Dass Dominik Paris überhaupt als Skifahrer durchstartete, verdankt er auch ein Stück weit der Schweiz. Als 15-Jähriger hatte Paris genug von der Schule – er wollte sich den Traum vom Skirennfahrer erfüllen und versuchte, als Handlanger auf dem Bau das notwendige Geld zu verdienen.
Wie die NZZ schreibt, sei er damals aber lieber durch die Wirtshäuser gezogen, weil er nicht «Nein» sagen könne. Paris wurde dick und träge, stagnierte in der Folge auf der Skipiste. Mit 18 Jahren stand er sportlich vor dem Nichts.
Paris musste weg. Weg von seiner Heimat, weg von seinen Kollegen. Statt in die Wirtshäuser zu gehen, hiess es ab sofort: harte Arbeit. Dazu ging der Italiener in die Schweiz. Auf einer Alp im Bündnerland hatte er sich einen Job besorgt – nicht des Geldes wegen, sondern weil er fit werden wollte.
Paris stand mit den Sennen täglich um 3.30 Uhr auf, trieb die 120 Kühe zusammen, molk sie, machte den Stall. Am Feierabend ging es mit Bergläufen und Krafttraining weiter. Nach dem Sommer war er 14 Kilo leichter und hatte eine neue Einstellung: «Die Zeit der Flausen war vorbei. Ich hatte mich von der Jugend verabschiedet und auf das Erwachsenenleben umgeschaltet», erklärt Paris. Im folgenden Winter gewann er sein erstes Rennen im Europacup.
Nach seinem bis dato grössten Erfolg, dem Abfahrtssieg in Kitzbühel 2013, erlebte Dominik Paris im Sommer darauf einen harten Schicksalsschlag. Sein zwei Jahre älterer Bruder René, der in seiner Jugend ebenfalls erfolgreicher Skirennfahrer war, starb bei einem Töffunfall im heimischen Südtirol.
Paris lenkte sich auf der Piste ab, trainierte noch intensiver. Er beschrieb das Skifahren damals als seine Therapie. «Mit mehr Zeit und Abstand habe ich gelernt, mit diesem Schicksal weiterzuleben. Er hätte gewollt, dass ich weitermache und hart daran arbeite, mir meine Träume zu erfüllen.»
Dominik Paris hat neben dem Skifahren eine weitere grosse Leidenschaft: Das Singen und Musik machen. Früher mochte er es auch mal etwas geselliger, wie dieses Video mit Ski-Kollege Siegmar Klotz zeigt:
Schon immer war der Italiener aber vor allem den etwas heftigeren Tönen angetan. Seit 2017 ist er Sänger und Texter der Band «Rise of Voltage»:
Auf der Rennstrecke sind sie harte Konkurrenten, doch daneben verstehen sich Beat Feuz und Dominik Paris äusserst gut, wie sie schon mehrmals betonten. Dass die beiden so gut miteinander auskommen, habe wohl mit ihrer Herkunft zu tun, erklärt Feuz. Beide kämen sie aus ähnlichen Bergdörfern, Paris aus Ulten, Feuz aus Schangnau:
Der Gesprächsstoff wird ihnen ohnehin nicht so schnell ausgehen, beide sind im vergangenen Sommer erstmals Vater geworden.
Wenn Dominik Paris mal wieder ein Rennen gewinnt, darf man sich immer besonders auf das Siegerinterview freuen. Einerseits weil der aufgestellte Italiener kein Blatt vor den Mund nimmt, andererseits wegen seines Dialekts.
Während die Sportjournalisten beim Transkribieren ins Schwitzen kommen («Hast du etwas verstanden?» – «Nein, kein Wort»), können die Fernsehzuschauer schon etwas schmunzeln. Es klingt nach Deutsch, es ist Deutsch und trotzdem versteht man meistens nicht viel.
Der Dialekt kommt aus Paris' Heimat. Dem 3000-Seelendorf Ulten, welches – wenig überraschend – im Ultental liegt. Wir werden seinen Dialekt auch bei zukünftigen Siegen wieder bestaunen können – auch wenn Paris seinem Freund Feuz in der WM-Abfahrt am Samstag gerne den Vortritt lassen darf.