Mehr Emotionen? Unmöglich. Schweiz gegen Albanien ist auch ein Spiel gegen das eigene Blut. Derzeit sind im Schweizer Nationalteam sieben Spieler mit kosovarischen Wurzeln. Für niemanden ist das Spiel gegen Albanien aber so speziell wie für Granit Xhaka. Der 23-Jährige steht vor dem Duell gegen Bruder Taulant (25).
... das emotionale Spiel gegen seinen Bruder Taulant:
«Am besten fliegen wir beide in der zweiten Minute vom Platz - dann wird es einfacher. Nein, Spass bei Seite. Es ist ein spezielles Spiel für unsere Familie. Gegeneinander zu spielen ist wohl das letzte, das wir uns gewünscht hätten, Kinder wie Eltern. Aber wir konnten nichts beeinflussen und uns mittlerweile damit abfinden. Wir sind professionell genug, die Situation auf dem Platz auszublenden. Der Bessere soll gewinnen.»
... die Beziehung zum Kosovo:
«Taulant und ich sind beide in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Erst mit 12 haben wir den Kosovo zum ersten Mal gesehen. Wir machten sowohl im Sommer wie auch im Winter dort Ferien bei den Grosseltern.»
... seine Entscheidung für die Schweiz und Taulants Entscheidung für Albanien:
«Das ist ganz einfach: Bei mir war es so, dass Albanien kein Interesse hatte an mir, die Schweiz aber schon. Und bei Taulant war es umgekehrt.»
... das letzte Bruder-Duell, als Granit noch bei Basel und Taulant bei GC spielten:
«Ich weiss nicht mehr viel davon. Das ist zu lange her. Aber an eines kann ich mich erinnern: Kurz nach dem Spiel flogen wir nach Mallorca, obwohl die Saison noch nicht zu Ende war. Aber der FCB war schon längst Meister.»
... die neue Rolle als Chef auf dem Platz nach dem Rausschmiss von Captain Inler:
«Viele Sachen waren anscheinend negativ - aber damit kann ich umgehen. Ich sagte schlicht, dass ich gerne zentral spielen würde. Ich bin erst 23 - und stelle darum keine Ansprüche, dass ich der Chef sein will. Es gibt andere Spieler, die viel mehr Erfahrung haben. Ihnen gebührt auch die Chef-Rolle.»
... die EM-Favoriten:
«Als Weltmeister ist Deutschland automatisch erster Favorit. Frankreich darf man nicht unterschätzen, sie haben eine Super-Mannschaft. Und vielleicht Belgien noch.»
... den EM-Titel von Griechenland 2004:
«So etwas ist einmalig. Wenn das nochmals ein Team schafft - dann Chapeau! Unser erstes Ziel ist es, die Gruppenphase zu überstehen. Danach müssen wir auch auf ein gutes Los hoffen. Gegen Argentinien im WM-Achtelfinal haben wir ein super Spiel absolviert, aber das interessiert niemanden, wir sind gleichwohl ausgeschieden.»
... die Stärken und Schwächen der Schweiz:
«Wir haben keine Einzelspieler, die eine Partie alleine entscheiden können. Wir müssen kämpfen und laufen füreinander. Das ist das Wichtigste für uns. Es darf niemand denken: ‹Ich bin der Star und schaffe das alleine!› So sind wir nicht. Wir sind kein Brasilien und wir haben auch keinen Messi. Wir müssen sein wie eine Familie.»