Auch wenn der Schwing-Sport das zeitgemässe Geschäftsgebaren anderer Sport-Grossanlässe erreicht hat, ganz von den Traditionen einer ländlichen Schweiz hat er sich nicht verabschiedet. Noch immer werden die Schwinger und Co. nicht mit Medaillen, Pokalen und Preisgeldern belohnt, sondern mit Kränzen und Naturalgaben.
Dazu gehört natürlich an allererster Stelle der Siegermuni für den Schwingerkönig. «Magnus von Schönenberg» heisst er in diesem Jahr. Der Red Holsteiner ist auf dem gleichnamigen Prattler Hof aufgewachsen, ist dreieinhalbjährig und bringt bereits 720 Kilogramm auf die Waage. Rund 1 Tonne werden es im nächsten Jahr sein. Meist behält der König den Siegermuni jedoch nicht, sondern verkauft ihn gleich weiter.
Neben dem Siegermuni gibt es zehn weitere «Lebendpreise» für die unmittelbar dahinter Platzierten. Wie Magnus sind auch sie in Prattlen in einem separaten Ausstellstall zu besichtigen. Dahinter aber haben die mehreren Hundert weiteren Teilnehmer die Wahl, was sie als Preis mit nach Hause nehmen wollen. Schön der Reihe, respektive der Rangliste nach.
Diese Naturalgaben können im Gabentempel auf dem Gelände des ESAF bestaunt werden. Ein bisschen fühlt man sich wie bei einer Tombola – nur im viel grösseren Ausmasse. Die Preise, also zumindest die meisten davon, sind explizit auf eine ländliche Schweiz zugeschnitten. Auffallend sind die vielen Treicheln und Glocken, neben den unzähligen Bauernkommoden, Insignien der Tradition.
Es finden sich aber auch viele weitere höchst unterschiedliche Gaben: Weniger überraschend sind die landwirtschaftliche Gerätschaften wie befahrbare Rasenmäher oder die vielen Kühlschränke – praktische Dinge halt. Daneben steht aber auch ein Doppelbett mit Strohbelegung zu Auswahl, da sind WC-Schüsseln mit Spritzvorrichtungen und neben vielen E-Mountainbikes auch ein stattliches Harley Davidson-Motorrad.
In Pratteln wurde als Gabentempel ein stattlicher Kuppelbau aufgebaut mit einem Durchmesser von 46 Metern und einer Höhe von 14 Metern. Dort sind die Naturalpreise ausgestellt und können seit Freitag auch besichtigt werden.
Der Baselbieter Regierungspräsident und Esaf-OK-Präsident Thomas Weber sprach an der Eröffnungsfeier des Gabentempels den Gaben einen hohen Stellenwert zu. Und eine der Stadion-Speakerinnen sagte, ein Schwingfest ohne Gabentempel sei wie ein Fest ohne Herz.
Das Eidgenössische Schwing-und Älplerfest findet vom 26. bis 28. August in Pratteln statt. Für die temporären Einrichtungen des grössten Sportanlasses der Schweiz wurden rund 42 Millionen Franken aufgewendet. (pre/sda)