Mit einer der grössten Sensationen in der Geschichte des Boxens. «Unterschätze diesen kleinen fetten Jungen nicht», warnte Andy Ruiz zwar vor dem Fight sein Gegenüber. Aber vielleicht machte Anthony Joshua dies Anfang Juni in New York, denn überraschend triumphierte der 1,88 Meter kleine und 122 Kilogramm schwere Ruiz.
Ruiz gewann in Runde 7 durch technischen K.o. und holte sich die Weltmeistertitel der Verbände IBF, WBO und WBA. Dabei stand Ruiz nur als Ersatzmann überhaupt im Ring, weil der ursprünglich eingeplante Gegner als Dopingsünder überführt wurde.
Bei den Buchmachern ist erneut Joshua der Favorit. Aber der Engländer, der vor dem verlorenen Titelkampf sämtliche Fights gewonnen hatte, wird zulegen müssen. «The Destroyer» Ruiz hatte mit seinen schnellen Händen die Deckungslücken beim Modellathleten «AJ» – zehn Zentimeter grösser, aber zehn Kilogramm leichter – erbarmungslos aufgezeigt.
Der Nordamerikaner muss elf Stunden Zeitunterschied zu seiner Heimat Kalifornien bewältigen, der Engländer Joshua nur zwei. Andy Ruiz' Trainer Manny Robles kritisiert deshalb, dass sein Schützling einen Kampf in Mexiko oder den USA verdient gehabt hätte.
Der frühere deutsche Weltmeister Henry Maske glaubt, dass dieses Mal Joshua gewinnen wird. «Er wird intensiv an sich gearbeitet haben», sagte er zur «Bild», «die Robustheit von Ruiz wird ihn nicht mehr überraschen.» Sein Landsmann Axel Schulz hingegen sagt eine Titelverteidigung voraus. «Ruiz wird gewinnen, sogar vorzeitig! Durch die vier Niederschläge im ersten Kampf spielt bei Joshua ganz, ganz viel Angst mit.»
In einem kurzen Halbsatz: Weil die Veranstalter 100 Millionen Dollar hinblättern. Mit hochwertigen Sportveranstaltungen versucht das als Schurkenstaat verschriene Saudi-Arabien auf der Welt ein besseres Image zu erhalten. Das Königshaus plant mit einer «Vision 2030» für eine Zukunft, in der kein Öl mehr fliessen wird.
Der WM-Kampf ist einer von zahlreichen Events, die nach Saudi-Arabien geholt wurden. Zuletzt etwa besuchte die Formel E das Land, der italienische und der spanische Fussball-Supercup wurden angelockt und noch vor Weihnachten eine Tennis-Exhibition mit Stars wie Stan Wawrinka, Daniil Medwedew oder David Goffin. Auch Musikstars geben Konzerte in Saudi-Arabien.
Parallel dazu werden die strengen Regeln im Land gelockert. So sieht man mittlerweile Frauen ohne Kopftuch, ausserdem dürfen sie seit letztem Jahr auch Auto fahren und Touristen sind nun willkommener als früher. Frauen dürfen auch zum Boxkampf zwischen Ruiz und Joshua – aber nur in Begleitung von Männern.
Trotzdem gibt es teils scharfe Kritik am Verhalten der Sportler, die viel Geld einsacken, wenn sie in Saudi-Arabien antreten. Amnesty International spricht von «Sportwashing», vom sich reinwaschen durch Sportanlässe. Denn um die Menschenrechte ist es nach wie vor schlecht bestellt. Vor mehr als einem Jahr etwa liess die Führung Dutzende Menschenrechtsaktivisten verhaften, von denen viele noch immer im Gefängnis sitzen. Widerrede duldet die Führung nicht. Vor allem aber der brutale Mord an dem regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul liegt wie ein dunkler Schatten über dem Land.
Der Rückkampf findet in Diriyah statt, einem Vorort der Hauptstadt Riad. Einst stand dort der erste Palast der Königsfamilie Al Saud. Nun haben die Veranstalter für den «Clash on the Dunes» («Kampf in den Dünen») in kurzer Zeit eine Arena für 15'000 Zuschauer gebaut. «Dieser Kampf ist die grösste Sportveranstaltung in der Geschichte Saudi-Arabiens», sagte Chalid bin Abdulasis, der Chef des saudischen Veranstalters.
Auf der Streaming-Plattform DAZN. Der Fight vom Samstag ist für 21.45 Uhr Schweizer Zeit angesetzt.
(Mit Material der Agentur Keystone-SDA)
"Rumble in the Jungle" im Kinshasa unter Mobutu
"Thrilla of Manila" im Manila von Ferdinand Marcos
Und auch aktuelle grosse Boxkämpfe sind oft genug im Rahmen zwielichtiger Personen veranstaltet....
überrascht sollte man da echt nicht tun