Es ist keine Seltenheit, dass es Kinder erfolgreicher Skirennfahrerinnen und -fahrern ebenfalls an die Weltspitze schaffen. Ein aktuelles Beispiel ist die Italienerin Federica Brignone, die in Peking Riesenslalom-Silber gewann und deren Mutter Maria Rosa Quario vier Weltcup-Slaloms für sich entschied.
Tina Weirathers Mutter Hanni Wenzel ist zweifache Olympiasiegerin, ihr Vater Harti Weirather wurde Abfahrtsweltmeister und auch bei Felix Neureuther waren die Eltern Rosi Mittermaier und Christian Neureuther Ski-Stars. Die Liste liesse sich noch fortsetzen, doch ob eine andere Familie an die Cochrans aus den USA herankommen würde, ist fraglich.
50 Jahre nach dem Olympiasieg seiner Mutter Barbara Cochran hat Ryan Cochran-Siegle nun Silber im Super-G gewonnen. Damit sind die beiden die höchstdekorierten Mitglieder der Grossfamilie, ohne die der US-Skisport um viele Kapitel ärmer wäre.
Die Geschichte beginnt 1961 im Bundesstaat Vermont im Osten der USA. Am Winooski River stellen Ginny und Mickey Cochran einen Skilift auf, noch heute existiert das mittlerweile um zwei Anlagen ausgebaute Skigebiet. Dort bringen sie ihren vier Kindern das Skifahren bei – und zwar so gut, dass sie es allesamt an Olympische Spiele schaffen. Und auch die nächste Generation der Cochrans ist im Schnee erfolgreich.
Sohn von Barbara Cochran
Sohn von Bob Cochran
Sohn von Lindy Cochran
Sohn von Lindy Cochran
Tochter von Lindy Cochran
Sohn von Marilyn
Nun also die zweite Olympiamedaille für die Grossfamilie. «Ich habe fest an ihn geglaubt», sagte Barbara Ann Cochran bei NBC über ihren Sohn Ryan. «Ich wusste, dass er es schaffen kann und ich bin einfach so stolz.» Sie habe das Rennen im Pyjama verfolgt, es war 22 Uhr in Vermont, als tausende Kilometer weg in den Bergen von Yongqing das Rennen startete. «Ich weinte vor Freude und ich konnte kaum aufhören zu weinen.»
Fifty years after Barbara Ann Cochran won gold at the Sapporo games, her son, Ryan Cochran-Siegle, seeks his first medal.
— AP Sports (@AP_Sports) February 8, 2022
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Schon kurz nach der Fahrt sprachen Mutter und Sohn über Facetime miteinander. «Ich kann mich gar nicht mehr an alles erinnern», schilderte Ryan Cochran-Siegle, «es war ziemlich emotional.» Für ihn gehe mit der Medaille definitiv ein Traum in Erfüllung, sagte der 29-Jährige. Und er ergänzte: «Das ist der beste zweite Platz, den ich jemals belegt habe.» Vier Hundertstel fehlten am Ende gar bloss zum Olympiasieg, den sich der Österreicher Matthias Mayer sicherte. Bronze ging an Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen; für das Schweizer Team setzte es durchs Band Enttäuschungen ab.
Cochran-Siegle erinnerte im Moment seines grössten Erfolgs daran, wie schwer er sich im vergangenen Winter verletzt hatte. In Kitzbühel brach er sich nach einem Sturz in der Hahnenkamm-Abfahrt einen Halswirbel. «Heute vor einem Jahr lag ich noch im Spitalbett. Man darf einfach nie aufgeben», betonte er. «Es ist ein brutaler Sport, aber es ist ein wunderschöner Sport.»
«Das ist ein ziemliches Erbe», sagte Cochran-Siegle zum Fakt, dass seine Mutter so erfolgreich war. «Aber wenn Sie unsere Familie kennen würden, dann wüssten sie, dass bei uns Medaillen und Titel weniger zählen. Wir sind im Grunde einfach gute Menschen.» Wie um diese Aussage zu bestätigen, dachte Barbara Ann im Moment des grossen Erfolgs ihres Sohnes auch an die eigenen Eltern, die nur mit ihren Händen und einem Traum angefangen hätten: «Sie schauen auf uns herab und sind so stolz.»