Der Traum von Olympischen Spielen in der Schweiz ist geplatzt! Zumindest vorerst. Denn das Internationale Olympische Komitee bevorzugt die Kandidatur von Frankreich gegenüber jener von Swiss Olympic. Das IOC lässt auch die schwedische Kandidatur fallen. Dies bestätigte Karl Stoss, der österreichische Vorsitzende der Kommission für künftige Kandidaturen. Erst am letzten Freitag hatte die Schweizer Kandidatur mit dem Ja des Sportparlaments die erste wichtige Hürde auf dem Weg zu Olympischen Spielen in der Schweiz genommen.
Ganz begraben muss die Schweiz die Hoffnungen aber nicht. Zwar wird sie nicht als Gastgeberland für die Olympischen Winterspiele im Jahr 2030 dienen dürfen, doch gelte sie aufgrund der starken Kandidatur als erste Priorität für Olympia 2038. Dafür müsse die Schweiz jedoch zeigen, dass die Kandidatur die Unterstützung der Bevölkerung hat. Auch bei der Finanzierung bestehe noch Potenzial zur Optimierung, wie es heisst. Dennoch solle die Schweiz nun einen «privilegierten Status» für die Spiele im Jahr 2038 erhalten.
Kann sie bei den kritisierten Punkten nachbessern, würde einer erneuten – dann wohl erfolgreichen – Kandidatur nichts im Weg stehen. Falls sie mehr Zeit benötige, gelte die Schweiz auch als Kandidat für das Jahr 2042, teilt das IOC mit. Die Schweiz, die sich mit dem Projekt «Switzerland 203x» nicht auf ein einzelnes Jahr fixiert hat, setzte auf das Konzept des «Host Country» mit im ganzen Land verteilten Wettkämpfen in bereits bestehenden Wettkampfstätten.
Das könnte jedoch ein Problem sein, wie es vom IOC heisst. So fehle der «olympische Spirit», da es keine olympischen Dörfer gebe. Zwar spreche nichts dagegen, verschiedene Austragungsorte zu haben, jedoch sollte es sich auf einige Regionen konzentrieren und nicht über das ganze Land verteilt sein.
Um die Unterstützung aus dem Volk zu zeigen, könnte zudem eine Volksabstimmung nötig werden. In der Vergangenheit schmetterte die Bevölkerung die Pläne immer ab – dies könnte nun aber anders sein. Gemäss einer Machbarkeitsstudie befürworteten zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung das aktuelle Projekt.
Swiss Olympic teilte nach dem Entscheid des IOC mit, zuversichtlich zu sein, obwohl eigentlich die Jahre 2030 oder 2034 im Fokus lagen. «Gerade im Sport heisst es aber, flexibel zu sein», sagt Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl und fügt an: «Wir erhalten nun die Chance, unser Projekt gemeinsam weiterzuentwickeln und sind überzeugt, dass wir mit unseren Rahmenbedingungen, der grossen Erfahrung und Verlässlichkeit auch im Hinblick auf 2038 ein hervorragender Partner für das IOC sind.»
Die Schweiz bleibt im Dialog mit dem IOC für Olympische und Paralympische Winterspiele 2038
— Swiss Olympic Team (@swissteam) November 29, 2023
Heute bestätigte das IOC, dass es vom Potenzial des Schweizer Olympia-Projekts überzeugt ist. https://t.co/J5Ky8oAEVA pic.twitter.com/FuwcYkv6Bq
Für Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann war der Mittwoch trotz allem «ein Freudentag für den Schweizer Sport», wie er zu den CH-Media-Zeitungen sagt. «Wir sind seit heute näher an Olympischen Spielen als je zuvor seit 75 Jahren», so Lehmann. Zuletzt fanden die Winterspiele 1948 in der Schweiz statt – wie schon 1928 in St.Moritz.
Auch Bundesrätin Viola Amherd freute sich «über den Entscheid des IOC, der Schweiz den ‹Privileged Dialogue› für die Olympischen & Paralympischen Winterspiele 2038 zu gewähren». Durch die zusätzliche Zeit sollten «nachhaltige und dezentrale Winterspiele» ermöglicht werden. Für die Vorsitzende des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) ist klar: «Die Durchführung wäre für das Land ein Meilenstein.»
Für die übernächsten Winterspiele – 2026 finden sie in Mailand und Cortina statt – dürfte also Frankreich mit den beiden Regionen Auvergne-Rhône-Alpes und Provence-Alpes-Côte d'Azur, wo viel Infrastruktur von den Spielen in Albertville 1992 genutzt werden kann, als Gastgeber dienen. Für die Spiele 2034 solle Salt Lake City die Zusage erhalten.
Beide Austragungen werden vom IOC während seiner Session vor den Sommerspielen 2024 in Paris final vergeben – dies scheint nach den Aussagen des Exekutivkomitees nur noch Formsache zu sein. (nih)