«Wir werden im Juli in der Seine baden», sagte Paris' Bürgermeisterin Anne Hidalgo Anfang Jahr. Nun bleiben der französischen Hauptstadt noch knapp 100 Tage für ihr tollkühnes Unterfangen, die Seine für die Olympischen Spiele herzurichten. Das erklärte Ziel ist es, den Fluss so sauber zu bekommen, dass Triathlon-Wettkämpfe darin ausgetragen werden können.
Während letzte Woche mit dem Entzünden des olympischen Feuers der Countdown für die Olympischen Spiele offiziell eingeläutet wurde, gibt es noch einiges zu tun in Paris. Unklar ist beispielsweise weiterhin, ob die Sicherheitslage die an der Seine geplante Eröffnungsfeier zulässt. Auch Hidalgos Ziel, den Fluss wettkampftauglich zu machen, steht auf der Kippe: Wasserproben haben gezeigt, dass die Wasserqualität drei Monate vor den Olympischen Spielen weiterhin «alarmierend» ist.
Paris mayor Anne Hidalgo doubled down on plans for a dip in the Seine this summer, and nudged the aquatic adventure towards pool party territory as she invited President Emmanuel Macron to dig out his swimming trunks and join her https://t.co/x8cONz2L24 pic.twitter.com/0jmifY4IEK
— Reuters (@Reuters) March 13, 2024
Leute, die sich im Sommer mitten in der Stadt ein kühles Bad gönnen, wie das in Bern oder Zürich der Fall ist, findet man in Paris nicht. Das Baden in der Seine ist nämlich bereits seit 100 Jahren – abgesehen von einigen schwimmenden Badeanstalten – offiziell verboten. Grund dafür ist nicht nur der Schiffsverkehr, sondern auch die bedenkliche Hygienesituation.
Bei starkem Regen werden die unterirdischen Abwasserkanäle, die sich über 1000 Kilometer erstrecken, überflutet, sodass das Abwasser direkt in die Seine gelangt: «Seit Jahrzehnten haben wir das so gemacht. Bei starken Unwettern wurde das ganze Wasser direkt in den Fluss geleitet», erklärte Chef-Kanalarbeiter Emmanuel Olivard gegenüber ARD. Das zweite Problem: Das Abwasser von über 30'000 Haushalten stromaufwärts und von Hausbooten, die auf dem Fluss stationiert sind, wird direkt in die Seine geleitet.
Schon beim Einreichen der Bewerbung für die Olympischen Spiele warb Paris mit der Seine als Mittelpunkt der Eröffnungsfeierlichkeiten und als Austragungsstätte von Schwimmwettbewerben. Seither hat der Staat rund 1,4 Milliarden Euro in die Säuberung des Flusses investiert. Einerseits werden mit dem Geld Haushalte unterstützt, die ihre Abwasserleitungen ordnungsgemäss anschliessen, andererseits wurde in der Nähe des Bahnhofs Austerlitz ein Überlaufbecken gebaut.
Bereits im Jahr 1988 wollte sich der damalige Präsident Jacques Chirac dafür einsetzen, dass in der Seine wieder geschwommen werden kann. Nicht einmal der Umweltminister glaubte damals daran, dass Chirac sein Versprechen einlösen kann: «Ich bringe dann Handtücher und Antibiotika vorbei», meinte er.
Und tatsächlich: Über 30 Jahre später ist ein Bad in der Seine noch immer Wunschdenken. Bereits im vergangenen Sommer hätten erste Test-Wettkämpfe stattfinden sollen – bedenkliche Wasserproben hatten die Feuertaufe aber zunächst verhindert. Einige Wochen später kam es dann doch noch zur Premiere. Rund 60 Triathletinnen und Triathleten wagten sich in den Fluss, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl, wie SRF berichtete.
Emmanuel Macron sur la baignade dans la Seine: "Je n'ai pas changé d'avis (...) on sera au rendez-vous"@BFMTV pic.twitter.com/7ZlU2FKYIf
— Faire #Ensemble (@FaireEnsemblefr) April 15, 2024
Noch bleiben der Stadt Paris 100 Tage, um die Seine für die Olympischen Spiele herauszuputzen. Wird das ambitionierte Ziel tatsächlich erreicht, würden die Olympischen Spiele die Lebensqualität der Pariserinnen und Pariser nachhaltig beeinflussen. Ein potenzieller Badegast wäre auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Auf die Einladung von Anne Hidalgo antwortete er: «Ja, ich werde schwimmen gehen.»