Beim Gewinn der EM im Sommer war Gianluigi Donnarumma eine der grossen Figuren Italiens. Der Keeper zeigte im ganzen Turnier starke Leistungen und krönte diese mit zwei Paraden im entscheidenden Final-Penaltyschiessen gegen England.
Bei der Rückkehr nach Italien wurde Donnarumma noch wie alle seine Teamkollegen gefeiert. Am Mittwochabend war die Stimmung bei den Anhängern der «Azzurri» aber eine ganz andere. Bei der 1:2-Niederlage in der Nations League gegen Spanien wurde der 22-Jährige von vielen Fans bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen.
Grund für die schlechte Stimmung war, dass die Partie im San Siro stattfand – also im Stadion der AC Milan, bei welcher Donnarumma viele Jahre lang im Nachwuchs spielte und schliesslich den Sprung in die Serie A schaffte.
Allerdings trennten sich die Wege des Keepers und Milans auf eine Weise, welche vielen Fans missfiel. Nach monatelangen Hin und Her entschieden sich Donnarumma und sein Berater Mino Raiola, den auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.
So konnte der Keeper, dessen Marktwert heute bei 65 Millionen Euro liegt, seinen Ausbildungsklub ablösefrei verlassen und sich PSG anschliessen. Dort soll er gemäss italienischen Medienberichten zwar jährlich zwölf Millionen Euro verdienen, ist aber hinter Keylor Navas meistens nur die zweite Wahl. Dass er einen regelmässigen Platz auf der Bank mit gutem Lohn einer Verlängerung bei seinem Stammverein vorzog, machte Donnarumma bei den Milan-Fans von einem ehemaligen Liebling zu einer Reizfigur.
Italiens Nati-Trainer Roberto Mancini hatte wenig Verständnis für die Pfiffe. «Ich habe das bedauert», sagte der Coach an der Pressekonferenz nach dem Spiel, «heute Abend spielte Italien, kein Klub.» Es sei der falsche Moment für solche Szenen gewesen, kritisierte Mancini: «Man hätte diese Thematik einen Abend lang beiseitelegen und bei einem möglichen Spiel zwischen Milan und PSG pfeifen können. Aber Italien ist Italien und wichtiger als alles andere.»
Mit der Niederlage gegen Spanien ist Italiens Hoffnung auf einen weiteren Titel vorbei. Im Spiel um Platz 3 darf aber zumindest Donnarumma einen etwas weniger unangenehmen Abend erwarten. Diese Partie findet im Gegensatz zum Final nicht im Mailänder San Siro, sondern in Turin statt. (dab)
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