Daniil Medwedew schlittert immer weiter in die Krise. Die ehemalige Weltnummer 1 befindet sich im ATP-Ranking nur noch auf Platz 15. Es ist die schlechteste Klassierung für den 29-jährigen Russen seit März 2019. Und er könnte weiter abrutschen, wenn er nicht bald die Kurve kriegt.
Am Sonntagabend schied Medwedew in Cincinnati nach einem Freilos direkt in der zweiten Runde aus und gab dabei Rätsel auf. Gegen den drei Jahre jüngeren Australier Adam Walton, der auf Platz 85 der Weltrangliste geführt wird, unterlag Medwedew 7:6 (7:0), 4:6, 1:6. Besonders für Aufsehen sorgte aber – nicht zum ersten Mal – vor allem das Verhalten des 1,98-Meter-Hünen. So schien ihm die Hitze im US-Bundesstaat Ohio von bis zu 35 Grad ordentlich zu schaffen zu machen.
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Um sich abzukühlen, zog Medwedew mal das T-Shirt aus, legte sich ein grosses Tuch auf den Kopf, hielt sich einen Kühlschlauch ins Gesicht oder steckte gar einmal den Kopf in die Kühltonne. Wirklich zu helfen schien ihm das aber alles nicht. Vor allem im letzten Satz machte der US-Open-Sieger von 2021 zu viele einfache Fehler. Als die Niederlage besiegelt war, sass er mit der Flasche in der Hand auf seinem Platz und starrte lange ins Leere.
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Die Niederlage gegen Aussenseiter Walton ist eine weitere Enttäuschung für Medwedew, der 2025 damit bei einer Bilanz von 27:18 Siegen angelangt ist. Bei den bisher drei Grand Slams des Jahres überstand er nur am Australian Open die erste Runde. Für einen eigentlichen Topspieler ist das ziemlich bescheiden und so steht er in der Jahreswertung gar nur auf dem 19. Rang. Auch beim Masters-1000-Turnier in Toronto, direkt vor jenem in Cincinnati, scheiterte er bereits in der zweiten Runde. Zum Auftakt hatte er sich noch mit viel Mühe gegen Dalibor Svrcina (ATP 115) durchgesetzt.
Besonders erschreckend dürfte für den Russen und sein Team sein, dass er aktuell nicht einmal auf seinem Lieblingsbelag auf Touren kommt. Bei den grossen Turnieren auf dem Hartplatz – also den beiden Grand Slams und den sieben Masters-1000-Turnieren – schaffte er es seit letztem Sommer nur zweimal über die zweite Runde hinaus. Dabei stand er in seiner Karriere neben seinem Triumph am US Open bereits in fünf weiteren Grand-Slam-Finals (drei Mal in Australien, zwei Mal in New York), und zwar immer auf demselben Belag.
Woran seine Krise festzumachen ist, weiss der 29-Jährige, der einst als potenzieller Nachfolger für die «Big 3» aus Djokovic, Federer und Nadal galt, anscheinend selbst nicht. Gegenüber atptour.com erklärte er vor seinen frühen Niederlagen in Toronto und Cincinnati: «Es ist sehr hart im Tennis, weil ich zehn Gründe finden könnte, aber immer noch nicht wüsste, welches nun der Hauptgrund ist.» Er sei mit seinem Team zusammengesessen, um einige Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen. «Ich werde versuchen, diese zu implementieren», kündigte Medwedew an.
Dies scheint ihm bisher aber nicht gelungen zu sein. Damals zeigte er sich dennoch optimistisch und voller Vorfreude auf die nächsten Monate. «Es ist der aufregendste Teil der Saison, weil jetzt bis Miami im nächsten Jahr auf Hartplätzen gespielt wird. Also werde ich versuchen, mein Bestes zu geben, und es geniessen», so Medwedew, der seine Krise als Chance sieht und sich in Durchhalteparolen übt: «Ich will es als Herausforderung nehmen, mein Niveau in den grossen Momenten Schritt für Schritt zu erhöhen.»
Die nächste Möglichkeit, seinen Negativlauf zu stoppen, bietet sich Medwedew ab dem 24. August beim US Open. Dort erreichte er im letzten Jahr immerhin den Viertelfinal.