Die Chicago Blackhawks verpflichteten diesen Sommer den 38-jährigen Stürmer Corey Perry. Der Stanley-Cup-Champion, Olympiasieger und Weltmeister sollte dem jungen Kern um Supertalent Connor Bedard, Lukas Reichel und dem Schweizer Philipp Kurashev beibringen, wie man eine «Gewinner-Kultur» in die Garderobe bringt. Das Unterfangen liess sich eigentlich gut an. Perry sammelte in 16 Spielen neun Skorerpunkte und schien in der Mannschaft gut anzukommen. Doch das änderte sich in den letzten Tagen schlagartig.
Vergangenen Samstag berichteten Journalisten aus dem Kreis der Chicago Blackhawks, dass Corey Perry «bis auf Weiteres» nicht mehr an den Team-Aktivitäten teilnehme. Sofort gab es Spekulationen, woran es liegen könnte, aber kaum Antworten. Der Agent des Kanadiers liess nur verlauten, dass es sich um «persönliche Gründe» handle.
Corey Perry will remain away from the Blackhawks "for the foreseeable future," Kyle Davidson says.
— Ben Pope (@BenPopeCST) November 25, 2023
Gestern dann kam die nächste Schock-Nachricht für die Fans der Blackhakws. Der Vertrag mit Corey Perry wird per sofort aufgelöst. Dafür wurde der 38-Jährige auf die Waiver-Liste gesetzt.
BREAKING: #Blackhawks have placed Corey Perry on unconditional waivers and plan to terminate his contract, effective immediately.
— Charlie Roumeliotis (@CRoumeliotis) November 28, 2023
Team statement: pic.twitter.com/5cQQlEYHpM
Die Blackhawks kündigten an, noch am Dienstagabend zum Fall Perry Auskunft zu geben. Doch seit dem letzten Samstag kursierten diverse Spekulationen über die Gründe für die Absenz des Stürmers. Ein Gerücht erhielt besonders viel Aufmerksamkeit: Perry soll mit der Mutter seines 18-jährigen Teamkollegen Connor Bedard geschlafen haben.
Tatsächlich machte dieses Gerücht derart stark die Runde, dass sich Blackhawks-General-Manager Kyle Davidson gezwungen sah, dazu Stellung zu nehmen. Er betonte, dass Perrys Vertragsauflösung nichts mit seinen Mitspielern oder deren Familien zu tun habe. «Jeder, der etwas anderes suggeriert, liegt völlig falsch und ist, offen gesagt, widerlich.»
Das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. Davidson sagte lediglich, dass es zu einem Vorfall gekommen und Perrys Verhalten «inakzeptabel» gewesen sein soll. Der Zwischenfall soll sich am vergangenen Mittwoch, einen Tag vor einem Auswärtsspiel bei den Columbus Blue Jackets, ereignet haben. Als die Blackhawks davon erfahren haben, hätten sie Perry sofort aus der Mannschaft gestrichen und eine interne Untersuchung eingeleitet. Die Vertragsauflösung sei nun das Resultat davon.
Ansonsten blieb Davidson vage. Auf die Frage, ob es sich um einen Vorfall handle, der eine behördliche Aufarbeitung benötige, wich er aus: «Es handelt sich um eine Angelegenheit am Arbeitsplatz.» Liga und Spielergewerkschaft seien über den Vorfall ins Bild gesetzt worden, die Spieler der Blackhawks hingegen wissen nichts über den Vorfall, erklärte der General Manager, der phasenweise emotional wurde.
Kyle Davidson betonte auch, dass dieser Schritt nötig sei, um den Kulturwechsel innerhalb des Teams voranzutreiben. «Mehr als alles andere bestärkt es uns vor allem in unserer Entschlossenheit, die Kultur zu ändern und sicherzustellen, dass wir die richtigen Dinge tun», sagte der 35-Jährige. Die Blackhawks waren im Herbst 2021 in negative Schlagzeilen geraten, als herauskam, wie sie Jahre zuvor vertuscht hatten, dass einer ihrer ehemaligen Trainer einen damaligen Spieler sexuell missbraucht hatte.
Die geben sich vage – wohl auch, weil sie eben selbst nicht alle Informationen haben. Es sei schwer, wenn man nicht alles wisse, sagte Stürmer Nick Foligno gegenüber «The Athletic». «Wir alle sorgen uns um Corey. Aber wir verstehen, dass es einen Standard gibt, an dem wir uns messen lassen müssen.»
Verteidiger Seth Jones sprach von «einer schwierigen Situation». Man wisse, dass die Organisation einen Verhaltenskodex habe, und dieser sei offenbar gebrochen worden. Von Perry selber gibt es kein Statement.
Auch ein Lehrstück in Sachen PR: Wenn Infos fehlen ist es sehr viel schwieriger, solche Gerüchte zu kontrollieren. Hier könnte man mit einer klareren Kommunikation vieles eindämmen.