Im Frühjahr 2020 lief auf Netflix die Dokumentation «The Last Dance». Die 10-teilige Serie gewährt exklusive Einblicke in die äusserst erfolgreichen Saisons der Chicago Bulls in den 1990er-Jahren – im Fokus steht dabei natürlich Michael Jordan, der an der Produktion beteiligt war und ohne den die Bulls niemals ihre sechs NBA-Titel gewonnen hätten.
Zwar kommen auch Jordans Teamkollegen Scottie Pippen, Dennis Rodman und Steve Kerr sowie Trainer Phil Jackson und General Manager Jerry Krause zu Wort, doch am Ende geht es immer wieder um «His Airness» und seinen unbändigen Siegeswillen.
Das stösst seinem kongenialen Partner Scottie Pippen noch immer sauer auf. Der 56-Jährige verrät in seiner bald erscheinenden Biographie «Unguarded», dass er gar nicht damit einverstanden ist, wie er in «The Last Dance» dargestellt wurde. «Ich war nur ein Requisit. Er nannte mich ‹seinen besten Teamkameraden aller Zeiten›. Er hätte nicht herablassender sein können, selbst wenn er es versucht hätte», so Pippen in einem Auszug, der exklusiv bei GQ veröffentlicht wurde.
Wenn er aber noch einmal darüber nachdenke, könne er seinen Augen schon trauen, schreibt Pippen weiter. «Ich habe schliesslich viel Zeit mit dem Mann verbracht, ich wusste, wie er tickt. Wie naiv von mir, irgendetwas anders zu erwarten.» Was früher wohl nur seine Teamkollegen wussten, wird in «The Last Dance» jedem eindrücklich vor Augen geführt: Jordan war als Mitspieler ein Tyrann, der von seinen Mitspielern dieselbe Arbeitsmoral, Disziplin und Besessenheit für den Sport einforderte, die ihn zum absoluten Superstar hatten werden lassen.
Pippen ärgert sich in seinen Memoiren, dass Jordan wie schon früher auch in der Doku-Serie komplett im Mittelpunkt steht. «Daran ist zu einem grossen Teil Michael Schuld. Die Produzenten haben ihm schliesslich ein Entscheidungsrecht über das finale Produkt gegeben. Ich habe viel mehr erwartet. Ich konnte es vorher kaum erwarten, einzuschalten und das zuvor ungesehene Filmmaterial zu sehen.»
Aber dann sei jede Folge gleich gewesen: «Michael auf einem Podest, seine Teamkollegen zweitrangig, viel kleiner als er. Die Botschaft war nicht anders als damals, als er uns als seine ‹Nebendarsteller› bezeichnete.» Mit Mitte fünfzig habe er 17 Jahre nach seinem letzten Spiel erneut zusehen müssen, wie er und seine Teamkollegen «wieder einmal erniedrigt» wurden. «Dabei war es schon das erste Mal beleidigend genug, das zu durchleben.»
Pippen ist nicht der erste Ex-Bulls-Spieler, der sich von «The Last Dance» enttäuscht zeigte. Der australische Center Luc Longley wurde anders als viele Teamkollegen von den Produzenten nicht einmal befragt. «Ich hatte jetzt nicht erwartet, dass ich grossartig vertreten sein werde, weil sie mich ja nicht interviewt haben, aber ein bisschen mehr hätte ich mir schon erhofft», erklärte Longley im August gegenüber dem australischen TV-Sender ABC. «Ich sass Woche für Woche auf meiner Couch und habe jede Episode gesehen. Natürlich war ich traurig, dass ich kaum vorkam.» (pre)
Und Pippen ist gemäss Doku auch nicht der einfachste (Und die hellste Kerze, siehe Vertrag), daher, tja. Aber Scottie, Du bleibst ebenfalls für immer einer meiner Top NBA Player!
Leider stand er sich wohl auch des öfteren selber im Weg und hat die eine oder andere falsche Entscheidung getroffen.