«Das war enger als gedacht. Der Hochsprung hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht», bilanzierte der Weltmeister im SRF-Interview. Der Schweizer musste im abschliessenden 1000-m-Lauf nochmals hart kämpfen. Das Polster von 153 Punkten oder 14 Sekunden gegenüber dem Herausforderer Sander Skotheim aus Norwegen schrumpfte noch bedrohlich auf 11 Zähler. Ehammer benötige in 2:46,03 Minuten einen klaren persönlichen Bestwert, um den entfesselten Skotheim (2:33,23) in Schach zu halten.
«Meine Taktik hat mir letztlich den Sieg gebracht: Bis 800 m mein Tempo laufen, und dann einfach Vollgas geben», sagte Ehammer. In der Tat lag er virtuell zwischenzeitlich auf Platz 2, kämpfte sich aber mit dem Endspurt wieder an die Spitze.
Der Appenzeller hatte den zweiten Tag mit sehr starken 7,62 Sekunden im Hürdensprint über 60 m eröffnet. Danach liess er auch im Stabhochsprung nichts anbrennen. Bis auf 5,20 m nahm er die Höhe jeweils im ersten Versuch, danach scheiterte er nur knapp an der persönlichen Bestmarke von 5,30 m. Letztlich konnte Ehammer am zweiten Tag seine einzig schwache Leistung, die 1,95 m im Hochsprung vom Samstag, noch kompensieren.
Der 24-Jährige fügte seinem Palmarès eine weitere Medaille hinzu, nachdem er 2022 an der Hallen-WM in Belgrad und der EM in München als Mehrkämpfer jeweils Zweiter und an der WM in Eugene als Weitspringer Dritter geworden war.
Dank Ehammers starken Leistung zum Schluss ertönte an einer Hallen-WM zum vierten Mal die Schweizer Nationalhymne: 1991 in Sevilla dank Kugelstösser Werner Günthör, 1993 in Toronto nach dem Sieg der Hürdensprinterin Julie Baumann und 2022 in Belgrad nach dem Goldlauf von Mujinga Kambundji über 60 m war dies bereits der Fall gewesen.
Bei den Frauen verpasste Mehrkämpferin Annik Kälin die Medaille bei den Weitsprung-Spezialistinnen nur um drei Zentimeter. Die 23-jährige Bündnerin belegte Platz 5.
Die Schweizerin legte nach einem Fehlversuch zum Start einen Steigerungslauf hin, der sie von 6,62 via 6,67 über 6,73 zu 6,75 m führte. Letztlich waren die Frauen zwischen dem 3. und 7. Rang nur durch 9 cm getrennt. Mit etwas Wettkampfglück wäre der Coup drin gelegen.
Die Frau aus Landquart muss sich nichts vorwerfen. Sie kann das Feld im Weitsprung nicht derart aufmischen wie Simon Ehammer bei den Männern, aber ihre Fortschritte machen sie zur gefährlichen Aussenseiterin. Dies stellte sie in Schottland eindrücklich unter Beweis. Sie kam bis auf einen Zentimeter an ihren vor zwei Wochen aufgestellten Schweizer Rekord heran.
Annik Kälin ist auf internationalem Parkett schon erfolgreich gewesen. 2022 holte sie an der EM in München im Siebenkampf Bronze. Das Jahr 2023 verlief dann aber nicht nach Wunsch. Zunächst verzögerte sich wegen einer Stressfraktur im linken Schienbein der Saisoneinstieg, danach musste die Athletin an der WM in Budapest wegen eine Erkrankung nach zwei Disziplinen aufgeben.
An der EM in Rom im Juni plant Annik Kälin mit dem Siebenkampf und dem Weitsprung einen doppelten Einsatz.
(dab/sda)