Im heutigen WM-Riesenslalom der Frauen in Méribel warteten die Organisatoren und der Ski-Weltverband FIS mit einer grafischen Neuerung auf. Dank eines neuen Chips am Skischuh wurden die Zwischenzeiten nicht nur bei den drei fix gemessenen Zeiten verglichen, sondern während des ganzen Rennens konnte beobachtet werden, wie sich Vorsprung respektive Rückstand und Zwischenrangierung von einem Tor zum nächsten entwickeln.
Grundsätzlich ist die Idee spannend. Wenn es funktioniert – und das hat es heute mehrheitlich –, sieht man sofort, in welcher Kurve die Fahrerin den Unterschied macht oder den Anschluss an die Spitze verliert. Und doch schien die neue Grafik bei ihrer Premiere irgendwie störend.
Die Illustration lenkte ab. Bei uns im Büro schauten alle nur noch auf die Entwicklung der Zeiten und vergassen dabei, den Fahrerinnen zuzuschauen. Zumal sich der Punkt, der die Athletin darstellt, ständig bewegt. Von den eigentlichen Fahrten – also dem Hauptprodukt – blieb nur wenig in Erinnerung. Das kann eigentlich nicht das Ziel sein – weder der Verbände noch der Fahrerinnen und Fahrer.
Doch als TV-Zuschauer fällt ein Punkt noch viel mehr ins Gewicht. Die stets mitlaufende Zwischenzeit nimmt dem Rennen jegliche Spannung. Eine der tollen Eigenschaften eines Skirennens ist das Mitfiebern von einer Zwischenzeit zur nächsten. Wenn man nun sowieso immer weiss, wie gross der Rückstand bei der nächsten Zwischenzeit ist, dann fällt das komplett weg.
Das soll nicht heissen, dass die Technologie für die TV-Stationen komplett nutzlos ist. Für die Analyse der Fahrten nach einem Rennen oder zwischen zwei Riesenslalomläufen sind diese Daten extrem spannend. Doch im Livebild nehmen sie den Skirennen einen grossen Teil ihrer Magie.