Im Fussball gilt auf Pausenplatz-Niveau: drei Corner = ein Penalty.
Bei Olympischen Spielen gilt als Faustregel: drei Chancen auf eine Medaille = eine Medaille.
Das ist die Ausgangslage, die berücksichtigt, dass am berühmten Tag X nicht automatisch die ersten drei der Weltrangliste Gold, Silber und Bronze gewinnen. Das wäre ja langweilig. Resultate früherer Wettkämpfe sind natürlich trotzdem ein starkes Indiz, in welche Richtung es gehen könnte.
Wohl in rund zwei Dutzend Wettkämpfen haben Schweizer Teilnehmerinnen und Teilnehmer realistische Chancen auf Edelmetall. Hinzu kommt die Hoffnung auf Exploits. Hier hat die Schweiz die besten Aussichten:
Steve Guerdat und Martin Fuchs gehören zur absoluten Weltspitze. Gemeinsam mit Pius Schwizer sind die beiden auch im Teamspringen Medaillenkandidaten.
Es sind vor allem zwei Boote, die von Gold träumen lassen. Zum einen der Zweier-ohne: Roman Röösli und Andrin Gulich wurden letztes Jahr Welt- und Europameister. Und das Duo Jan Schäuble/Raphaël Ahumada im Leichtgewichts-Doppelzweier tritt als amtierender Europameister an.
Ein sicherer Wert – könnte man meinen. Aber neu haben auch die Topnationen nur noch zwei statt drei Startplätze und somit eine Medaillenchance weniger. Nino Schurter, Mathias Flückiger, Alessandra Keller und Sina Frei zählen auf alle Fälle zum Kreis der Favoriten; die Hoffnung ist, dass mindestens eine/r durchkommt.
Von den letzten Olympischen Spielen in Tokio kehrte Nina Christen mit einer Gold- und einer Bronzemedaille zurück. Sie zählt als aktuelle Weltranglisten-Vierte im 50-Meter-Dreistellungsmatch auch in diesem Jahr zu den Favoritinnen, wobei es in diesem Präzisions- und Nervensport schnell in beide Richtungen gehen kann. Der zweite Schweizer Trumpf ist Chiara Leone, kürzlich Europameisterin geworden und im letzten Jahr Weltmeisterin mit dem Frauen- und dem Mixed-Team.
Martin Dougoud ist noch nicht vielen Schweizer Sportfans ein Begriff. Das könnte sich ändern, denn im Wildwasserkanal gehört er zu den Besten der Welt. Vielleicht reisst auch Alena Marx etwas: Sie ist Europameisterin im Kajak-Cross, dem Pendant des Skicross im Wasser, welches erstmals olympisch ist.
Nils Stump wurde 2023 Weltmeister in der Kategorie bis 73 Kilogramm, in diesem Jahr bestätigte er diesen Erfolg mit dem Gewinn von WM-Bronze. Im Mai entschied er ein Grand-Slam-Turnier, einen Judo-Wettkampf der höchsten Stufe, für sich.
Die glanzvollen Europameisterschaften jüngst in Rom führen zu gewissen Erwartungen. Zwar sind EM und Olympia (mit der Beteiligung des Rests der Welt) zwei verschiedene Paar Schuhe, die Schweiz darf dennoch träumen. Besonders dank Angelica Moser, in diesem Jahr schaffte es erst eine Stabhochspringerin höher als die Europameisterin aus dem Zürcher Weinland. Der Appenzeller Simon Ehammer, vor zwei Jahren Bronzemedaillengewinner an der WM, darf sich im Weitsprung Chancen ausrechnen, er zeigt in diesem Jahr konstant gute Leistungen.
Die Schweiz holt in Paris zwischen sechs und neun Medaillen. Weil das keine klare Zahl ist, legen wir uns auf eine in der Mitte fest: sieben Medaillen.
Stechen die oben erwähnten Trümpfe nicht, gibt es dafür vielleicht im BMX eine Medaille. Im Schwimmen gehen Noè Ponti und Roman Mityukov sehr aussichtsreich an den Start; Stefan Küng im Zeitfahren sowie im Strassenrennen, von dem wegen der tiefen Anzahl von nur 90 Startern niemand weiss, was uns erwartet.
Im Windsurfen stellt die Schweiz mit Elia Colombo den Weltmeister. Das Beachvolleyball-Duo Tanja Hüberli/Nina Brunner überzeugte schon oft an Grossanlässen – und wer weiss, wie der Ball im Golfturnier der Frauen rollt, an dem Albane Valenzuela und Morgane Métraux teilnehmen. Vielleicht wächst eine wie Anna Jurt über sich hinaus, die frischgebackene Vize-Europameisterin im Pentathlon? Und wohl zu keinem anderen passt die Bezeichnung «Himmelsstürmer» so gut wie zu Kletterer Sascha Lehmann.