In den einen TV-Formaten werden mehr oder weniger Prominente um die halbe Welt geschickt, um sie im australischen Dschungel hausen und Känguru-Hoden verspeisen zu lassen. Andere Sendungen kommen mit einer sehr spartanischen Studioeinrichtung und wesentlich kleineren Tieren aus.
Willkommen bei «Man V Fly». Das Prinzip ist so einfach wie bei kaum einer anderen Gameshow. Ein Kandidat wird in eine kleine Kammer gesperrt und hat eine Minute Zeit, die Fliege, die sich dort befindet, zu töten.
Damit dem Zuschauer nicht schnell langweilig wird, kommt der Clou. Die Teilnehmer sind verkleidet und gehen mit teils absurden «Waffen» auf die Jagd. So versucht es beispielsweise die Burlesque-Tänzerin «Fifi La Boom» mit ihren rotierenden Nippel-Propellern – und scheitert.
Für zarte Gemüter ist die Sendung nicht, schliesslich stirbt hin und wieder ein unschuldiges Lebewesen. So wie in der Folge, in welcher der zweifache Darts-Vizeweltmeister Bobby George zur Tat schreitet. Mit Pfeilen in der Hand macht man dem «King of Bling» nichts vor. Vier Versuche benötigt er, um die Fliege aufzuspiessen.
Um nicht zu spoilern, verzichten wir bei den nächsten Videos auf die Information, ob der Mensch oder die Fliege das Minuten-Duell gewonnen hat. Eine weitere Idee der mit Klischees um sich werfenden TV-Macher: Der deutsche Urlauber Hans Fliegenmorder, ausgestattet mit einer «Bild am Sonntag».
Weil ein Deutscher selten allein auftaucht, wird mit einem «German Fraulein» nachgelegt, Dirndl tragend und mit Würsten werfend. Die Verkaufstaktik der Wurstverkäuferin Sabrina Koch bestehe darin, die Kunden in ein Gespräch zu verwickeln: «Mögen Sie Würste? Ich liebe Würste! Lassen Sie uns über Würste sprechen.» Es sind solche skurrilen «Fakten», gepaart mit den topseriösen Kommentaren, die den kurzen Spass so unterhaltsam machen.
Auch die Fliege bekommt in der Sendung natürlich einen Steckbrief. Mal wird sie als afrikanischer Diktator inszeniert, dann steht ein griechischer Kellner im Ring. Oder das kleine Insekt heisst Ignacio «The Flying Sultana» Orellana und bekommt es mit dem Boxer Jon «Iron Jaw» Law zu tun, der die Fliege ausknocken will.
Selbst ein Mann Gottes kommt in der kleinen Arena nicht ohne Gewalt aus. Der russisch-orthodoxe Priester schwenkt im Kampf mit der afghanischen Fliege Ahmed Petwaste seinen Weihrauchkessel.
Die Show beantwortet auch eine Frage, die sich die Menschheit seit Jahrtausenden stellt: Wer gewinnt einen tierischen Zweikampf zwischen Hai und Fliege?
Die schmerzhafte Erfahrung, dass man sich mit einem Yo-Yo verletzen kann, macht man meist schon als Kind. Stephen Langley hat also durchaus realistische Chancen im Kampf gegen die Fliege Harry Wingspan:
Tatsächlich gibt es Berichte von Jägern, die vor hunderten von Jahren mit einer Art Yo-Yo auf Beutezug gingen. Ob es auch Felsmalereien von Kleinwüchsigen gibt, die mit Leiter und Fensterabzieher hantieren? Vermutlich nicht. Aber man könnte ja mal prüfen, ob sich damit eine Fliege töten lässt.
Falls du immer noch hier bist, fühlst du dich vermutlich bestens unterhalten. Doch immer dran denken: Für den Spass werden mutwillig unschuldige Kreaturen geopfert. Leute wie die Aktivisten der «Fly Liberation Front» erinnern daran, wenn sie die Sendung stürmen, um zu protestieren.
Zwischen 2015 und 2017 wurden insgesamt 85 Folgen der Sendung produziert. Teilweise wurden sie auch auf dem kleinen deutschen Sender Tele 5 ausgestrahlt.
Nach diesem Artikel ist die Frage aus meiner Sicht beantwortet… 😨