Nach über 20 Jahren ist Como zurück in der Serie A. Am Freitag sicherte sich der Klub aus der Grenzstadt zur Schweiz den Aufstieg in einem Herzschlagfinale im Fernduell mit Venezia. Zur Halbzeit der letzten Runde lag Como im Heimspiel gegen Cosenza 0:1 zurück und Venezia führte in La Spezia. Doch dann verspielte erst das Team aus Venedig seinen Vorsprung und in der Schlussphase traf Comos Simone Verdi, ein ehemals hochgelobtes Talent aus dem Nachwuchs von Milan, zum Ausgleich. Como verteidigte den 2. Platz und folgt Parma als direkter Aufsteiger in die Serie A.
Innerhalb von fünf Jahren stieg Como dreimal auf. Von der viertklassigen Amateur-Liga Serie D in die in dieser Saison stärksten Liga Europas. 21 Jahre nach dem Abstieg und acht Jahre nach dem Konkurs und dem Wiederbeginn in der Serie D. Und man fragt sich: Wie war das möglich?
Die Antwort lautet, natürlich: auch mit Geld. Como gehört den Hartono-Brüdern aus Indonesien, welche auch den Tabak-Konzern Djarum besitzen und deren Reichtum auf der Herstellung von Nelkenzigaretten fusst. Robert Budi Hartono und Michael Hartono belegen in der neusten Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt die Ränge 71 und 76. Legte man ihre deklarierten Vermögen zusammen, stünden sie mit 52 Milliarden Dollar auf Platz 26 des Forbes-Rankings.
Wahnwitzige Summen werfen die Hartono-Brüder für Como zwar nicht auf. Aber mit Transferausgaben von 10 Millionen Euro und einem Kaderwert von rund 40 Millionen Euro gehörte Como in dieser Saison eben doch zu den Schwergewichten der Serie B.
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— Como1907 (@Como_1907) May 10, 2024
Allein mit Geld ist der Erfolg trotzdem nicht zu erklären. Bei der «Società Como 1907» ist auch reichlich Sachverstand vorhanden. Geschäftsführer ist der frühere englische Internationale und Chelsea-Professional Dennis Wise, zu den Anteilseignern des Klub gehört auch die französische Ikone Thierry Henry und im Zentrum der sportlichen Macht steht Cesc Fabregas, mit Spanien einst Welt- und Europameister sowie langjähriger Spieler von Arsenal, Chelsea und Barcelona.
Mit der Verpflichtung Fabregas' im Sommer 2022 unterstrich Como erstmals seine Ambitionen. Im letzten Herbst beendete der 37-Jährige seine Karriere und wechselte flugs in den Trainerstaff. Offiziell ist zwar der Waliser Osian Roberts der Chef, doch nur weil Fabregas noch nicht im Besitz der Uefa-Pro-Lizenz ist.
Zum Team gehören Spieler wie Aufstiegstorschütze Verdi, Patrick Cutrone oder Daniele Baselli, die weit mehr als 100 Serie-A-Spiele und auch Einsätze für Italiens Nationalteam bestritten. Aber auch aus der Super League bekannte Namen wie Jean-Pierre Nsame oder Samuel Ballet, die im Januar von YB respektive Winterthur zu Como wechselten. Ihr Beitrag zum Aufstieg war jedoch gering. Ballet kam bloss zu drei Teileinsätzen, Nsame stand nur einmal in der Startformation. Sie kamen im Winter in ein gut funktionierendes Team. In der neuen Saison dürfen sie auf mehr Einsatzzeit hoffen.
Apropos nächste Saison: Como will sich da nicht mit dem Abstiegskampf begnügen. Ein Mittelfeldplatz soll es sein und dann will man sich langfristig in der Serie A festsetzen. Die finanziellen Möglichkeiten dazu hat der Klub. Er will aber nicht nur vom Portemonnaie der Hartono-Brüder leben, sondern selbst auch mächtig Geld verdienen.
In der Tourismus-Branche sind die Stadt und die Region ein weltbekannter Brand. Da möchte der Klub ansetzen. «Wir haben das Potenzial, den Wert des Klubs auf eine Milliarde Dollar zu steigern. Im Merchandising haben wir den Umsatz in wenigen Jahren auf vier Millionen pro Saison vervierzigfacht. 20 Millionen Dollar liegen drin», sagte Mirwan Suwarso, der Manager vor Ort aus dem Hartono-Universum, letzte Woche in einem Interview mit der «Gazzetta dello Sport».
Und dann verriet Suwarso auch noch ganz spezielle Business-Pläne. «Wir nehmen uns Disney zum Vorbild. Gemeinsames Marketing und Merchandising mit der Stadt und der Region. Ein Park am See mit einem modernen Stadion und Unterhaltungsmöglichkeiten während der ganzen Woche», so Suwarso. Disney? Zumindest sportlich fühlten sich die letzten fünf Jahre in Como schon mal an wie ein Märchen.