Es scheint, als würde die Zeit der Stadt Zürich als Hauptsitz des Fussball-Weltverbands FIFA zu Ende gehen. Wie diverse Medien übereinstimmend berichten, stimmen die Landesverbände beim FIFA-Kongress am Freitag in Bangkok über eine entsprechende Satzungsänderung ab.
Bislang war in der FIFA-Satzung gleich im ersten Artikel festgeschrieben, dass die FIFA im Handelsregister des Kantons Zürich registriert sein muss und dass sich der Sitz des Weltverbands in der Stadt Zürich befindet. Das will FIFA-Präsident Gianni Infantino nun ändern. Neu soll der FIFA-Kongress entscheiden können, wo sich der Hauptsitz befindet.
Zwar betont die FIFA auf Anfrage der «Süddeutschen Zeitung», dass Zürich als Sitz weiter hinten in den Statuten eingefügt werde (Punkt 67.2). Doch dieser Abschnitt ist nur als «Übergangsbestimmung» gekennzeichnet. Das heisst: provisorisch, bis sich der Kongress auf einen allenfalls neuen Standort geeinigt hat.
Um der Satzungsänderung am Freitag zuzustimmen, brauchen Infantino und die FIFA eine Dreiviertelmehrheit der 211 Mitgliedsverbände. Das heisst, wenn sich alle 55 europäischen Verbände dagegenstellen, käme die Änderung nicht zustande.
Europäische Geschlossenheit ist aber nicht zu erwarten. Gerade Deutschland oder Frankreich dürften dem Vorschlag zustimmen. Deutschland hofft auf Wohlwollen von Infantino bei der Vergabe der Frauen-WM 2027, die ebenfalls am Freitag stattfindet. Und Frankreich hat in Paris schon eine FIFA-Filiale eröffnet und Präsident Emmanuel Macron spekuliert auf weiteren Zuwachs. Auch Saudi-Arabien dürfte sich als Austragungsort der WM 2034 Hoffnung machen, die neue Heimat des Weltfussballs zu werden. Gleiches gilt für Miami, wohin schon ein Teil der FIFA-Rechtsabteilung ausgelagert wurde – zum Unmut vieler Mitarbeitenden.
Es ist aber auch möglich, dass die FIFA damit einfach mehr Druck auf die Schweizer Regierung ausüben will. Eigentlich fühlen sich Sportverbände hier heimisch: Es gibt günstige steuerliche Konditionen und eine oft sehr wohlwollende Justiz. Bislang konnte der Weltverband aber nie realistisch mit dem Wegzug drohen, wenn ihm etwas nicht passte. Mit der angestrebten Satzungsänderung wäre das dann ein realistisches Szenario. (abu)