«Es muss für alle fair sein»: Nach Shiffrin-Vorteil prüfte Swiss-Ski sogar einen Protest
Um neun Hundertstelsekunden verpasste Camille Rast in Semmering den ersten Saisonsieg. Die Führende nach dem ersten Durchgang wurde im Slalom von Semmering einzig von Mikaela Shiffrin abgefangen. Im fünften Slalom der Saison stand zum fünften Mal die 30-Jährige zuoberst. Aber es stellte sich heraus, dass Shiffrin vor dem zweiten Lauf von einer längeren Besichtigung profitierte.
Der Viertplatzierten nach dem ersten Durchgang fiel bei der Besichtigung eine kritische Stelle auf, welche sie als unfahrbar sah. Shiffrin diskutierte gemäss Eurosport mit der FIS und einigen Coaches über diese Stelle. Schlussendlich entschied man sich in Semmering dafür, den Kurs umzustellen. Das Problem war aber, dass ausser Shiffrin und der Lettin Dzenifera Germane jede Fahrerin ihre Besichtigung bereits abgeschlossen hatte.
Zwar wurde die Zeit für die Besichtigung um 15 Minuten verlängert, dies war für die anderen Athletinnen aber zu wenig Zeit, um sich diese Stelle nochmals anzuschauen. Somit konnte sich Shiffrin einen Vorteil erschaffen, welcher schlussendlich vielleicht sogar entscheidend war.
Camille Rast war nach dem Rennen aufgrund dieser Entscheidung ein wenig genervt. «Ich bin nicht so glücklich. Wir hatten alle schon inspiziert. Es sollte für jeden gleich sein», sagte die Schweizerin gegenüber «Eurosport».
Wie sich herausstellte, prüfte Swiss-Ski nach dem Rennen einen Protest, entschied sich aber schlussendlich dagegen. Beat Tschuor, Cheftrainer der Frauen, erklärte im SRF-Interview: «Die Rennleiter konnten mir alles sauber erklären. Ich habe das akzeptiert. Ein Protest wäre abgewiesen worden, das habe ich abgeklärt.» Zufrieden war Tschuor trotzdem nicht, wie er weiter ausführte: «Mir war es wichtig, ein Zeichen zu setzen, dass es so nicht geht. Es muss fair sein für alle.» Auch der österreichische Alpinchef Christian Mitter äusserte sich nach dem Rennen dazu, sah das Ganze aber nüchtern: «Es ist ein bisschen schräg gelaufen, aber es ist jetzt nicht das grosse Thema für mich. Wir schauen auf uns. Sie war heute eindeutig besser als unsere Läuferinnen.»
Shiffrin selbst sagte nach dem umstrittenen Entscheid, dass es ein komischer Moment an einem komischen Tag war. Die Streckenbedingungen auf dem Zauberberg wurden von vielen Fahrerinnen stark kritisiert. Im ersten Durchgang schieden 39 von 79 Athletinnen aus.
Weiter geht es für die Technikerinnen am nächsten Wochenende in Kranjska Gora. Dann stehen für die Frauen je ein Riesenslalom und Slalom auf dem Programm. (riz)
