Lionas Brändle: Thurgauer Olympionikin lebt heute offen als trans und non-binär
Feminismus, Sexismus, queere Themen. Naemi Brändle merkt, dass sie sich immer mehr mit solchen Dingen beschäftigt. Und dass der Spitzensport Schritt für Schritt in den Hintergrund rückt.
Im Alter von 20 Jahren war die Thurgauerin an den Olympischen Spielen dabei. In Tokio belegte sie im Kanu-Slalom Rang 18 und war für den nationalen Verband eine Hoffnung für Olympia 2024 in Paris. Doch als die Spiele im vergangenen Sommer stattfanden, hatte Brändle ihre Karriere schon beendet.
Queerfeindliches Umfeld
Er sei jemand mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, sagt Lionas Brändle nun in der «Thurgauer Zeitung» (kostenpflichtiger Artikel). Plumpe, misogyne und queerfeindliche Witze im Umfeld des Leistungssports «mit seinen tief verwurzelten patriarchalen Strukturen» stören ihn zunehmend mehr.
Naemi Brändle ist nicht nur als Sportlerin eine Person der Vergangenheit. Mittlerweile nennt sie sich Lionas Brändle, lebt in Basel, studiert dort Philosophie und Geschichte, bezeichnet sich als trans und non-binär.
Einsatz für dritten Geschlechtseintrag
Bei der Geburt sei ihm fälschlicherweise das weibliche Geschlecht zugewiesen worden. «Ich habe mich verändert, dass ich trans bin, ist jedoch nicht die Veränderung. Das war ich schon immer», sagt Lionas Brändle. Er betont, es sei für ihn in Ordnung, wenn er männlich gelesen werde und auch, wenn für ihn männliche Pronomen verwendet würden.
Lionas Brändle stört sich allerdings daran, dass das Geschlecht non-binärer Personen in der Schweiz momentan rechtlich nicht anerkannt wird. Mit anderen Personen setzt er sich daher für die Einführung eines dritten Geschlechtseintrags ein.
Brändle betont, das Outing und sein Rücktritt vom Spitzensport würden nicht in einem Zusammenhang stehen. In der seit einiger Zeit geführten Debatte ist sein Standpunkt klar: «Das Transsein wäre eigentlich ein Grund, weiterzumachen und sich dafür einzusetzen, dass trans Menschen im Leistungssport teilnehmen dürfen. Es ist meines Erachtens völlig unverständlich, dass das nicht mehr möglich ist.» (ram)