Mujinga Kambundji, die WM-Fünfte über 100 m, schaffte in Eugene auch den Einzug in den Final über 200 m. Die 30-jährige Bernerin legte im ersten der drei Halbfinal-Läufe in 22,05 Sekunden einen Schweizer Rekord vor und musste dennoch zittern. Wie schon am Wochenende rutschte die WM-Dritte von Doha 2019 als achte und letzte Sprinterin über die Zeit in den Final.
Die Dichte der Konkurrenz ist nicht mehr zu vergleichen mit den Titelkämpfen von vor drei Jahren, als Kambundji die Gunst der Stunde nutzte. Ihren erst knapp zwei Monate alten Schweizer Rekord verbesserte die Hallen-Weltmeisterin um 13 Hundertstel. Ein gerade noch zulässiger Rückenwind von 2,0 m/s half.
«Der Druck war gross. Mir fällt eine Last von den Schultern», sagte Mujinga Kambundji. Jetzt kann sie zur Kür ansetzen und im Final ohne Druck ans Werk gehen. Eine Medaille wie in Doha kann kaum das Ziel sein. Gegen dreimal Jamaika mit Gold, Silber und Bronze des 100-m-Laufs als Referenz, zweimal USA, 200-m-Weltmeisterin Dina Asher-Smith aus Grossbritannien und die aufstrebende Nigerianerin Aminatou Seyni lässt sich kaum etwas ausrichten. Die Schweizerin hat heuer als einzige Finalistin die 22-Sekunden-Marke noch nicht durchbrochen. Zudem wurde ihr für den Final in der Nacht auf Freitag die Innenbahn 1 zugelost.
Die 22-jährige Yasmin Giger stiess über 400 m Hürden wie schon an den Olympischen Spielen in Tokio in die Halbfinals vor. Die Ostschweizerin machte ihrem Trainer Flavio Zberg mit dem zweitbesten Zeit ihrer Karriere (55,90) ein Geburtstagsgeschenk.
Beim Olympiasieg begeisterte Karsten Warholm mit einem neuen Weltrekord über 400 m Hürden. In Eugene ging es für den Norweger überhaupt nicht auf. Beim Sieg des Brasilianers Alison Santos wurde Warholm bloss Siebter, gegen Ende des Rennens schien ihm die Energie auszugehen.
Auch über 1500 m gab es keinen Norweger-Abend. Der Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen wurde vom Aussenseiter Jake Wightman aus Grossbritannien bezwungen. Es war immerhin die zweite Medaille für Norwegen über 1500 m und zugleich für die Ingebrigtsen-Familie. 2017 gewann Jakobs Bruder Filip Bronze.
Die Hallen-Weltmeisterin Jaroslawa Mahutschich holte mit Silber im Hochsprung die zweite Medaille für die Ukraine. Die 20-Jährige übersprang 2,02 m. Geschlagen wurde sie nur von Eleanor Patterson aus Australien, die die Höhe schon im ersten Versuch geschafft hatte. Vor Mahutschich hatte Andrej Prozenko im Hochsprung der Männer die Bronzemedaille für die Ukraine gewonnen.
100-m-Weltmeister Fred Kerley hat sich im Halbfinal über 200 m augenscheinlich verletzt. Der Amerikaner wurde auf der Zielgeraden offenkundig langsamer, lief nicht mehr rund und schied in 20,68 Sekunden aus. (ram/sda)