Sport
Kommentar

Wie man Olympia optimieren könnte – weil einfach zu viel los ist

Quan Xin of China competes in the men's kayak single finals at the 2024 Summer Olympics, Thursday, Aug. 1, 2024, in Vaires-sur-Marne, France. (AP Photo/Lindsey Wasson)
Kajak oder Kanadier? Im Wildwasser-Kanal gab es zwei Entscheidungen, die für den Laien identisch waren.Bild: keystone
Kommentar

Olympisches Streichkonzert – wäre weniger mehr oder wäre mehr mehr?

Die Olympischen Spiele von Paris sind vorbei. 329 Medaillen-Entscheidungen sorgten dafür, dass man als Zuschauer den Überblick verlor. Es gibt zwei Ansätze, dies zu verbessern.
12.08.2024, 06:38
Ralf Meile
Mehr «Sport»

Schon wieder irgendein Hoffnungslauf! Wie oft schwimmen die eigentlich noch?! Und warum gibt es so viele Judokämpfe?

Olympische Spiele sind wunderbare Festspiele für jeden, der Sport liebt. Aber es ist einfach zu viel. Man verliert als Fan den Überblick und hat schlicht zu wenig Zeit, um alles zu sehen, was man möchte. Das kann nicht im Interesse der Ausrichter sein.

Drei statt zwei Wochen?

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat zwei Möglichkeiten, dies zu ändern. Wenn es weiterhin um die 330 Medaillen-Entscheidungen austragen möchte, könnte es die Dauer der Olympischen Spiele verlängern. Das nun gedrängte Programm auf drei statt zwei Wochen zu verteilen, würde für etwas «luftigere» Tage sorgen.

China's Fan Zhendong plays against South Korea's Lim Jonghoon during a men's teams quarterfinal table tennis match at the 2024 Summer Olympics, Wednesday, Aug. 7, 2024, in Paris, France ...
Statt Tischtennis-Spielen bekam man im TV viel zu oft Ruder-Hoffnungsläufe zu sehen.Bild: keystone

Man traut Sportfunktionären zu, dass sie diese Lösung auch schon ins Auge gefasst haben. Nach dem Motto: «Mehr ist mehr».

Weg mit den Hoffnungsläufen …

Der andere Ansatz wäre ein olympisches Streichkonzert. Nach dem Motto: «Weniger ist mehr». Das böte die Chance zu einer Reform, die gar nicht einmal besonders schmerzhaft ausfallen müsste.

Denn man muss niemandem etwas wegnehmen, indem man ganze Sportarten streicht. Wenngleich etwa der Fussball der Männer bei Olympia kaum jemanden interessiert und wohl fast niemand das Gehen vermissen würde.

epa11532485 Maria Perez of Spain competes during the Marathon Race Walk Relay Mixed event of the Athletics competitions in the Paris 2024 Olympic Games, at the Trocad
Das Gehen wird seit langer Zeit belächelt.Bild: keystone

Um das Programm durchzulüften, könnte man beispielsweise Hoffnungsläufe streichen. Wer zu langsam rudert oder rennt, scheidet aus. Wer einen Kampf verliert, scheidet aus. Weshalb soll ein Sprinter nochmals eine Chance erhalten, wenn für eine Tennisspielerin nach einer Niederlage Schluss ist?

… und aufräumen im Kampfsport

In vielen Sportarten mit Gewichtsklassen gibt es die Möglichkeit, das Programm zu straffen. Im Judo etwa gab es je sieben Kategorien. Es muss doch möglich sein, dies auf vier oder fünf zusammenzustauchen. Im Schwingen gibt es eine einzige Gewichtsklasse.

Auch andere Sportarten bieten Potenzial zur Kürzung. Braucht es im Schwimmen wirklich in allen vier Schwimmstilen Rennen über 100 m und über 200 m oder reicht nicht schon die kürzere Strecke? Der Schwimmverband will etwas ganz anderes, nämlich dass über 50 m nicht bloss gekrault wird, sondern dass es über diese Distanz neu auch Olympia-Rennen in allen anderen Stilen gibt.

Platz für neue Sportarten

Je nachdem, wie ernsthaft olympische Wettkämpfe gestrichen würden, könnten sogar neue Sportarten aufgenommen werden und dennoch bliebe das Programm gestrafft. Wenn das Schiessen mit Gewehr, Pistole und Bogen olympisch ist, wieso nicht auch Darts? Oder Snooker? Und wenn die Golfer dabei sind, wieso nicht auch Disc-Golfer einladen, oder – man will ja nahe beim Zuschauer sein – die Minigolfer olympisch machen?

Aus Schweizer Sicht wäre natürlich Orientierungslauf ein gern gesehener neuer Olympia-Sport. Aber bitte dann nicht mit zwölfunddreissig Distanzen übertreiben: Pro Geschlecht ein Rennen, einmal in den Wald zur Postensuche und zurück, fertig.

Zumindest an den nächsten Olympischen Spielen, 2028 in Los Angeles, werden diese Sportarten nicht dabei sein. Das IOC hat im letzten Oktober beschlossen, dass Squash und Flag Football erstmals olympisch sein werden. Baseball, Softball, Cricket und Lacrosse kehren ins Programm zurück und im Rudern ersetzt ein «Beach Sprint» im Küstenrudern den Leichtgewichts-Zweier. Noch offen ist wegen des dubiosen Weltverbands die olympische Zukunft des Boxens.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2024 in Paris
1 / 100
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2024 in Paris
Die Französin Marie Oteiza wählt im Modernen Fünfkampf eine eher weniger elegante Variante des Absteigens vom Pferd.
quelle: keystone / mosa'ab elshamy)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Stricknadeln und Sixpacks: Dieser Olympionike kann auch «lismen»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
150 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ziasper
12.08.2024 08:13registriert September 2017
Beim Schwimmen kann man getrost auf 3/4 der Wettkämpfe verzichten.
6910
Melden
Zum Kommentar
avatar
Boogie
12.08.2024 08:02registriert April 2014
Von mir aus kann man die Spiele ruhig länger machen. Eine Fussball-WM oder Euro dauert ja auch einen ganzen Monat und da wird nur Fussball gespielt. Ich finde da dürften die Olympischen Spiele ruhig auch etwas länger dauern. Ob die Veranstalter das jedoch wollen/können, ist eine andere Frage. Ist logistisch ja doch eine grosse Herausforderung. A propos Fussball - der könnte gut aus dem Programm gestrichen werden. Nicht mal die grössten Fussball-Fans bei uns im Büro schauen Olympia-Fussball.
556
Melden
Zum Kommentar
avatar
Müüsu
12.08.2024 07:12registriert November 2022
Zuerst würde ich mal alle Events mit den Pferden streichen. Da betreibt man augenscheinlich Tierquälerei.
6834
Melden
Zum Kommentar
150
Hill-Festnahme und Watson-Katastrophe – 5 Auffälligkeiten beim ersten NFL-Weekend
The NFL is back! Und wie es sich für die spektakuläre Football-Liga gehört, brachte das erste Wochenende schon Kontroversen, spektakuläre Pleiten und einige Highlights mit sich. Eine nicht abschliessende Auswahl an Geschichten, die uns besonders aufgefallen sind.

Der grösste Aufreger des ersten NHL-Wochenendes passierte noch vor Spielbeginn. Tyreek Hill, Wide Receiver der Miami Dolphins, wurde auf dem Weg zum Stadion wegen zu hoher Geschwindigkeit von einer Polizeistreife angehalten und vorübergehend festgenommen. Die Dolphins bestätigten den Vorfall.

Zur Story