Der 32-jährige Tamirat Tola gewann mit 21 Sekunden Vorsprung vor Bashir Abdi. Die Siegerzeit von 2:06:26 bedeutet olympischen Rekord. Der für Belgien startende Somalier Abdi war vor drei Jahren bei den Spielen von Tokio Dritter geworden. Das Podium komplettierte der Kenianer Benson Kipruto.
Für Tola war es der zweite grosse Sieg. Vor zwei Jahren war er in Eugene, Oregon, schon Weltmeister geworden. Auch an Olympischen Spielen hatte er bereits einmal eine Medaille gewonnen. Vor acht Jahren an den Spielen in Rio de Janeiro sicherte er sich über 10'000 Meter Bronze.
Matthias Kyburz und Tadesse Abraham beenden das Rennen auf coupiertem Terrain auf den Plätzen 30 und 38. Unterschiedlicher hätte die Vorgeschichte der beiden Schweizer nicht sein können.
Hier der gestandene Marathon-Läufer Abraham, der zwei Tage vor seinem 42. Geburtstag letztmals auf der grossen Bühne, im Zeichen der fünf Ringe zum dritten Mal antrat. Vor acht Jahren bei den Spielen in Rio de Janeiro hatte der gebürtige Eritreer mit Rang 7 geglänzt, vor drei Jahren in Tokio zwangen ihn Atemprobleme zur Aufgabe.
Da der achtfache Orientierungslauf-Weltmeister Kyburz, der erst vier Monate zuvor ebenfalls in Paris seinen ersten Wettkampf über die 42,195 Kilometer bestritten, der das ambitiöse Projekt in Zusammenarbeit mit dem einstigen WM-Dritten und Europameister Viktor Röthlin in Angriff genommen hatte, um eine Antwort auf die simple Frage «Wie schnell bin ich wirklich?» zu erhalten. Am Samstag erreichte Kyburz das Ziel gut fünf Minuten nach Tola – und 50 Sekunden vor Abraham.
«Es war ein gutes Rennen», zeigte sich Kyburz im SRF zufrieden. Er habe das umsetzen können, was er sich vorgenommen habe, was angesichts der Stimmung, die er als «gigantisch» bezeichnete, nicht immer einfach gewesen sei. «Es war meine Taktik, dass ich mich nicht kaputt mache und dann auf den letzten zehn Kilometern das Feld von hinten aufrollen kann.»
Kyburz sagte, er habe zwar gelitten, aber doch auch einige schöne Momente erlebt. Etwa, als das Feld nach Versailles kam. «Oder als ich Kenenisa Bekele vor mir sah und ich an ihm vorbeiziehen konnte.» Zudem seien seine Kollegen wohl die Einzigen gewesen, die die Strassen bepinselt hätten, alle paar Kilometer habe er ihre Motivationen lesen können, «das war extrem schön». Ob er weiterhin Marathons laufe, liess er offen.
«Ich bin mega happy», sagte Abraham, der in den letzten zwei Wochen wegen einer Verletzung nicht ein einziges Mal rennen konnte. «Ich wusste nicht, ob ich starten kann. Das habe ich geschafft und ich konnte einen tollen Abschluss haben.»
Keine Rolle spielte Eliud Kipchoge, der mit einem neuerlichen Triumph Geschichte hätte schreiben, und als Erster im Marathon dreimal hätte Olympiasieger werden können. Zweimal hatten dies neben ihm auch der Äthiopier Abebe Bikila 1960 und 1964 und Waldemar Cierpinski aus der damaligen DDR 1976 und 1980 geschafft. Der 39-jährige Kipchoge fiel schon vor der Hälfte der Distanz aus den Traktanden und gab das Rennen schliesslich auf. (ram/sda)