte er in 50 Spielen 10 Tore. Odermatt hat zwei Töchter aus erster Ehe und zwei Söhne aus zweiter Ehe.

Ein Titel weckt Begehrlichkeiten. Worauf müssen die Berner aufpassen?
Die Young Boys werden etwas ganz sicher spüren: Die besten Spieler werden YB nach dem Titel weggekauft. Auch der FC Basel hat in den letzten Jahren stets 4-5 Spieler verloren. Sportchef ‹Wuschu› Spycher muss gute Kameraden für die Mannschaft finden, denn YB war vor allem auch ein tolles Team. 

2010 sorgte der FCB mit dem Yapi-Transfer für grosse Unruhe bei den Bernern. Schnappt sich Basel nun wieder einen YB-Spieler? 
Da musst du Sportchef Marco Streller fragen. 

Karli Odermatt (rechts) spielte 1975 bis 1979 bei YBBild: KEYSTONE

Für Basel ist die Situation nicht einfach. Der Verein muss nächste Saison rasch wieder an die Spitze. Sonst wird die Lage für Trainer Wicky und Sportchef Streller rasch ungemütlich. 
Es ist klar, in Basel streben wir den Erfolg an. Schlussendlich kennen wir alle die Mechanismen des Fussballgeschäfts. 

Der FC Basel hat diese Saison alles auf den Kopf gestellt. War diese Hauruck-Übung wirklich nötig? 
In dieser Spielzeit wollten wir mit eigenen jungen Spielern nach vorne kommen. Jetzt ist diese Strategie halt mal nicht aufgegangen. Nun gilt es, clever zu agieren und die nächste Saison gut vorzubereiten. YB muss sich warm anziehen! 

Das Duell YB gegen FCB ist für dich auch eine persönliche Geschichte. Als Spieler hast du einst fünf Jahre in Bern gespielt und sogar den Cupsieg geholt. Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Basel hat ganz sicher die beste Fangemeinde der Schweiz. Aber die Berner sind einfach sehr anständige, nette Leute. Ich habe dort viele gute Freunde kennengelernt, die ich noch heute treffe. 

«YB ist kein Loser-Klub!»: Erich Hänzi im Interview

Video: watson/nico franzoni, adrian müller

Die YB-Geschichte – die besten Bilder seit der Gründung 1898

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Die YB-Geschichte – die besten Bilder seit der Gründung 1898
Am 14. März 1898 gründeten die Gymnasiasten Max Schwab, Hermann Bauer, Franz Kehrli und Oskar Schwab den FC Young Boys. Den Klubnamen Young Boys wählten sie in Anlehnung an den damals populären Basler Verein BSC Old Boys. Hier wird auf dem «Schwellenmätteli» unterhalb der Kirchenfeldbrücke trainiert.
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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Paul Badman
26.04.2018 15:51registriert November 2015
In den Interviews ist Karli souverän, wie damals auf dem Platz. Er hat die Uebersicht und bringt es genau auf den Punkt.
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bcZcity
26.04.2018 16:04registriert November 2016
In Basel tut man also so als ob es um den Abstieg geht...wie erfolgsverwöhnt muss man sein. Ok, eine gute Portion Ehrgeiz zeichnet die Basler ja jeweils aus, aber man sollte nicht vergessen wo der Verein vor nicht all zu langer Zeit einmal war.

Ausserdem ist es schwer einfach so gut wie Basel zu werden, da wurde nun auch etwas aufgebaut und die haben ein tolles Trainingszentrum bekommen.

Wo trainiert z.b ein FC Zürich? Auf einer Sportanlage mit bescheidenen Platz Verhältnissen! Man muss eben auch intelligent investieren, Spieler alleine reichen nicht.
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UncleHuwi
26.04.2018 17:38registriert Mai 2015
🎶Karli no ne Gool...oh wie duet das wohl...d fahne rot und blau...das isch basel's gröschti schau🎶
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