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Olympia 2024: Schon wieder ein 4. Platz – das nervt! Ein Kommentar

Angelica Moser, of Switzerland, reacts after missing her final attempt in the women's pole vault final at the 2024 Summer Olympics, Wednesday, Aug. 7, 2024, in Saint-Denis, France. (AP Photo/Davi ...
Angelica Moser nach ihrem letzten missglückten Versuch.Bild: keystone
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Diese verfluchten 4. Plätze!

Was haben wir Schweizer Sportfans schon gejubelt an diesen Olympischen Spielen in Paris. Was haben wir aber auch schon gelitten.
08.08.2024, 11:0420.12.2024, 13:52
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Die jüngste Leidensgeschichte ist jene der Stabhochspringerin Angelica Moser. Sie zeigte gestern Abend im Stade de France einen eigentlich extrem starken Olympiafinal. Bis und mit 4,80 Meter übersprang die amtierende Europameisterin jede Höhe im ersten Versuch und lag so mit der Titelverteidigerin Katie Moon auf dem geteilten ersten Platz. Zur Einordnung: Moser ist in ihrer noch jungen Karriere erst ein Mal höher als 4,80 Meter gesprungen.

Nach den perfekten Sprüngen scheiterte die 26-Jährige allerdings zunächst zweimal an 4,85 Meter, dann im letzten Versuch auch an 4,90 Meter. Nur weil die Kanadierin Alysha Newman erstmals seit Jahren bei einem Outdoor-Meeting wieder höher als 4,80 Meter sprang, verpasste Moser die angestrebte Medaille.

So blieb ihr nur der ungeliebte vierte Platz und die damit verbundenen Tränen. Schon wieder so eine verfluchte Ledermedaille.

Es ist bereits das achte Mal, dass die Schweiz an den Spielen in Paris auf dem vierten Platz landet. Simon Ehammer im Weitsprung, Maud Jayet im Segeln, Cédric Butti im BMX Racing, Schwimmer Noé Ponti über 100 m Delfin, Jan Schäuble und Raphaël Ahumada im Leichtgewichts-Doppelzweier, Martin Dougoud im Kanu-Slalom, Pascal Walker, Lisa Lötscher, Fabienne Schweizer und Célia Dupré im Doppelvierer und gestern eben Angelica Moser. Dazu kommen sechs fünfte Plätze.

Simon Ehammer of Switzerland reacts during the men's athletics long jump finals at the 2024 Paris Summer Olympics in Paris, France, Tuesday, August 6, 2024. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Auch Simon Ehammer landete «nur» auf Rang 4.Bild: keystone

Vierte Plätze kommen immer mit riesigem emotionalem Zwiespalt: Einerseits ist ein vierter Platz eine herausragende Leistung. Angelica Moser ist die viertbeste Stabhochspringerin der Welt, noch nie war eine Schweizer Leichtathletin bei Olympia so gut klassiert. Andererseits zählen gerade bei den Olympischen Spielen eben vorwiegend die Medaillen. «Das gute Ergebnis hilft jetzt auch nicht, es tut einfach nur weh», sagte auch die Zürcherin gestern Abend nach der verpassten Medaille mit Tränen in den Augen.

Uns Zuschauern geht es da gleich. Wir freuen uns über eine starke Leistung. Aber wir leiden auch mit unseren Sportlerinnen und Sportlern, die es verdient gehabt hätten, dass ihr Effort auch mit Edelmetall belohnt wird.

Der Vorwurf, dass Schweizer Athletinnen oder Athleten «mental einfach nicht bereit sind» und deshalb oft auf dem vierten Platz landen, ist übrigens barer Unsinn. Viel mehr ist einfach Glück und Pech im Sport ein grösserer Faktor, als es viele Fans wahrhaben wollen. Es war Pech, dass bei Noè Ponti wohl ein Fehler des Gegners beim Anschlagen nicht rechtzeitig entdeckt wurde. Und es war Pech für die Schweiz, dass Alysha Newman ausgerechnet gestern ihren besten Outdoor-Sprung seit Jahren zeigte.

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Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2024 in Paris
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Die Französin Marie Oteiza wählt im Modernen Fünfkampf eine eher weniger elegante Variante des Absteigens vom Pferd.
quelle: keystone / mosa'ab elshamy)
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Diese Athletinnen und Athleten haben es *leider* nicht ins olympische Team geschafft …
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Only G
08.08.2024 11:54registriert Dezember 2016
Wichtig ist: die Tendenz stimmt. Sprich ein breites „Kader“ ist aktuell 14mal in den Top 4. Gefühlt werden auch sonst viele Diplome, also Top 8, erreicht.
Bei den Leichtathleten war man als Team schon lange nicht mehr so nah dran an den extrem kompetitiven Disziplinen. Die ganze Welt rennt und springt. Da ist nur schon das Diplom eine riesige Leistung.
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Bruno Wüthrich
08.08.2024 12:46registriert August 2014
Man kann die Leistungen unserer Sportlerinnen und Sportler gar nicht genügend würdigen. Sie vertreten unser Land super. Sieben Medaillen (es können noch mehr werden), 8 vierte Plätze, viele Diplome, das ist für ein Land von der Grösse der Schweiz allerhand (um nicht zu sagen, erste Sahne!). Unsere Sportlerinnen uns Sportler, zumindest alle, die in den Medaillen- und Diplomrängen oder knapp dahinter klassiert sind, gehören zur Weltspitze und haben am wichtigsten sportlichen Grossanlass grossartig performt. Sie alle haben uns stolz gemacht. Bravo!!!
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magicfriend
08.08.2024 11:01registriert Oktober 2014
Klar, sehr übel. Das letzte Mal hatten wir ja sensationelle Spiele und eine riesen Ausbeute. Dieses Mal eben nicht und das gleicht es wohl etwas aus. Wenn man sich aber unsere Nachbarn aus Österreich anschaut, die aktuell eine Bronzemedaille auf dem Medaillenspiegel ausweisen können, sind wir geradezu super unterwegs.
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