Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Wer wird Deutscher Meister? Natürlich wieder die Bayern, mit bereits zwölf Punkten Vorsprung. Wer zweifelt trotz zuletzt zwei Niederlagen am nächsten Titel von Serienmeister FC Basel? Und wer glaubt an einen anderen spanischen Meister als Real Madrid oder Barcelona?
Jeder neutrale Fussballfan freut sich darüber, diesen tollen Mannschaften mit ihren Spektakelmachern zuzuschauen. Aber es gibt noch einen anderen Grund als coole Tricks und schöne Tore, weshalb wir ins Stadion pilgern und den Fernseher einschalten: Wir wissen nie, wie das Spiel ausgeht. Das ist die Essenz dieses Sports, weil schon ein einziges Tor entscheiden kann.
In England ist die Meisterschaft noch offen. Die Geldsäcke von Chelsea liegen abgeschlagen auf Rang 15. Auch die Bonzen aus Manchester sind nicht Tabellenführer, ebenso wenig die anderen Grossklubs aus London und auch nicht der FC Liverpool. Nein, auf Platz 1 der Premier League steht nach 13 Runden: Leicester City.
Nun könnten wir gleich einen Schlussstrich unter diese kleine Schwärmerei ziehen und auf den Klubbesitzer hinweisen. Denn der ist auch in Leicester ein schwerreicher Ausländer: Der thailändische Geschäftsmann Vichai Srivaddhanaprabha, dessen Vermögen auf rund 2 Milliarden Dollar geschätzt wird. Zweifelsohne buttert auch er viel Geld in den Klub, wie Roman Abramowitsch, wie die Scheichs.
Wir könnten über die cleveren Taktiken von Trainer Claudio Ranieri philosophieren. Über die Offensive referieren, die mit 28 Toren die beste der Liga ist. Schon wieder Jamie Vardy porträtieren, der am Wochenende im zehnten Spiel in Folge traf und damit den Ligarekord von Ruud van Nistelrooy einstellte. Oder analysieren, weshalb Nati-Captain Gökhan Inler den Höhenflug bloss als Ersatzspieler miterlebt.
Wir könnten – aber wir machen es nicht. Denn wir wissen, dass der schöne Erfolg der «Foxes» wohl nur eine Momentaufnahme darstellt. Dass am Ende der langen Saison dann wohl doch eher nicht Leicester City mit dem Meisterpokal jubeln darf. Sondern, dass dieser wieder in Manchester oder London in die Höhe gestemmt werden wird.
Wir machen deshalb das, was wir tun sollten: Uns mit dem Underdog freuen. Wir stossen in Gedanken mit den Fans an, die in den Pubs von Leicester einen oder zwei drauf machen und die Tabellenführung bestimmt ordentlich begiessen. Und wir freuen uns darüber, dass die Fussballwelt auch im Jahr 2015 noch Überraschungen bereit halten kann und dass nicht immer die gleichen Teams oben sind.
Was war das für eine Geschichte, als Kaiserslautern 1998 als Aufsteiger Deutscher Meister wurde! Was waren das für Sensationen, als bescheidene Klubs wie Luzern (1989), Aarau (1993) oder St.Gallen (2000) die Grossen das Fürchten lehrten und Meister wurden!
Diese Zeiten sind wohl endgültig vorbei. In Deutschland war zuletzt der Titel von Wolfsburg 2009 eine Sensation, der VfL war damals erst im Begriff dazu, zu einem finanzstarken Top-Klub zu werden. In England kam der Meister in den letzen 20 Jahren immer aus Manchester (11x United, 2x City) oder London (4x Chelsea, 3x Arsenal). In Spanien machten Real und Barça in den letzen elf Jahren den Titel zehn Mal unter sich aus, nur 2014 durchbrach Atlético Madrid ihre Dominanz.
Schnell weg mit diesen Informationen! Wir wollen das doch gar nicht wissen! Wir wollen einfach den Moment geniessen, in dem ein Klub wie Leicester City (wir nähmen auch Crystal Palace, Norwich City oder Swindon Town, da sind wir überhaupt nicht wählerisch) die grossen Jungs auf dem Pausenplatz ärgern kann. Die kalte Dusche für uns ewige Romantiker folgt dann früh genug.