Sport
Motorsport

Wie geht es Michael Schumacher? Viele wollen das angeblich genau wissen

epa07258291 (FILE) German seven time Formula 1 champion Michael Schumacher (R, team Ferrari) and his wife Corinna smile in front of a mountain panorama in the ski resort of Madonna di Campiglio, Italy ...
Ein Bild aus glücklichen Zeiten: Corinna und Michael Schumacher beim Skifahren.Bild: EPA/DPA

Wie geht es Michael Schumacher? Was hinter den jüngsten Schlagzeilen steckt

Es scheint DIE grosse Frage zu sein, auf welche die ganze Welt nach einer Antwort lechzt: Wie geht es Michael Schumacher? Seit einem fatalen Sturz auf der Skipiste überschlagen sich Medien regelmässig mit Nachrichten, die Aufklärung versprechen. Auch in diesen Tagen wieder, kurz nach dem Jahrestag des Unfalls und Schumis Geburtstag.
21.01.2020, 16:4502.07.2020, 10:51
Ralf Meile
Folge mir
Mehr «Sport»

Mit Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher wird seit seinem schweren Ski-Unfall und der Unwissenheit um seinen Gesundheitszustand Clickbaiting im grossen Stil betrieben. Ganz aufgeregt vermeldet heute «Der Westen», dass es «Endlich gute Nachrichten!» gebe und betreibt Bauernfängerei, indem der Titel so weitergeht: «Jetzt ist klar, dass …»

Bild

Wie bitte? Endlich gute Nachrichten? Das muss ja wohl Schumachers Gesundheitszustand betreffen! Seit der Deutsche im Dezember 2013 bei einem Skiunfall schwere Kopfverletzungen erlitten hat, weiss fast niemand ausserhalb seiner Familie, wie es ihm geht.

Doch die guten Nachrichten entpuppen sich als andere. Der Erftlandring, die Kartbahn, auf der Klein Schumi einst seine grosse Liebe zum Motorsport entdeckt hatte, bleibt erhalten. Ihr hatte der Abriss gedroht.

Dass das Interesse an Michael Schumacher nicht nachlässt, macht sich auch Focus zunutze. Das Portal hat unlängst ein Video veröffentlicht, welches das Skigebiet von Méribel in den französischen Alpen zeigt. Reisserischer Titel zum Video, dessen Nutzen sich nicht erschliesst: «Über diese Felsen stürzte Michael Schumacher.» Der Erkenntnisgewinn für den Zuschauer? Überschaubar. Man weiss seit dem Unfall vor sechs Jahren, dass er mit dem Kopf gegen einen Stein geprallt war.

Bild

Die «tz» aus München weiss derweil: «So ist es wirklich». Eine vermeintlich «rätselhafte Botschaft» von Gattin Corinna verursache einen «Riesenwirbel». Liest man den Artikel, so liest man vor allem von Gerüchten. Eine Äusserung von Corinna Schumacher («Grosse Dinge beginnen mit kleinen Schritten») werde von einem Formel-1-Blog so interpretiert, dass dies ein Hinweis auf Fortschritte ihres Ehemanns sei und eine Nachricht der Hoffnung. Der Clou: Das Zitat stammt laut «tz» gar nicht von Corinna Schumacher.

Bild

Und dann sind da noch die englischen Revolverblätter. Sie melden heute Spektakuläres. «Michael ist nicht mehr so, wie wir ihn in Erinnerung haben», enthüllt ein italienischer Neurochirurg. Schumachers Zustand habe sich «sehr verändert und verschlechtert», meldet die «Daily Mail». Hat Nicola Acciari aus Bologna Schumacher medizinisch betreut?

Bild

Die englischen Zeitungen stützen sich auf Aussagen der kleinen italienischen Zeitung «Contro Copertino», die sie vor zwei Wochen verbreitet hat. Das macht stutzig. Wenn da wirklich ein Mediziner Neuigkeiten zu Schumacher hat: Wieso weiss das dann eine kleine italienische Zeitung, aber erst zwei Wochen später die ganze Welt, wenn doch alle so verrückt nach Schumi-News sind?

Es stellt sich heraus, dass die Zitate gar drei Wochen alt sind. Acciari, Neurochirurg und Formel-1-Fan, machte sie gegenüber motorsport.com und betonte gleich zu Beginn, er wisse auch nicht, wie es Michael Schumacher gehe. «Ich wähle diese Worte mit Bedacht, denn niemand hat Beweise für die Meldungen, die kursieren. Es ist schwierig einzuschätzen, aufgrund welcher klinischen Basis man ausgehen sollte», sagte Acciari. Er versuchte es dennoch und trat damit eine Lawine los, die jetzt gerade den Hang hinunterrollt. Denn diese warnende Einführung wird vom Boulevard gerne überlesen.

Auch der «Mirror» bringt die Story, verkauft sie aber mit altbekannten Nachrichten. Schaurige Fotos von Michael Schumacher in seinem Krankenbett würden Medien für eine Million Pfund angeboten. Eine unbekannte Person habe sie im vergangenen Jahr angeblich ausser Haus geschmuggelt, Corinna Schumacher habe eine Anzeige erstattet.

Klatschheftli gehen am Kiosk offenbar immer noch gut weg, wenn über Schumacher berichtet wird. «Michael Schumacher: Schock-Enthüllung! Jetzt muss Corinna ganz stark sein», berichtet «InTouch». Wir schlucken leer.

Bild

Bis wir lesen, dass der Onlineshop Schumachers mit angeblich überteuerten Fan-Artikeln locke. Wir gähnen, aber das Blatt fragt: «Eine geschmacklose Abzocke?» und echauffiert sich auch, dass zu Schumachers Geburtstag mit zehn Prozent Rabatt geworben wurde und es obendrein eine Schumi-Dächlikappe gab zu jeder Bestellung. «Ob Corinna tatsächlich damit einverstanden ist, dass mit einem Geburtstags-Rabattcode für überteuerte Schumi-Artikel geworben wird? Kaum vorstellbar ...», glaubt «InTouch».

Was wir dagegen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wissen: Eines Tages werden wir Michael Schumacher wiedersehen. Das verspricht sein langjähriger Manager Willi Weber. Der Mann, der Schumi gross gemacht hat, weiss also, wie es ihm geht! Denken wir jedenfalls, als wir vor zwei Monaten diese Schlagzeile im «Express» sehen:

Bild

Dann lesen wir das Interview und stellen fest: Weber hat mit Schumachers Familie gar nichts mehr zu tun. «Ich würde gerne wissen, wie es ihm geht, und ihm nochmal die Hand geben oder übers Gesicht streicheln. Aber das wird von Corinna leider abgelehnt», erzählt Weber. Und worauf fusst dann die Schlagzeile von Schumachers Rückkehr? Auf nichts als der positiven Einstellung des Ex-Managers: «Ich glaube fest an Michaels Genesung, weil ich weiss, dass er eine Kämpfernatur ist. Wenn es eine Chance gibt, wird er sie nutzen. Das kann nicht das Ende sein. Ich bete für ihn und bin überzeugt, dass wir ihn wiedersehen.»

Tu dir selbst einen Gefallen!

Auch wenn dir der Finger zuckt, weil es dich interessiert, es bleibt dabei: Solange seine Familie kein offizielles Statement abgibt, so lange kannst du Meldungen über Michael Schumachers Gesundheitszustand ignorieren.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So stellt sich McLaren die Formel 1 im Jahr 2050 vor
1 / 11
So stellt sich McLaren die Formel 1 im Jahr 2050 vor
McLaren Applied Technologies hat sich Gedanken über die Formel 1 in 30 Jahren gemacht.
quelle: mclaren applied technologies / mclaren applied technologies
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Mit dem Rennauto durch die Berner Altstadt
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
30 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pana
21.01.2020 17:03registriert Juni 2015
Ein Artikel darüber, wieso man keine Artikel über MS lesen sollte? Der Tipp sollte dann aber doch ganz oben stehen ;)
66411
Melden
Zum Kommentar
avatar
Füürtüfäli
21.01.2020 17:10registriert März 2019
Bemerkenswert jedenfalls, dass sich auch der schäbigste Boulevard daran die Zähne ausbeisst
Was gäbe die BILD oder BLICK um titeln zu können: »Schumi: Jetzt spricht die Nachbarin der Exfrau seines Chefarztes«

Ich hoffe sehr, dass dies wirklich seinen aktuellen Wünschen entspricht und er nicht nur eine leere, am "Leben" erhaltene Hülle ist. Ich war nie Schumacher-Fan, aber ich wünsche ihm wirklich, tatsächlich ein lebenswertes Leben führen zu können.
2378
Melden
Zum Kommentar
avatar
RichiZueri
21.01.2020 17:32registriert September 2019
Bin hin und her gerissen. Einerseits finde ich, man sollte ihn endlich in Ruhe lassen. Andererseits nimmt es mich bei jedem Schumi Artikel dann aber doch selber sehr wunder, wie es ihm nun geht.
2348
Melden
Zum Kommentar
30
Der FCB schafft gegen Juve nur die «kleine» Sensation – für die grosse fehlen vier Tore
18. März 2003: Der FC Basel träumt vom Champions-League-Viertelfinal. Nach zehn Minuten ist das geforderte 4:0 gegen Juventus Turin bereits ungeschriebene Geschichte. Dabei wäre so viel dringelegen.

«Es ist schwierig, aber nicht unmöglich.» Von Tiefstapeln ist vor der zweiten Partie gegen Juventus Turin meilenweit nichts zu hören, so auch nicht bei Julio Hernán Rossi. Trotz Herkulesaufgabe herrscht am Rheinknie fast schon Euphorie hinsichtlich einer möglichen Qualifikation für die Champions-League-Viertelfinals.

Zur Story