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Olympia 2022

16 Jahre nach dem Drama wird Lindsey Jacobellis doch Olympiasiegerin

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Ungläubiges Strahlen: Lindsey Jacobellis ist endlich Olympiasiegerin.Bild: keystone

16 Jahre nach dem Drama erlebt Lindsey Jacobellis ihr olympisches Happy End

Lindsey Jacobellis bescherte der Schweiz 2006 einen der unvergesslichsten Sport-Momente, als sie eine sichere Goldmedaille wegwarf und Tanja Frieden Olympiasiegerin im Boardercross werden konnte. Im fünften Anlauf und mit 36 Jahren hat es nun endlich auch für die amerikanische Snowboarderin geklappt.
09.02.2022, 10:2009.02.2022, 12:48
Ralf Meile
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Lindsey Jacobellis? DIE Lindsey Jacobellis? Ja. Sie fährt immer noch – und sie hat endlich, endlich die letzte Lücke in ihrem eindrücklichen Palmarès geschlossen.

«Ich fühlte mich schon als Siegerin, weil ich es in den Final geschafft habe», sagte Jacobellis nach ihrem Triumph. «Es war ein langer Weg mit Höhen und Tiefen und Verletzungen.»

Fünf Mal wurde die Amerikanerin Weltmeisterin im Boardercross, sie siegte 31 Mal im Weltcup und sammelte in Aspen an den X-Games reihenweise Goldmedaillen. Aber trotzdem war Jacobellis ausserhalb der Szene bis heute vor allem für ein Rennen bekannt, das sie nicht gewinnen konnte.

Mit Olympia auf Kriegsfuss

Vor sechzehn Jahren war es, an den Olympischen Spielen 2006 in Turin, als Jacobellis die sichere Goldmedaille wegwarf. Beim letzten Sprung versuchte sie – deutlich in Führung liegend – einen Trick, stürzte, und wie aus dem Nichts raste die bereits geschlagene Tanja Frieden an ihr vorbei zum Sieg. Die Berner Oberländerin wurde zur ersten Olympiasiegerin im Boardercross, Jacobellis blieb zum Trost wenigstens noch der silberne «Plämpu».

Es folgten weitere olympische Dramen für die ansonsten so erfolgsverwöhnte Athletin. Sie konnte gewinnen, was sie wollte – stand der Wettkampf im Zeichen der fünf Ringe, konnte sie es nicht mehr. 2010 in Vancouver belegte sie Rang 5. 2014 in Sotschi war es Rang 7. 2018 in Pyeongchang: Rang 4.

Alles wie gehabt: Jacobellis vorne

Nun also der fünfte Anlauf. In Peking sollte endlich Tatsache werden, was eigentlich schon in Turin hätte sein sollen. Die mittlerweile 36-jährige Jacobellis qualifizierte sich für den Final und ging in diesem gleich nach dem Start in Führung.

United States' Lindsey Jacobellis (5) leads the pack on her way to winning the gold medal followed by France's Chloe Trespeuch (8) and Canada's Meryeta O'Dine (3) during the women& ...
Jacobellis (links) führt vor der Französin Trespeuch (Mitte) und der Kanadierin Odine.Bild: keystone

Dieses Gefühl kannte sie nicht nur aus dem Jahr 2006, sondern auch von 2018. Da lag sie ebenfalls lange in Front, ehe sie noch überholt wurde und das Podest im Fotofinish um drei Hundertstel verpasste.

Frieden geschlossen

Doch im Secret Garden Resort in Zhangjiakou, rund 100 Kilometer nordwestlich von Peking gelegen, passierte ihr kein weiteres Missgeschick mehr. Lindsey Jacobellis liess nichts anbrennen. Sie zog den Lauf durch und konnte endlich ihren Frieden mit den Olympischen Spielen schliessen.

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Jacobellis' Triumph bescherte zugleich den USA die ersehnte erste Goldmedaille dieser Spiele.Bild: keystone

Als sie die Ziellinie überquerte, strahlte sie über das ganze Gesicht und hielt sich die Hände vors Herz. Endlich passte es auch bei Olympischen Spielen von A bis Z. «Es gibt keine Worte, um das zu beschreiben», meinte Jacobellis Teamkollegin Stacy Gaskill.

«Mir ging es nie um Wiedergutmachung», sagte Lindsey Jacobellis, auf ihren schicksalhaften Tag 2006 angesprochen. «Ich wollte einfach Spass haben. Mein Gedanke war: Entweder passiert es oder eben nicht. Und dieses Mal standen die Sterne gut für mich und es wurde mein Tag.»

Kein Exploit der Schweizerinnen
Sina Siegenthaler schaffte es als beste Schweizerin in die Viertelfinals. «Dass ich eine Runde weitergekommen bin, hätte ich nach den letzten Wochen nie erwartet, denn dass ich überhaupt am Start gestanden bin, war bereits ein Sieg», sagte sie. Bereits in den Achtelfinals schieden Lara Casanova und Sophie Hediger aus.
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Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2022 in Peking
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quelle: keystone / wu hong
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amboss
09.02.2022 11:52registriert April 2014
Ja, ihr mag ich das richtig gönnen.
Wie oft wohl lag sie nachts wach und hat gedacht "ach hätte ich doch nicht..."
Und Respekt, dass sie 16 jahre danach immer noch dabei ist.

Allerdings: Legende wäre sie definitiv geworden, wenn sie beim letzten Sprung nochmals das Board quegestellt hätte :D :D
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PassierscheinA38
09.02.2022 12:05registriert April 2021
Aber so richtig cool wär sie gewesen, wenn sie auf dem letzten Sprung nochmal einen Grab gemacht hätte!
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