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Hockey-WM: Schweiz schafft Revanche gegen Deutschland und bleibt makellos

Switzerland's keeper Reto Berra is celebrated by the team after winning the penalty shootout of the group A Hockey World Championship match between Germany and Switzerland in Helsinki, Finland, T ...
Reto Berra rettet der Schweiz im Penaltyschiessen gegen Deutschland den siebten Sieg im siebten Spiel.Bild: keystone

Schweiz holt Gruppensieg gegen Deutschland: «Ab jetzt geht es um alles»

Die Schweiz schliesst die Vorrunde an der Eishockey-WM in Finnland ungeschlagen ab. Die Schweizer schlagen Deutschland 4:3 nach Penaltys und treffen am Donnerstag in den Viertelfinals auf die USA.
24.05.2022, 14:2624.05.2022, 14:59
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Der letzte Auftritt vor den K.o.-Spielen dürfte dem Schweizer Team weiteres Selbstvertrauen einflössen. Die Schweizer rangen Deutschland nieder, obwohl die Partie diesmal nicht immer für sie lief. Sie dominierten zwar die Startphase und gingen durch Andres Ambühl schon nach 97 Sekunden in Führung. Aber obwohl das Team von Patrick Fischer gut, rassig und mit viel Energie startete, gelang den Deutschen im ersten Abschnitt ein Umschwung.

Kai Wissmann (im Powerplay) und Stefan Loibl brachten das deutsche Team 2:1 in Führung. Beide Male verloren die Schweizer unmittelbar vor dem Gegentor ein Bully in der eigenen Zone, beide Male sah auch Nico Hischier, der Topskorer in der Offensive, in der Defensive nicht gut aus.

Zum ersten Mal an dieser WM spielte das Schweizer Team gut und geriet trotzdem in Rückstand. Aber erneut zeigten die Schweizer eine starke Reaktion. Pius Suter glich an seinem 26. Geburtstag nach bloss 86 Sekunden im zweiten Abschnitt zum 2:2 aus. Denis Malgin brachte die Schweizer mit einem Powerplay-Treffer in der 39. Minute in Führung.

Malgin stand auch im Schlussabschnitt nochmals im Fokus. Bei einem Check gegen den Kopf von Leo Gawanke hatte er Glück, dass er gänzlich ohne Strafe davonkam. Selbst gegen eine Fünfminutenstrafe hätten die Schweizer nicht viel sagen können. Schon im zweiten Abschnitt beanspruchten die Schweizer eine Portion Glück, dass Fabrice Herzog mit einer kleinen statt einer grossen Strafe davon kam. In jenen Sekunden, in denen die Schweizer danach eben nicht in Unterzahl spielen mussten, gelang Malgin der Treffer zum 3:2, der letztlich den Gruppensieg mit sicherte.

Die Stimmen zum Spiel

Reto Berra:

«Es war mega cool, Penaltyschiessen gefällt mir sowieso, das habe ich gerne. Zu unserem Glück konnten wir die Gruppenphase so abschliessen. Davon können wir uns aber nichts kaufen. Gedanken an eine Revanche gegen Deutschland hatten wir nicht. Seither wurde ja so viel Eishockey gespielt, zudem war es heute ja auch kein Finalspiel.

Unsere Mannschaft ist schon vergleichbar mit den Silberteams (2013 und 2018, die Red.). Es stimmt alles rundherum und wir freuen und auf alles, was noch kommt. Bisher konnten wir viel Selbstvertrauen tanken und haben viel Spass zusammen – auch neben dem Eis. Wir ziehen alle zusammen am gleichen Strick. Natürlich gibt es immer Ups and Downs, aber daran sieht man dann auch den Charakter der Mannschaft.»

Denis Malgin:

«Einfach war es nicht. Jedes Spiel war hart, wir haben ein tolle Gruppe, wir haben immer gekämpft und dann auch gewonnen. Auf die Topskorer-Wertung schaue ich nicht. Mir ist lieber, dass wir als Team gewinnen. Natürlich ist es schön, Tore zu erzielen, aber das Ziel ist es, mit der Mannschaft weit zu kommen. Unsere Tic-Tac-Toe-Tore im Powerplay kommen nicht von ungefähr. Wir schauen uns Videos vom Gegner an, schauen wie sie stehen, bereiten uns darauf vor und versuchen das dann auszunutzen. Wir haben viel Selbstvertrauen, jetzt wird es um alles gehen. Wir werden gut vorbereitet sein.»

Denn Deutschland schaffte im Schlussabschnitt durch ein wunderschönes Solo von Matthias Plachta bloss noch den Ausgleich. Die Deutschen hätten, um selber Gruppensieger zu werden, in der regulären Spielzeit gewinnen müssen. Im Penaltyschiessen setzte sich die Schweiz mit 2:0 durch. Nico Hischier und Damien Riat verwandelten als einzige ihre Penaltys, dank denen die Schweiz unter Patrick Fischer erstmals an Titelkämpfen Deutschland besiegen konnte.

Klar aber ist: Vieles lief bis jetzt an dieser Weltmeisterschaft für die Schweiz: Die etwas leichtere Gruppe (wegen des Ausschlusses der Russen), zum Teil mangelnde Disziplin, welche von den Gegnern nicht bestraft wurde, Durchhänger, die sich korrigieren liessen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Strähne nicht (wie zuletzt an Titelkämpfen mit entscheidenden Gegentoren in Schlusssekunden) ausgerechnet im Viertelfinal abreisst.

Eine gelungene Vorrunde ist längst noch keine Garantie für einen Sieg im Viertelfinal. Die Schweiz beendete erst zum zweiten Mal eine WM-Vorrunde auf Platz 1. 2013 holten die Schweizer ebenfalls 20 von möglichen 21 Punkten, gewannen danach den Viertelfinal gegen Tschechien 2:1 und verloren erst den WM-Final gegen Schweden. Aber in den Jahren 2000, 2010, 2017 und 2021 gelangen den Eisgenossen ebenfalls hervorragende Vorrunden, erreichten jeweils als Gruppenzweite die Viertelfinals, kassierten dort aber stets Niederlagen.

Scherwey wird Finnland verlassen
Nach seinem Fussbruch am Sonntag ist die WM für Tristan Scherwey vorbei. Nun entschied er sich in Absprache mit den Verantwortlichen der Nati und des SC Bern dafür, Finnland zu verlassen. Scherwey soll so bald wie möglich operiert werden. «Es wäre toll gewesen, hätte Tristan weiterhin bei uns bleiben können», sagt Nati-Direktor Lars Weibel in einer Mitteilung des Verbands, «er bringt einen guten Spirit und viel Energie ins Team. Für seine Gesundheit ist es jedoch besser, nach Hause zu reisen.»

In den Viertelfinals bekommen es die Schweizer am Donnerstag mit den USA zu tun. Die Amerikaner besiegten in Tampere am Samstag zwar Schweden, verloren aber auch gegen Finnland und Tschechien und besiegten Österreich erst in der Verlängerung.

Das Telegramm:

Deutschland - Schweiz 3:4 (2:1, 0:2, 1:0, 0:0) n.P.
Helsinki. - 3862 Zuschauer. - SR Öhlund/Stano(SWE/SVK), Spur/Yletyinen (CZE/SWE).
Tore: 2. Ambühl (Corvi, Herzog) 0:1. 12. Wissmann (Reichel/Ausschluss Egli) 1:1. 16. Loibl (Seider, Moritz Müller) 2:1. 22. Suter (Malgin, Kukan) 2:2. 39. Malgin (Moser, Meier/Ausschluss Moritz Müller) 2:3. 48. Plachta (Wissmann) 3:3.
Penaltyschiessen: Hischier 1:0, Loibl -; Riat 2:0, Plachta -; Suter -, Noebels -; Malgin -, Fischbach -.
Strafen: 1mal 2 Minuten gegen Deutschland, 4mal 2 Minuten gegen die Schweiz.
Deutschland: Grubauer; Holzer, Jonas Müller; Seider, Moritz Müller; Wissmann, Gawanke; Wagner; Pföderl, Reichel, Noebels; Plachta, Michaelis, Ehliz; Karachun, Loibl, Fischbach; Schmolz, Kastner, Soramies.
Schweiz: Berra; Kukan, Siegenthaler; Fora, Janis Moser; Egli, Geisser; Marti; Riat, Hischier, Meier; Simion, Malgin, Suter; Ambühl, Corvi, Herzog; Miranda, Kuraschew, Thürkauf; Bertschy.
Bemerkungen: Schweiz ohne Scherwey (verletzt), Glauser, Aeschlimann (beide überzählig) und Genoni (Ersatzgoalie). - Pfostenschüsse: 38. Meier, 55. Meier. - Timeout Deutschland (60.). - Schüsse: Deutschland 27 (12-9-4-2); Schweiz 32 (9-11-11-1). - Powerplay-Ausbeute: Deutschland 1/4; Schweiz 1/1. (pre/sda)

Die Tabellen:

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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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UncleHuwi
24.05.2022 12:52registriert Mai 2015
Liebe Hockeyfreunde...wartet doch noch mit motzen bis das Spiel zu ende ist😁 Unsere Jungs werden das Ding schon schaukeln. Kommt schon gut🇨🇭💪🏻
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horst
24.05.2022 13:05registriert Dezember 2015
Jedesmal wenn in einem Pauseninterview vom SRF die 'Charakterfrage' gestellt wird, gönn ich mir einen Kurzen. Bin jedesmal Sternhagelvoll🤣
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Donny Drumpf
24.05.2022 11:57registriert November 2019
Bisher ein klassisches Deutschland - Schweiz spiel. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass die Schweiz unter ihren Möglichkeiten spielt. Ich bin gespannt auf die Reaktion!
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Jedes Mal erwartest du, dass statt der Kegel der Junge umfällt. Doch dann …
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