Am Donnerstagmorgen bestätigte Red Bull die Berichte: Schon beim Grossen Preis von Japan am ersten April-Wochenende wird Yuki Tsunoda das Cockpit neben Max Verstappen besetzen. Neuling Liam Lawson muss zurück ins Tochterteam Racing Bulls.
«Es war schwierig, dabei zuzusehen, wie Liam mit dem Auto zu kämpfen hatte. Deshalb haben wir gemeinsam die Entscheidung getroffen, frühzeitig zu wechseln», erklärte Teamchef Christian Horner. Das Team habe «die Pflicht, Liam zu schützen und weiterzuentwickeln». Daher sei es sinnvoll, dass der 23-jährige Neuseeländer in ein Umfeld und ein Team zurückkehre, das er sehr gut kenne. Bei den Racing Bulls absolvierte Lawson seine ersten elf Rennen in der Formel 1 – weil er aber erstmals als Stammfahrer in eine Saison ging, gilt er trotzdem als Rookie.
Bei allen Beteuerungen, dass es um die Entwicklung Lawsons gehe, wirft dies kein gutes Licht auf Red Bull. Natürlich zeigte der Pilot an den ersten beiden Rennwochenenden schwache Leistungen. In den Qualifyings schied er dreimal in der ersten Phase aus, in China wurde er sowohl beim Quali zum Sprint als auch in jenem für das Rennen Letzter. Dieses beendete er auf Platz 12, in Melbourne kam er gar nicht ins Ziel. Aber rechtfertigt dies den Rauswurf so früh in der Saison? Eigentlich nicht.
Zumal Red Bull seinen Boliden – zu Recht – voll auf den vierfachen Weltmeister Max Verstappen ausgelegt hat. Der Niederländer hat aber einen einzigartigen Fahrstil, weshalb der Wagen nicht nur für Lawson gewöhnungsbedürftig ist. Dies bekamen auch schon Sergio Perez, Alexander Albon oder Pierre Gasly zu spüren. Lawson nun kaum Zeit zu geben, sich daran zu gewöhnen, zeigt, dass die Kacke bei Red Bull am Dampfen ist.
Nach dem Verpassen des Konstrukteuren-Titels in der letzten Saison, will es sich Red Bull nicht leisten, dass der zweite Fahrer neben Verstappen erneut deutlich weniger Punkte sammelt als die Konkurrenz im McLaren. Zwar ist Lawson nicht der Erste, der bei Red Bull nach einem schwachen Saisonstart fliegt. Auch Gaslys erste Saison bei den Roten Bullen wurde 2019 vorzeitig beendet. Doch der Franzose hatte damals zwölf Rennen Zeit, bei Lawson waren es nun gerade einmal zwei. Der Geduldsfaden ist bei den Red-Bull-Bossen Horner und Helmut Marko mittlerweile deutlich kürzer.
Nur stellt sich die Frage, weshalb man sich vor der Saison überhaupt für Lawson entschieden und nicht den erfahreneren Tsunoda ins Cockpit gehievt hatte, wenn es doch um kurzfristigen Erfolg geht? Das schnelle Rückgängigmachen des damaligen Entscheids zeugt nicht gerade von Weitsicht und wirkt so eher wie eine Kurzschlussreaktion. Damit haben Horner, Marko und Co. ihr Pulver bereits verschossen. Für den Fall, dass auch Tsunoda grosse Probleme haben sollte, ist ein erneuter Fahrerwechsel kaum eine Option. Dies käme einem Gesichtsverlust gleich.
Dabei ist dies nicht auszuschliessen, waren der Japaner und der Neuseeländer bei den gemeinsamen Rennen im Racing Bull doch häufig auf einem ähnlichen Level. An den ersten beiden Rennwochenenden 2025 überzeugte Tsunoda im Sprint in China als 6., wurde in den Rennen jedoch einmal 12. und einmal 16. Aufgrund der Strategiefehler seines Teams muss man Tsunoda etwas in Schutz nehmen, einfach wird der Schritt in den Red Bull aber nicht. Zumal dieser in der laufenden Saison noch nicht wirklich gut performt. Selbst Verstappen hatte Probleme mit dem Wagen. Von Tsunoda nun deutlich bessere Leistungen zu erwarten als von Lawson, wäre dem Japaner gegenüber unfair.
Genau diesem Druck setzt Red Bull den 24-jährigen Tsunoda, dessen Bestresultat in den letzten drei Jahren ein siebter Platz war, aber aus. Punktet er nicht bald, dürfte er sich schnell harscher Kritik ausgesetzt sehen und könnte der nächste Fahrer werden, den der österreichische Rennstall verbrennt. So wie es einst mit Pierre Gasly geschah, der nach seiner Rückstufung ins Tochterteam zwar regelmässig gute Leistungen zeigte und 2020 gar einen Sieg feierte, für Red Bull aufgrund seines einstigen Scheiterns aber nie mehr infrage kam.
Dieses Schicksal droht nun auch Lawson und möglicherweise Tsunoda. Insgesamt lässt der Umgang mit seinen Fahrern Red Bull in jedem Fall nicht gut aussehen.
Liam war halt zu sehr von sich überzeugt, wenn er das halbe Fahrerfeld provoziert und seinem Vorgänger öffentlich den Mittelfinger zeigt. Ich denke, Checo hat ein Grinsen im Gesicht, wenn er sich den Zirkus anschaut.