Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) in Mollis war noch einmal ein Höhepunkt für Pirmin Reichmuth. Für einen Schwinger, für den der Himmel die Grenze schien und dem Verletzungen mehr als einmal einen Strich durch die Rechnung machten.
Als Reichmuth im siebten Gang mit der Maximalnote Etienne Burger ins Sägemehl legte, war sein Jubel gross. Der Innerschweizer wusste, dass er mit diesem Sieg seinen vierten eidgenössichen Kranz sicher hat.
Dabei wäre Pirmin Reichmuth gar nicht mehr im Glarnerland gewesen, wäre es nach ihm gegangen. Wieder hatte ihm sein Knie zu schaffen gemacht, im vierten Gang hatte er sich verletzt.
«Ich hatte heute Morgen die Taschen schon gepackt, mein Knie war so schlimm, ich konnte es kaum belasten», sagte Reichmuth im SRF. «Mein Team hat mich dann darin bestärkt, es noch einmal zu versuchen. Es klingt ein wenig kitschig, aber ich habe dann wirklich an meine Tochter gedacht und daran, wie ich ihr einmal beibringen soll, dass man im Leben auch mal ‹beissen› muss, wenn ich es selber nicht mache.» Zum Glück habe er noch einmal geschwungen.
Der erste Tag des ESAF sei ihm nicht gelungen. «Heute trat ich mit der Haltung an, dass jeder Zug der letzte sein könnte.» Denn Pirmin Reichmuth verriet zugleich, dass er einen Schlussstrich unter seine Karriere zieht. «Für mich ist das heute das letzte Schwingfest.» Er habe den Entscheid schon Anfang Saison gefällt, ihn aber niemandem mitgeteilt. «Für mich stimmt das so. Ich bin überglücklich, dass ich noch einmal den Kranz holen kann.»
Gemessen an seinem Potenzial sind Reichmuths neun Kranzfestsiege eine magere Ausbeute. Doch immer wieder wurde er von schweren Verletzungen ausgebremst. Drei Mal riss das Kreuzband im rechten Knie. Und nachdem er sich jedes Mal wieder zurückgekämpft hatte, erlitt er auch im linken Knie einen Kreuzbandriss. Für seine Ausbildung als Physiotherapeut konnte er eindeutig zu viel am eigenen Leib lernen.
Für den Traum vom Königstitel hatte Pirmin Reichmuth vor und während dieser Saison noch einmal alles gegeben. Er reiste als Sieger des Luzerner Kantonalen und in guter Form nach Mollis. Doch es wollte nicht sein – so wie allzu oft in seiner Laufbahn. So bleiben die drei Triumphe beim Bergfest auf dem Brünig (2019 und 2024) und auf der Rigi (2023) Reichmuths Höhepunkte.