Wir haben gerade das spannendste Saisonfinale erlebt, das man sich wünschen kann. Im Final der World Tour Finals treffen die zwei aktuell besten Tennisspieler der Welt aufeinander, die sich auch noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Nummer-1-Position liefern. Wer das finale Direktduell gewinnt, sitzt am Ende des Jahres auf dem Tennisthron. Der ewige Herausforderer gegen den grossen Dominator der letzten Jahre.
Und doch hat mich der Final zwischen Novak Djokovic und Andy Murray eigentlich nie richtig gefesselt. Das hat zunächst einmal mit ihrer Spielweise zu tun. Zu ähnlich sind sich die beiden. Der Serbe und der Schotte sind exzellente Returnspieler, die den Platz hervorragend abdecken und das blitzschnelle Umschalten von der Defensive in die Offensive beherrschen. Tönt spektakulär, ist es zumindest in ihren Direktduellen aber nicht: Die Zuschauer kriegen fast ausschliesslich monotone Rallyes von der Grundlinie zu sehen. Ein Ballwechsel sieht aus wie der andere.
Kommt hinzu, dass beide auf dem Platz – daneben sind sie schwer in Ordnung – nicht die grössten Sympathieträger sind. Auf der einen Seite Murray, die neue Nummer 1, der trotz seiner beeindruckenden Siegesserie schon nach dem ersten Ballwechsel der Partie die ersten Selbstgespräche führen und mit sich hadern kann. Auf der anderen Djokovic, der seit Beginn seiner Baisse ziemlich dünnhautig geworden ist und seinen Frust des öfteren an Schiedsrichter und Publikum auslässt.
Epic start to the year by @DjokerNole.
— Roger Federer (@rogerfederer) 20. November 2016
Epic end to the year by @andy_murray, ending #1 🏆 Congrats guys 👏
Congrats @andy_murray #1!! Amazing season! Well deserved !! See you next year ! 🏆🔝🌏💪🏻👏🏻 pic.twitter.com/VeK2ayT6sz
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) 21. November 2016
Etwas wehmütig erinnere ich mich deshalb an die Duelle zwischen Roger Federer und Rafael Nadal zurück, die beide beim Saisonfinale in London fehlten und schmerzlich vermisst wurden. Als sie während den Nuller-Jahren das Männer-Tennis dominierten, lieferten sie sich so manch episches Duell, die ihre Faszination vor allem aus der Unterschiedlichkeit der Protagonisten bezogen. Hier der elegante Virtuose Federer, dort der unermüdliche Kämpfer Nadal.
Gut kehren die beiden in der neuen Saison auf die Tour zurück. Denn von der zweiten Garde hat sich zuletzt keiner als ernsthafter Herausforderer für Murray und Djokovic aufgedrängt. Stan Wawrinka bleibt ein Mann für grosse Titel, aber nicht für den Kampf um den Tennisthron. Kei Nishikori ist der neue David Ferrer, Milos Raonic der neue Tomas Berdych. Die jungen Wilden um Dominic Thiem, Alexander Zverev und Nick Kyrgios sind auf gutem Weg, brauchen aber noch Zeit. Es bleibt also an Roger und Rafa, den monotonen Zweikampf an der Spitze zu durchbrechen.
xTuri
Miles Tone
Ratchet
Federer und Nadal haben uns wohl jahrelang zu sehr verwöhnt. Mittlerweile gibt es leider kaum neue Spieler in Sicht, die ähnlich unterhalten könnten. Kyrgios wäre interessant. In Thiem und Zverev sehe ich leider auch nur Ferrer-Potential.