Wer ist besonders heiss? Der Formcheck 4 Wochen vor dem Eidgenössischen
Der Höhepunkt der Schwing-Saison naht in grossen Schritten. Nur noch drei Kranzfeste stehen an, bevor Ende August im basellandschaftlichen Pratteln das Eidgenössische über die Bühne geht. Wer ist wie gut in Form? Eine Übersicht.
Samuel Giger (NOSV)
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Sechs Feste bestritt der Thurgauer bislang, er gewann vier und wurde zwei Mal Zweiter. Giger triumphierte am Nordostschweizer Teilverbandsfest, dazu am Thurgauer Kantonalen, dem Baselstädtischen und beim Bündner-Glarner Schwingfest. Auch wenn er auf dem Brünig seine erste Niederlage der Saison einstecken musste: Der Weg zum Königstitel in Pratteln führt über Giger, der mit 24 Jahren schon 52 Kränze gewonnen hat – jeden zweiten davon als Festsieger. Und es gilt: Lieber das Gefühl der Niederlage jetzt gehabt haben als am Eidgenössischen.
Adrian Walther (BKSV)
Der exakt 2 Meter grosse Berner ist der Aufsteiger des Jahres. Er gewann seine ersten beiden Feste – und es waren gleich hochkarätige. Erst schlug der in einer Woche 21 Jahre alt werdende Walther am Berner Kantonalen zu, zwei Wochen später jubelte er über den prestigereichen Sieg beim Bergfest auf dem Brünig. Die Formkurve zeigt steil nach oben, momentan ist der Newcomer der heisseste Kandidat der Berner.
Joel Wicki (ISV)
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Der 25-Jährige aus Sörenberg lancierte seine Saison mit dem Sieg am Zuger Kantonalen und entschied zuletzt das Innerschweizer Teilverbandsfest und das Rigi-Schwinget für sich. Seither pausierte Wicki, auch wegen eines Todesfalls in der Familie. Der Form sollte diese Wettkampfpause nicht geschadet haben, zumal bis Pratteln ohnehin noch Zeit bleibt, um nicht «einzurosten».
Matthias Aeschbacher (BKSV)
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Mit seinen 30 Jahren gehört der Berner zu den Routiniers. Sein Glanzlicht in diesem Jahr ist der Sieg auf dem Weissenstein, davor entschied er das Emmentalische Schwingfest für sich.
Werner Schlegel (NOSV)
Im Oktober wird der Zimmermann aus dem Toggenburg erst 20 Jahre alt. Dass er nicht nur einer für die Zukunft sein kann, sondern schon in der Gegenwart zu den Top-Schwingern gehörte, bewies Schlegel mit seinem Sieg beim St.Galler Kantonalen. Schon vergangenes Jahr gewann er zwei Kantonale.
Pirmin Reichmuth (ISV)
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Nach seinem fulminanten Comeback beim Aargauer Kantonalen, das er für sich entschied, würde Reichmuth eigentlich weiter nach oben gehören. Schliesslich bezwang er dort drei Eidgenossen und gewann alle sechs Gänge. Aber auf dem Brünig hat sich der 26-jährige Dauer-Pechvogel wieder einmal verletzt, dieses Mal an der Schulter. Noch ist unklar, wie gravierend die Blessur ist.
Florian Gnägi (BKSV)
Das Seeländische wurde ebenso zur Beute des 33-Jährigen wie das Schwarzsee-Schwinget und das Bern-Jurassische. Doch bei seinem letzten Einsatz, am Freiburger Kantonalen, erlitt er eine Knieverletzung. Gnägi geht davon aus, dass das Seitenband rechtzeitig verheilt und er in Pratteln antreten kann – fragt sich, in welcher Verfassung.
Armon Orlik (NOSV)
Schlussgang-Teilnehmer und Zweiter am Eidgenössischen 2016, Dritter am Eidgenössischen 2019 – und 2022? Orlik gewann das Glarner-Bündner Kantonalfest und schaffte eine Reihe weiterer Spitzenplatzierungen. Dieses Mal zählt der mittlerweile 27-jährige Bündner nicht zu den Topfavoriten, sondern zu den heissen Aussenseitern. Vielleicht ist genau das die Ausgangslage, die ihm zum ganz grossen Triumph verhilft.
Fabian Staudenmann (BKSV)
Fast immer nah dran, aber nie zuoberst – das ist die diesjährige Bilanz des 22-Jährigen aus Guggisberg. Sechs Mal klassierte sich Staudenmann als Zweiter. Vielleicht holt er in Pratteln zum ganz grossen Schlag aus. Drauf hat er es allemal.
Domenic Schneider (NOSV)
Der 135-Kilo-Brocken aus dem Thurgau stellt alleine von seiner Postur her jeden Gegner vor eine grosse Aufgabe. Schneiders Highlight war der zweite Platz auf dem Weissenstein, wo er im Schlussgang Matthias Aeschbacher unterlag, zuvor aber Kilian Wenger, Curdin Orlik und Thomas Sempach bezwang.
Michael Ledermann (BKSV)
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Der 21-jährige Bauer ist wie Walther ein Mann der Zukunft der Berner. Allerdings zeigt seine Formkurve – auch wegen einer lädierten Schulter – nach unten, nachdem er zu Saisonbeginn gleich das Mittelländische und das Seeländische Schwingfest gewonnen hatte. Zuletzt musste er beim Berner Kantonalen verletzt aufgeben.
Lario Kramer (SWSV)
Sein Pech ist die Herkunft: Der Freiburger gehört dem schwächsten Teilverband an, dem Südwestschweizer. So muss er alle starken Gegner selber aus dem Weg räumen und kann nur mit wenig Hilfe von Kollegen rechnen. Der 24-jährige Kramer zeigte mit seinem Sieg als Gast beim Urner Kantonalen, dass er es an einem guten Tag richten kann. Am Eidgenössischen mit acht Gängen wäre ein Königstitel für einen Südwestschweizer aber ein Sägemehl-Wunder.
Benjamin Gapany (NWSV)
Drei Festsiege sollten dafür sorgen, dass man höher eingeschätzt wird. Aber wenn es sich «nur» um die Kantonalfeste im Wallis, Neuenburg und in der Waadt handelt, ist das eben nicht der grösste Leistungsausweis. Der 27-jährige Gapany teilt das Schicksal Kramers: Als Südwestschweizer ist ein eidgenössischer Kranz wohl das höchste der Gefühle.
Damian Ott (NOSV)
Der Senkrechtstarter des Jahres 2021 gewann heuer noch kein Fest, am nächsten kam der Toggenburger dem Sieg am St.Galler Kantonalen, wo er Zweiter wurde. Wegen einer Fussverletzung sagte der 22-jährige Ott zuletzt seine Teilnahme am Rigi-Schwinget ab.
Kilian Wenger (BKSV)
Der König von 2010 stiess auf dem Weissenstein in einen exklusiven Kreis vor: Er gewann dort seinen 100. Kranz, vor ihm gelang das erst 31 anderen Schwingern. Nachdem die letzte Saison ein Lichtblick war, tut sich Wenger heuer wieder etwas schwerer. Ganz abschreiben sollte man den Berner Oberländer dennoch nicht.
Josias Wittwer (BKSV)
Sein Erfolg beim Bergkranzfest auf dem Stoos war eine der grossen Sensationen der Saison. Mit 28 Jahren gewann Wittwer erstmals überhaupt ein Kranzfest. Das zeigte ihm: Er hat das Zeug, um vorne mitzumischen.
Christian Stucki (BKSV)
⛄️
Ist der König von 2019 gesundheitlich in der Lage, seinen Titel zu verteidigen? Das ist die grosse Frage. Verletzungen verhinderten in diesem Jahr bislang, dass Stucki mit Gegnern zusammengreifen konnte. Im Raum steht ein Comeback am Bözingenberg-Schwinget, einem kleineren Anlass Mitte August – nur zwei Wochen vor dem Eidgenössischen. Ob man mit dem 37-Jährigen in Pratteln rechnen muss, scheint höchst fraglich.
Die letzten Kranzfeste
Bis zum Eidgenössischen in Pratteln stehen nur noch drei grössere Anlasse auf dem Programm. Am nächsten Sonntag das Nordwestschweizer Teilverbandsfest in Brugg AG und das Schaffhauser Kantonale in Wilchingen, sowie in zwei Wochen das Bergkranzfest auf der Schwägalp.


