Mit Bestzeit in den Vorläufen und als Zweitschnellster in den Halbfinals hatte Roman Mityukov am Vortag seine Medaillen-Ambitionen angemeldet. Am Schweizer Nationalfeiertag legte der WM-Zweite mit Landesrekord noch einen drauf.
In 1:54,85 Minuten blieb er über 200 m Rücken fast eine halbe Sekunde unter seiner Bestmarke, die er an der WM im letzten Jahr in Fukuoka aufgestellt hatte. Damals gewann Mityukov in seiner Paradedisziplin mit Bronze seine erste internationale Auszeichnung im grossen Becken. Nun lieferte er auf der grössten aller Schwimm-Bühnen ab.
In seinem ersten olympischen Final liess es Mityukov gewohnt ruhig angehen. Nach drei von vier Bahnlängen lag er nur auf Platz 5, legte dann jedoch einen starken Schlussspurt hin. Letztlich musste er sich nur dem ungarischen Favoriten Hubert Kos (1:54,26) und dem Griechen Apostolos Christou geschlagen geben. Zu Silber fehlten ihm nur drei Hundertstel.
«Eine Medaille war mein Ziel. Ich bin sehr stolz auf mich», strahlte Mityukov nach seinem bislang grössten Erfolg. «Das Ziel ist erfüllt. Ich sage es selten, aber ich bin wirklich stolz auf das, was ich erreicht habe.»
Mityukov erntete damit die Früchte harter Arbeit, die er in den letzten Jahren unter der Leitung von Clément Bailly in Genf geleistet hat. Er, der seine Ziele stets vorsichtig formuliert, brachte Sport und Studium gut unter einen Hut, ohne dass seine Entwicklung als Spitzenschwimmer darunter litt.
Sein Weg war auch geprägt von Enttäuschungen. An der EM 2022 wurde er gleich dreimal Vierter. Nun fügte er seinem Palmarès nach WM-Silber 2024 und WM-Bronze 2023 sowie zweimal EM-Bronze (2021, 2024) über 200 m Rücken eine weitere Medaille dazu – und diese glänzt am hellsten.
Mityukov sorgte dafür, dass sich der Schweizer Schwimmsport innert drei Jahren über drei Olympia-Medaillen freuen kann, nachdem Jérémy Desplanches (über 200 m Lagen) und Noè Ponti (über 100 m Delfin) in Tokio zwei bronzene Auszeichnungen gewonnen hatten. Zuvor hatte Swiss Aquatics bloss einen Podestplatz an Sommerspielen verzeichnet, 1984 dank Etienne Dagon (3. Platz über 200 m Brust).
Jérémy Desplanches wird sein Bronze-Coup von vor drei Jahren an den Olympischen Spielen in Tokio nicht wiederholen. Der Genfer verpasst in Paris über 200 m Lagen als 13. erwartungsgemäss den Final.
Als Neunter der kräftezehrenden Vorläufe vom Vormittag fehlte Desplanches die Energie, um eine letzte Heldentat vollbringen zu können. Der Europameister von 2018, der nach diesen Spielen seine glanzvolle Karriere beenden wird, benötigte für die vier Bahnlängen 1:58,93 Minuten, womit er über zwei Sekunden zu langsam war, um einen Platz in den Top 8 zu haben.
Für Thierry Bollin bedeuteten über 50 m Crawl bereits die Vorläufe Endstation. In 22,95 absolvierte der 24-jährige Berner die Sprintdistanz zwar erstmals unter 23 Sekunden. Für den Vorstoss in die Halbfinals der besten 16 hätte er jedoch mehr als eine Sekunde schneller sein müssen. (abu/sda)