Elf Wochen dauert es noch, bis die Europameisterschaft in Deutschland beginnt. Gerade hat die Schweizer Nati die ersten Testspiele dafür absolviert. Ein 0:0 in Dänemark. Ein 1:0 in Irland. Zwei Spiele fürs Gemüt. Zumindest die Resultate lassen diesen Schluss zu. Aber eine bange Frage stellt sich dennoch: Wer soll an der EM die Tore schiessen für die Nati?
Hier kommt Breel Embolo ins Spiel. Der Stürmer fehlte im Aufgebot der Nati. Noch immer erholt er sich von seinem Kreuzbandriss, den er sich Anfang August 2023 zugezogen hat. Bald soll er wieder spielen können. Und vielleicht reicht es ja doch noch für die EM. So hofft das Nationaltrainer Murat Yakin. Es wäre für den 27-jährigen Embolo bereits das fünfte grosse Turnier – so früh hat das vor ihm noch kein Schweizer geschafft.
Das könnte es gewesen sein mit den Schlagzeilen rund um Embolo. Aber so ist das nicht. Am Donnerstag macht «20 Minuten» publik, dass Embolo im Februar 2021 ein gefälschtes Covid-Zertifikat kaufte. Die Nachricht platzt mitten in seine Comeback-Pläne – und wirft einige Fragen auf.
Zwischen dem 7. und dem 9. Februar soll Embolo gemäss Anklageschrift die gefälschten Zertifikate erhalten haben. Gut zwei Wochen zuvor wird Embolo, der damals für Mönchengladbach spielt, von der Polizei an einer illegalen Corona-Party erwischt. Um der misslichen Lage zu entgehen, flieht Embolo übers Dach, versteckt sich in einer Badewanne. Er macht damit alles nur noch schlimmer. Aufgegriffen wird er von der Polizei gleichwohl. Sein Verein brummt ihm danach eine Busse von 200’000 Euro auf.
Die Frage ist nun: Hat Embolo tatsächlich nur kurze Zeit nach diesem Vorfall gefälschte Covid-Zertifikate bestellt? Oder gab er die Bestellung dafür vor der illegalen Party ab? Nicht dass es sein Verhalten in irgendeiner Weise entschuldigen würde. Aber es wäre an Dummheit kaum zu überbieten, direkt nach einem solch peinlichen Vorfall erneut das Gesetz zu brechen.
Für Klarheit könnte Embolo selbst sorgen. Doch bis anhin äusserten sich weder der Fussballer selbst noch sein Management. Überraschend ist das nicht. Es ist die bekannte Embolo-Strategie. Schweigen. Aussitzen. Und hoffen, dass sich die Probleme irgendwann von selbst lösen.
Es dürfte bei der Hoffnung bleiben. Denn eines ist klar: Mit seinem Verhalten wird Embolo zunehmend auch für den Schweizerischen Fussballverband zum Problem. Eigentlich sollten die Nati-Stars Vorbilder sein. Ihr Tun hat Strahlkraft. Tausende Juniorinnen und Junioren schauen zu ihnen hoch. Darum sollte sich Embolo dringend entschuldigen.
Bei Embolo kommt erschwerend dazu, dass er nicht zum ersten Mal für Schlagzeilen sorgt. Im vergangenen Sommer, noch vor seiner Kreuzband-Verletzung, musste er in Basel vor Gericht antreten. Er selbst ist nicht tätlich geworden, das erledigte einer seiner Freunde, indem er einem jungen Mann das Nasenbein brach. Aber Embolo war dabei, rief in die Basler Nacht hinein: «Ich mach dich fertig, du Hurensohn!» Oder: «Ich vernichte euch, wisst ihr eigentlich nicht, wer ich bin?» Offenbar hatte Embolo Mühe, zu akzeptieren, dass sich das Interesse einer Frau an ihm in engen Grenzen hielt.
Schon damals fällt der Zeitpunkt der Geschichte auf. Es ist unmittelbar vor der WM 2018. Das letzte freie Wochenende. Embolo hätte dieses Wochenende auch bei seiner hochschwangeren Freundin verbringen können.
Als diese Nacht von Basel im vergangenen Sommer vor Gericht kommt, fällt Embolo nicht etwa mit Reue auf. Im Gegenteil. Auf Fragen der Richterin antwortet er mit Macho-Sprüchen («Ich habe keine Drohungen nötig – ich bin 1,85 m gross»). Die anwesenden Medienschaffenden filmt er mit seinem Handy, stellt das Video danach online und schreibt: «Super Arbeit wieder mal – verpisst euch, ihr Arschlöcher!»
Das alles findet der Schweizerische Fussballverband nicht sehr toll. Natürlich. Darum ist angedacht, dass sich Embolo im Nati-Kreis erklären muss. Doch dann verletzt sich Embolo am Kreuzband – und die Geschichte gerät in Vergessenheit.
Nun kommt alles wieder hoch. In einer neuen Dimension. Wie reagiert der Verband? Wie reagiert Nationaltrainer Murat Yakin? Ist die Zeit für ein deutliches Zeichen gekommen? Oder versucht der Verband, alles unter den Teppich zu kehren?
In Österreich gab es kürzlich rund um das Derby Rapid Wien – Austria Wien einen grässlichen Vorfall. Nach dem 3:0-Sieg geben einige Rapid-Spieler mit den Fans homophobe Gesänge von sich. Auch drei Nationalspieler sind dabei. Natürlich hat auch Bundestrainer Ralf Rangnick die Geschichte mitbekommen. Und danach in aller Entschlossenheit gehandelt.
Die drei Nationalspieler erhielten kein Aufgebot für die Testspiele in den vergangenen Tagen. Rangnick sagte: «Ich erwarte, dass sich die Jungs tatsächlich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzen und auch verstehen, was es für Menschen bedeutet, wenn sie auf eine solche Art und Weise öffentlich beleidigt und diskriminiert werden.» Es ist ein deutliches Zeichen. Eines, das seine Wirkung nicht verfehlen wird.
Klares Statement von Ralf Rangnick zur Nicht-Nominierung von Nationalspielern nach deren homophoben Gesängen. Kein Relativieren, kein „Hat sich ja entschuldigt“ usw.
— Ron Ulrich (@RonUlrich11) March 12, 2024
Hintergrund: https://t.co/soq8ZQpcPM pic.twitter.com/Yob3a7jgab
Und Embolo selbst? Nach dem Gerichtstermin im letzten Sommer sagte er: «Mir ist klar geworden, dass ich nicht nur für den Namen meiner Familie stehe. Ich vertrete aufgrund meiner Bekanntheit auch einen Teil der Schweiz. Mir ist bewusst geworden, dass ich mir unter der öffentlichen Lupe nahezu nichts mehr erlauben kann und sollte.»
Man darf gespannt sein, wie Embolo, Yakin und der Schweizerische Fussballverband nun reagieren. Denn eigentlich ist klar: Embolos Verhalten ist für die Nati untragbar geworden. (Aargauer Zeitung)
Auf dem Fussballplatz hatte er als Knipser ein paar Highlights. Das war aber auch alles. Als mannschaftsdienlicher Mitspieler ist er nie aufgefallen. In der Rückwärtsbewegung schlendert er zurück, wie wenn er gar nichts damit zu tun hätte. Frühes Pressing kann er auch nicht. Nun ist er auch nicht fit und leistet sich weitere Eskapaden.... also vergessen, es ist für alle besser.