Schon wieder irgendein Hoffnungslauf! Wie oft schwimmen die eigentlich noch?! Und warum gibt es so viele Judokämpfe?
Olympische Spiele sind wunderbare Festspiele für jeden, der Sport liebt. Aber es ist einfach zu viel. Man verliert als Fan den Überblick und hat schlicht zu wenig Zeit, um alles zu sehen, was man möchte. Das kann nicht im Interesse der Ausrichter sein.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat zwei Möglichkeiten, dies zu ändern. Wenn es weiterhin um die 330 Medaillen-Entscheidungen austragen möchte, könnte es die Dauer der Olympischen Spiele verlängern. Das nun gedrängte Programm auf drei statt zwei Wochen zu verteilen, würde für etwas «luftigere» Tage sorgen.
Man traut Sportfunktionären zu, dass sie diese Lösung auch schon ins Auge gefasst haben. Nach dem Motto: «Mehr ist mehr».
Der andere Ansatz wäre ein olympisches Streichkonzert. Nach dem Motto: «Weniger ist mehr». Das böte die Chance zu einer Reform, die gar nicht einmal besonders schmerzhaft ausfallen müsste.
Denn man muss niemandem etwas wegnehmen, indem man ganze Sportarten streicht. Wenngleich etwa der Fussball der Männer bei Olympia kaum jemanden interessiert und wohl fast niemand das Gehen vermissen würde.
Um das Programm durchzulüften, könnte man beispielsweise Hoffnungsläufe streichen. Wer zu langsam rudert oder rennt, scheidet aus. Wer einen Kampf verliert, scheidet aus. Weshalb soll ein Sprinter nochmals eine Chance erhalten, wenn für eine Tennisspielerin nach einer Niederlage Schluss ist?
In vielen Sportarten mit Gewichtsklassen gibt es die Möglichkeit, das Programm zu straffen. Im Judo etwa gab es je sieben Kategorien. Es muss doch möglich sein, dies auf vier oder fünf zusammenzustauchen. Im Schwingen gibt es eine einzige Gewichtsklasse.
Auch andere Sportarten bieten Potenzial zur Kürzung. Braucht es im Schwimmen wirklich in allen vier Schwimmstilen Rennen über 100 m und über 200 m oder reicht nicht schon die kürzere Strecke? Der Schwimmverband will etwas ganz anderes, nämlich dass über 50 m nicht bloss gekrault wird, sondern dass es über diese Distanz neu auch Olympia-Rennen in allen anderen Stilen gibt.
Je nachdem, wie ernsthaft olympische Wettkämpfe gestrichen würden, könnten sogar neue Sportarten aufgenommen werden und dennoch bliebe das Programm gestrafft. Wenn das Schiessen mit Gewehr, Pistole und Bogen olympisch ist, wieso nicht auch Darts? Oder Snooker? Und wenn die Golfer dabei sind, wieso nicht auch Disc-Golfer einladen, oder – man will ja nahe beim Zuschauer sein – die Minigolfer olympisch machen?
Aus Schweizer Sicht wäre natürlich Orientierungslauf ein gern gesehener neuer Olympia-Sport. Aber bitte dann nicht mit zwölfunddreissig Distanzen übertreiben: Pro Geschlecht ein Rennen, einmal in den Wald zur Postensuche und zurück, fertig.
Zumindest an den nächsten Olympischen Spielen, 2028 in Los Angeles, werden diese Sportarten nicht dabei sein. Das IOC hat im letzten Oktober beschlossen, dass Squash und Flag Football erstmals olympisch sein werden. Baseball, Softball, Cricket und Lacrosse kehren ins Programm zurück und im Rudern ersetzt ein «Beach Sprint» im Küstenrudern den Leichtgewichts-Zweier. Noch offen ist wegen des dubiosen Weltverbands die olympische Zukunft des Boxens.