Sie bringt einige Besonderheiten mit, die von Olympiasieger Didier Défago entworfene Piste «Gran Becca». Der Start befindet sich auf der «Gobba di Rollin» in Zermatt auf etwa 3700 Metern über Meer, das Ziel in Cervinia im Aostatal knapp 900 Meter darunter. Damit ist das Rennen zum einen das einzige, das eine Grenze überschreitet, und zum anderen die höchstgelegene Abfahrt des Weltcups.
Ansonsten müssen die Besonderheiten aber erst noch entdeckt werden. Nach dem ersten Training vom Mittwoch klingt es bei den Athleten ähnlich: «Es ist nicht schwierig, die Piste zu meistern, aber es ist schwierig, schnell zu sein», sagte Stefan Rogentin, der im Training der erste der Schweizer Fahrer war und sich letztlich im 8. Rang klassierte. Passagen, bei denen es Überwindung brauche oder besonders technisch seien, gebe es kaum. «Dafür braucht es die nötige Ausdauer, um bis zum Schluss das Tempo hochzuhalten.»
Dem pflichtete Niels Hintermann, auf dem 3. Platz der bestklassierte Schweizer im ersten von drei geplanten Trainings, weitgehend bei. «Anders als bei anderen Rennen gibt es kaum Schlüsselstellen, bei denen du das Rennen gewinnen kannst. Dafür kannst du es an vielen Orten verlieren.» Der 28-Jährige, dem aufgrund seiner Gleiterfähigkeiten gute Chancen eingerechnet werden, um die Podestplätze mitzufahren, prophezeite, dass es eine Mischung von Kraft und Gefühl brauche, um zu bestehen. «Du musst sehr locker auf den Ski sein, sie laufen lassen, darfst aber trotzdem nicht zu weit von der Linie abkommen.»
Für den technisch versierten Weltmeister Marco Odermatt sind das keine optimale Voraussetzungen. Er musste sich bei seiner ersten Trainingsfahrt in Zermatt/Cervinia denn auch mit dem 16. Rang begnügen. Trotzdem fand der 26-Jährige fast nur lobende Worte. «Die Piste ist in einem viel besseren Zustand, als ich das erwartet habe.» Einzig ganz oben sei es noch etwas weich gewesen, weshalb es schwierig gewesen sei, Geschwindigkeit aufzubauen. «Sonst ist es eine wirklich schöne Strecke mit eindrücklicher Kulisse am Start, einigen schönen Sprüngen und einem coolen Steilhang.»
Welche Rolle die Höhe spielen wird, dürfte wohl erst am Wettkampf-Wochenende verbindlich beantwortet werden können. Einige Abfahrer meinten, der Unterschied zu tiefer gelegenen Rennen sei bereits spürbar. Andere sagten, sie hätten zumindest bisher kaum Auswirkungen bemerkt.
Auf einem weit über 3000 Metern über Meer gelegenen Gletscher zu fahren, kennen die Athleten grundsätzlich – jedoch meist nur aus dem Sommertraining. Die Erinnerungen an Vorbereitung gefiel nicht allen. So kritisierte der italienische Routinier Dominik Paris den hohen Aufwand, um überhaupt an den Start zu kommen. Tatsächlich braucht es drei Gondelbahnen, um den Streckenbeginn zu erreichen, vom Ziel zurück nach Zermatt sind es gar fünf.
Ansonsten blicken die Fahrer mit Vorfreude auf die zwei Abfahrten von Samstag und Sonntag, wobei ein grosser Unsicherheitsfaktor bleibt: die Wetterlage. Das Training vom Mittwoch fand bei strahlendem Sonnenschein statt, bereits ab Donnerstag sollen sich die Verhältnisse jedoch verschlechtern. «Ich hoffe wirklich, dass die Bedingungen die Wettkämpfe zulassen», sagte Hintermann. «Dann wird dieses Rennen eine super Werbung für den Skisport.» (abu/sda)