Dass der Skiverband FIS (Fédération Internationale de Ski) die Parallel-Wettbewerbe für den alpinen Skisport ins Leben gerufen hat, ist verständlich. Zwei Athleten oder Athletinnen stürzen sich gleichzeitig den Hang hinunter. Frau gegen Frau, Mann gegen Mann. Das verspricht viel Show, Spektakel und Drama.
So soll es dem Skisport möglich sein, neue Fans zu gewinnen. Allerdings muss die FIS aufpassen, dass sie dabei nicht die treuen Fans verliert – denn die Parallel-Rennen sind in dieser Form einfach nur eine Farce.
Die beiden Kurse werden selbstverständlich identisch gesteckt. Die Strecken sind gleich lang, die Tore gleich weit auseinander. Doch die Disziplin hat dennoch einen grossen Überlegungsfehler.
So millimetergenau man die Kurse auch ausflaggt, sie sind dennoch nicht gleich schnell. Einerseits herrschen in jedem Hang topografische Unterschiede – zum Beispiel durch Bodenwellen oder ein leicht anderes Gefälle.
Zudem ist auch die Schneebeschaffenheit nicht immer gleich, gestern beim Parallel-Riesenslalom in Sestriere gab es auf dem einen Kurs zwei Eisblatern, auf dem anderen nicht. Der Gedanke, zwei Strecken mit Chancengleichheit auszustecken, ist nicht ganz zu Ende gedacht. Gestern war der Unterschied der beiden Kurse extrem.
Das Problem: Während es in den 1/16-Finals noch zwei Läufe gibt, in denen beide Fahrerinnen je einmal auf den verschiedenen Kursen antreten, gibt es ab den Achtelfinals nur noch einen Lauf. Wer auf welchem Kurs antritt, wird ausgelost.
Man könnte praktisch auch auslosen, wer das Rennen gewinnt. Ab den Achtelfinals wurden 17 von 20 Rennen auf dem blauen Kurs (ohne Eisblatern) gewonnen – das sind 85 Prozent.
Siegerin Clara Direz, ohne ihre grossartige Leistung abwerten zu wollen, hatte alle ihre Läufe auf dem blauen Kurs absolvieren können. Finalistin Elisa Mörzinger war bis in den Final immer auf dem schnelleren Kurs unterwegs – den Final auf dem roten Kurs verlor sie dann prompt.
Beim Parallel-Riesenslalom der Männer in Alta Badia am 23. Dezember war der rote Kurs der schnellere. Damals wurden 16 von 20 Rennen (80 Prozent) von Fahrern auf diesem Kurs gewonnen. Sieger Rasmus Windingstad absolvierte alle Rennen auf der schnelleren Strecke.
Die Parallelrennen sind ohne Zweifel spektakulär – aber halt in diesem Modus auch unfair und für richtige Skifans eine absolute Zumutung.
Deshalb heisst es wohl auch "Schnappsidee"... davon gibt es bei den Skifahrer wohl zu genüge :)=