Da steht er. Neben dem Platz. Und fällt auf. Der Mann im perfekt sitzenden Anzug, mit der Professoren-Brille und den Haaren, als würde er seine Espresso-Maschine mit Alpecin befüllen.
Es ist Alberico Evani, Italiens Assistenz-Coach, geboren am ersten Tag des Jahres 1963, Ex-Fussballprofi bei der AC Milan und Sampdoria Genua, Neo-Stilikone.
Offiziell ist Evani zur taktischen Unterstützung von Chefcoach Mancini angereist. Mag sein, dass der Mann, der gerne im Taktikordner blättert, auch in dieser Hinsicht brilliert – am Bildschirm nimmt man den 58-Jährigen als Mancinis modischen Wingman wahr.
Und sein makelloser Auftritt ist nicht nur watson aufgefallen. Er sei der am meisten wie ein italienischer Mann aussehende Italiener in der Geschichte der italienischen Männer, schreibt Twitter-User HLTCO. HLTCO hat damit natürlich absolut recht.
Andere ziehen weniger subtile Vergleiche: Im Vergleich zu Evani würden wir alle «scheisse» aussehen, meint Brian Coney, ein Schweizer Spassvogel Sportjournalist verglich ihn mit dem ehemaligen «10vor10»-Nachrichtensprecher Stefan Klapproth.
Wer diesen Vergleich zieht, erkennt in einem Ackergaul einen Vollblutaraber. Aber Evanis Auftritt hat ihm an dieser Euro bereits diverse Vergleiche eingebrockt: Groucho Marx, Robert Downey Junior, Mike Bassett, Deryck Guyler. Ohne zu wissen, wer Guyler war – aber der Name scheint zutreffend.
Evani wuchs im Städtchen Massa in der Toskana in bescheidenen Verhältnissen auf. Seine Eltern flössten ihm einen unerschütterlichen Arbeitsethos ein, der sich später auch auf dem Fussballplatz zeigte. Obwohl mit einem brillanten linken Fuss ausgestattet – der Talentierteste war Evani nie. Aber er gehörte immer zu den Diszipliniertesten. Und er verrichtete die Schwerarbeit, damit Künstler wie Van Basten glänzen konnten.
Evani gewann als Stammspieler der AC Milan und Sampdoria Genua unter anderem dreimal die italienische Meisterschaft und zweimal den Cup der Landesmeister (Vorläufer der Champions League).
Mit Italien wurde Evani 1994 Vizeweltmeister. Im legendären Finalspiel gegen Brasilien trat er im Penaltyschiessen als Schütze an. Und er verwandelte. Davon redet heute niemand mehr. Roberto Baggios Kerze in den Himmel hingegen wird weiterhin besungen.
Italiens sympathischer Musiker Jovanotti widmete Evani mit «Alberico del mondo» einen Sommerhit. Das ist natürlich Käse und frei erfunden. Der Song heisst «l'ombelico del mondo», was so viel wie Nabel der Welt bedeutet. Doch irgendwie müssen wir ja überleiten zum nächsten Bild-Block.
Hörst du es jetzt auch im Ohr? «Questo Alberico è l'ombelico del mondooooo...»
Kleiner Exkurs zu den italienischen Anzügen. Diese wurden in diesem Jahr inspiriert von den Sackos des legendären Italien-Trainers Enzo Bearzot. Dieser coachte 1982 die Squadra Azzurra in Spanien zum Weltmeistertitel.
(tog)
schnoogg
Don Alejandro
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