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Das Sterben geht immer weiter: Tourist Trophy auf der Isle of Man

Tourist Trophy Isle of Man
Kurvige Strecke vorbei an Wald, Hecken und Steinmauern: Die Tourist Trophy.Bild: Shutterstock/jazzy geoff

Drei Tote in 24 Stunden – das Sterben bei der «Isle of Man TT» nimmt kein Ende

Selten passt das Adjektiv «berüchtigt» so zum Wort «berühmt» wie bei der Tourist Trophy. Beim legendären Töffrennen auf der Isle of Man fährt der Tod stets mit. Gestern starben drei Teilnehmer innerhalb von 24 Stunden.
08.06.2017, 15:5809.06.2017, 10:35

Die Isle of Man ist aus drei Gründen bekannt. Erstens gilt sie als Steueroase. Zweitens hat sie eine äusserst kuriose Flagge, bestehend aus drei angewinkelten Beinen. Und drittens ist die Insel jedes Jahr Gastgeberin der Tourist Trophy, des tödlichsten Töffrennens der Welt. Mehr als 250 Menschen verloren im Temporausch ihr Leben, seit die Trophy 1911 erstmals ausgetragen wurde.

Wieso die Beine auf die Insel-Flagge gekommen sind, ist unklar.
Wieso die Beine auf die Insel-Flagge gekommen sind, ist unklar.bilder: wikipedia

Vorgestern und gestern kamen innerhalb von 24 Stunden drei Teilnehmer um: der Holländer Jochem van den Hoek (28), der Engländer Davey Lambert (48) und der Ire Alan Bonner (33). Sie starben entweder an Ort und Stelle oder erlagen im Spital den schweren Verletzungen, die sie bei ihren Stürzen erlitten.

Jeder Abschiedskuss für die Liebste an der Startlinie kann der letzte gewesen sein. Die Strecke verzeiht keinen Patzer. «Wenn Roger Federer einen Fehler macht, verliert er einen Punkt. Wenn ich einen Fehler mache, verliere ich mein Leben», bringt es Richard Quayle, ein ehemaliger Sieger, auf den Punkt.

Schachtdeckel, Steinmauern und Sprünge

Die Besonderheit dieses Rennens ist, dass es nicht auf einem für Wettkämpfe angelegten Rundkurs ausgetragen wird. Sondern auf den gewöhnlichen Strassen der Insel. Als «scheinbar endlose Aneinanderreihung von Kurven, Hügeln, Sprüngen, Steinmauern, Schachtdeckeln und Telefonmasten» wird der 60 Kilometer lange Parcours auf der Website des Rennens beschrieben.

Beinahe unmöglich, sich jede Kurve genau einzuprägen. Vom Deutschen Siegfried Schauzu, in den 60er- und 70er-Jahre achtfacher Sieger als Seitenwagen-Pilot, ist das Zitat überliefert: «Die Ideallinie um 10 Zentimeter zu verfehlen, kann den Weg ins Jenseits bedeuten.»

Eindrückliche Aufnahmen von der Tourist Trophy.Video: streamable

Mit 280 km/h durch die 30er-Zone

Den Streckenrekord hält seit dem vergangenen Jahr Michael Dunlop. Als erster Fahrer überhaupt legte er die Runde in weniger als 17 Minuten zurück, seine Zeit von 16:53.929 entspricht einem Durchschnittstempo von 215,6 km/h entspricht. Als Vergleich: Am letzten Sonntag brachte es Andrea Dovizio bei seinem WM-Sieg in der MotoGP-Klasse in Mugello auf einen Speed von durchschnittlich 174 km/h.

Spektakuläre On-Board-Aufnahmen und Stürze.Video: streamable

Zwischen Bray Hill und der Quarterbridge Road steht eine Tempo-30-Tafel. «Da habe ich 280 km/h auf dem Tacho und werde in der Senke von der Fliehkraft so nach unten gedrückt, dass die Gabel kurz auf Block geht und die Ölwanne schleift», sagte der Österreicher Horst Saiger dem «Spiegel».

Nicht ein Moment der Ruhe

Auf dem Rundkurs gibt es nicht bloss ein, zwei gefährliche Stellen. Die «New York Times» hat grafisch aufbereitet, wo sich die tödlichen Unfälle ereignet haben. Das Resultat: überall. Auf Geraden, in engen Kurven und in weiten Kurven, in Dörfern und auf offener Strecke und besonders in heimtückischen Passagen mit Licht-Schatten-Wechsel bei Sonnenschein.

Jedes rote Quadrat steht für einen Toten.
Jedes rote Quadrat steht für einen Toten.grafik: new york times

Auch ein Schweizer trug sich in die Siegerliste der Tourist Trophy ein. Der dreifache Weltmeister Luigi Taveri siegte 1962, 1964 und 1965 auf der Isle of Man.

Der Rekordsieger gewann 26 Mal

Der heute 87-jährige Taveri gilt auf der Insel immer noch als Legende. Doch welche Bezeichnung trifft dann auf einen wie Joey Dunlop zu? Der Nordire ist der Rekordsieger. Sagenhafte 26 Mal stand er zuoberst auf dem Podest. So liess sich leicht ein Spitzname finden, der dem Legendenstatus gerecht wird: «King of the Roads». Dunlop war abergläubisch und fuhr stets mit einem roten T-Shirt unter dem Kombi und mit einem gelben Helm.

Nachdem er im Jahr 2000 bei einem Rennen in Estland tödlich verunglückt war, übertrug das nordirische Fernsehen seine Beerdigung live. Und auf der Isle of Man wurde neben der Rennstrecke eine Statue von Joey Dunlop errichtet.

ZUM 85. GEBURTSTAG DES EHEMALIGEN SCHWEIZER MOTORRADRENNFAHRERS LUIGI TAVERI AM FREITAG, 19. SEPTEMBER 2014, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Der Schweizer Motorradfahrer Luig ...
Taveri im Jahr 1961, als er Zweiter der 125ccm-Klasse wurde.Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Die letzten Rennen der diesjährigen Austragung finden morgen Freitag statt. Dann kehrt wieder Ruhe ein in der Steueroase Isle of Man. Bis die Rennfahrer im nächsten Jahr erneut zur Tourist Trophy pilgern. Im Wissen, dass nicht jeder die Insel dann lebend verlassen wird.

Mehr über die Tourist Trophy?

Halbstündige Dokumention über das Rennen auf deutsch.Video: YouTube/NDR Doku

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Triple
08.06.2017 22:34registriert Juli 2015
Was sollen die unnötigen Kommentare von wegen kein Mitleid haben. 1. die Fahrer erwarten kein Mitleid und 2. wer das Rennen nie live gesehen und mit Fahrern gesprochen hat kann das eh nicht nachvollziehen.
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statistikus
08.06.2017 17:03registriert Dezember 2016
Ich schaue mir schon seit ein paar Jahren Videos von diesem Rennen auf Youtube an. Ich krieg feuchte Hände vom zuschauen und einen erhöhten Puls. Kann mir gar nicht vorstellen, wie es einem Fahrer geht. Unglaublich faszinierend und krass. Mir tun einfach die Familien der Fahrer leid, die Ungewissheit, ob der Papi wieder heil zurückkommt. Mein Beileid an die Familien die jemanden verloren haben.
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tzhkuda7
08.06.2017 17:17registriert Juni 2015
Jeder dieser Teilnehmer muss das selber wissen :) Interessante Art von Sport um zuzusehen aber mitmachen nein Danke ist lieb ;P
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