Es ist etwas los im Letzigrund-Stadion in Zürich. Nach dreieinhalb Tagen Kambundji-Show beginnen auch die anderen Schweizer, auf Touren zu kommen. Kaum ist die Geschichte der Goldmedaille von Kariem Hussein zu Ende erzählt, bahnt sich ein neues Kapitel in der Schweizer Leichtathletik-Geschichte an. Sowohl die Frauen-Staffel wie auch ihre männlichen Kollegen haben sich in überzeugender Manier für die Finals qualifiziert.
Weitaus überraschender war der Auftritt der Schweizer Sprinter Pascal Mancini, Reto Amaru Schenkel, Suganthan Somasundaran und Alex Wilson. Mit 38,54 Sekunden stellte das Quartett einen neuen Landesrekord auf. Für Schenkel, den zweiten Läufer der Staffel, keine grosse Überraschung: «Ich habe immer gesagt, die Ausgangslage sei 50:50. Und bei 50:50 gibt es auch ein anderes 50.»
Das Adoptivkind aus Togo zeigte sich beim Interview generell sehr selbstbewusst und fand gleich mehrere Gründe für den Erfolg: «Wenn es darauf ankommt, zeigen die Schweizer immer eine Topleistung. Das ist ihre Spezialität.» Dazu kam noch, dass vor der EM nicht gross über die Männer berichtet wurde, was den Schweizern nur Recht war: «Dass die Frauen so im Vordergrund waren, hat uns gut getan. Wir haben es genossen und unseren Job gemacht.»
Auch bei den Übergaben des Stabes sieht der 26-Jährige einen Vorteil im Schweizer Lager: «Die Wechsel waren gut, ich hatte den Stab sehr schnell in der Hand. Das ist eine weitere Stärke der Schweizer: Während die anderen beim Wechsel streiten und diskutieren, sind wir schon weg.» Klare Worte des Zürchers.
Dass nicht alles optimal verlief, weiss aber auch Schenkel: «Es gibt immer Raum zur Steigerung.» Wieso er das weiss? «Das Publikum hat sich sehr zurückgehalten, sie wollten mehr. Aber morgen heizen wir ein, morgen sorgen wir für einen neuen Nationalfeiertag», kündigt Schenkel an.
Für einen kleineren Nationalfeiertag wäre alles angerichtet. Denn wie bereits erwähnt, steht auch die Sprintstaffel der Frauen um Mujinga Kambundji im Final. Und die vier EM-Postergirls haben noch Einiges vor: «Das Ziel ist erreicht, aber morgen greifen wir voll an», verspricht Kambundji. Ihre Kollegin Marisa Lavanchy ergänzt: «Wenn wir bei den Wechseln noch ein wenig mehr riskieren, können wir noch sehr viel mehr rausholen.»