Gut-Behrami und Odermatt alleine – 7 Erkenntnisse nach dem Weltcup-Auftakt in Sölden
Es geht los! Der weisse Zirkus ist zurück. Trotz launischer Wetterbedingungen konnten die beiden Riesenslaloms auf dem Rettenbachgletscher zum Start der Skisaison 2025/26 stattfinden.
Um mit einer guten Nachricht zu beginnen: Die Schweizer Armada geht mit einem Lächeln nach Hause. Lara Gut-Behrami hat zum 101. Mal in ihrer Karriere einen Podestplatz erreicht und Marco Odermatt stand einmal mehr zuoberst auf dem Podium.
Aber nicht alles war perfekt; dieses erste Wochenende war nicht gerade überwältigend. Unsere beiden Spitzenreiter waren zwar dabei, aber unsere anderen Karten hatten auf dem österreichischen Schnee zu kämpfen. Schuld daran war die starke Konkurrenz, die sich abzeichnet.
Lara Gut-Behrami, der Baum, der den Schweizer Wald verdeckt
Gut-Behrami ist nach wie vor konstant und (immer noch) nicht satt. Besser noch: Sobald sie in Sölden auf dem Podium steht, reiht sie Siege aneinander – die Zahlen belegen es. Wie die Tessinerin oft erklärt: Wenn der Riesenslalom gut läuft, läuft auch das restliche Skifahren gut. Ein dritter Platz und vielversprechende Aussichten auf eine grossartige Olympiasaison.
Aus kollektiver Sicht ist es umso ärgerlicher, dass die unangefochtene Spitzenreiterin einmal mehr etwas alleine dasteht. Dahinter leidet der helvetische Riesenslalom. Camille Rast beendet beide Läufe auf Platz 15, Vanessa Kasper und Wendy Holdener bilden mit den Plätzen 29 und 30 das Schlusslicht. Bei den Juniorinnen gab es nichts Aufregendes zu berichten. Erwähnenswert ist jedoch der gute erste Lauf von Sue Piller, die angriffig fuhr, um sich für den zweiten Lauf zu qualifizieren. Ihr fehlten 65 Hundertstelsekunden.
Sieh mal an, die Amerikanerinnen sind in Form …
Wer von Olympischen Spielen spricht, kommt um die USA nicht herum. Es ist seit langem bekannt, dass der fighting spirit der US-Vertreter oft dann besonders stark zum Vorschein kommt, wenn Olympische Spiele eine Saison prägen.
Neben der Spitzenreiterin Mikaela Shiffrin (4.) zeigte sich eine hervorragende Paula Moltzan (2.), die sich durch ihre Intensität (manchmal fast schon bis zur Unmöglichkeit), ihre Leichtigkeit und ihren stabilen Fahrstil auszeichnete. Die Amerikanerin wurde von ihrer Landsfrau Nina O'Brien (6.) nachgeahmt, die echte technische Fortschritte zeigte. Daneben überzeugten auch noch Katie Hensien (12.), AJ Hurt (13.) und Elisabeth Bocock (19.). Die Olympischen Spiele beflügeln den amerikanischen Adler.
Österreich hat «nur» Julia Scheib
Es ist eine Anomalie, die Julia Scheib behoben hat: Seit dem 7. März 2016 und der eleganten Eva-Maria Brem (in Jasna) gab es keinen Sieg mehr für Österreich in einem Weltcup-Riesenslalom der Frauen. Eine Majestätsbeleidigung, die die österreichische Presse wie einen Klotz in ihren Kolumnen mit sich herumschleppte und nicht zögerte, mit unerwiderten Schmähreden über die Trainer herzuziehen. Doch jetzt ist die Schmach getilgt.
Aber wenn wir genau hinschauen, ist es dasselbe irreführende Rezept wie bei den Schweizerinnen. Mit Ausnahme von Scheib waren die anderen Österreicherinnen sehr zurückhaltend: Stephanie Brunner (23.), Nina Astner (24.) und Katharina Liensberger (27.) landeten weit abgeschlagen.
Odermatt an der Spitze, die anderen im Rückstand
Bei den Herren hat der unerbittliche Marco Odermatt erneut zugeschlagen. Er war am Morgen hervorragend, obwohl ihm die (sehr kurvenreiche) Kurssetzung Probleme bereiten hätte bereiten können, und blieb standhaft. Im zweiten Durchgang, der direkter gesteckt war, zeigte er, dass er derzeit unschlagbar ist.
Während der Nidwaldner lächelt, ist die Stimmung bei Swiss Ski weniger ausgelassen. Loïc Meillard (14.) hat in der Wand am Rettenbachgletscher noch nie geglänzt; Thomas Tumler (16.) hätte ganz oben in der Rangliste landen können, aber der Athlet aus Samnaun, einer der besten Skifahrer im Flachen, machte einen grossen Fehler und stürzte wie schon im letzten Jahr im zweiten Lauf ab. Luca Aerni wirkte in seinen beiden Läufen unbeholfen und landete auf Platz 30.
Aber Kenner würden sagen, dass das erste Rennen der Saison nicht überbewertet werden soll und die Resultate letztes Jahr noch schlechter waren. Und das zu Recht: Gino Caviezel (immer noch verletzt) war mit einem 9. Platz der beste unserer Vertreter.
Marco Schwarz ist zurück als (letzter) Herausforderer
Er ist zurück, das Kreuzband ist verheilt und gehört nun zu den schlechten Erinnerungen. Marco Schwarz hat gezeigt, dass er das Zeug dazu hat, seinem Namensvetter, dem Nidwaldner Giganten, die Gesamtweltcup-Kugel zu entreissen. Der Österreicher war in beiden Läufen hervorragend und zeigte Skifahren von hoher Qualität und mit wiedergefundener Spritzigkeit. Eine Form, die es im Slalom und in den Speed-Disziplinen zu bestätigen gilt.
Flavio Vitale, was für ein Talent!
Er gehört zur Altersklasse 2005 (!) und fordert die besten Skifahrer der Welt heraus. Wir bei Watson verfolgen den talentierten französischen Riesenslalomfahrer und seinen geschmeidigen Fahrstil schon seit einiger Zeit. Aber am 26. Oktober 2025 hat Flavio Vitale sicherlich einen Meilenstein erreicht. Nach einem sehr guten ersten Durchgang, wo er sich mit der dritthöchsten Startnummer für den zweiten Lauf qualifizierte, fuhr er die viertbeste Zeit des Nachmittags.
Der aktuelle Junioren-Weltmeister ist ein Juwel, das schon bald zu den grössten Spezialisten dieser Disziplin gehören wird.
Lenz Hächler war nicht anwesend
Er wurde als der zukünftige Marco Odermatt angekündigt, die deutschschweizer Presse hat ihn ins Visier genommen und zahlreiche Artikel veröffentlicht, um den 22-jährigen Skifahrer zu porträtieren. Mit dem gleichen Material und Sponsor wie Odi war Lenz Hächler, der vom Blick als «Odermatt 2.0» bezeichnet wurde, im Rennen, schaffte es jedoch nicht, seinen Lauf zu beenden.
Auch wenn er derzeit noch etwas zurückhaltend wirkt und etwas zu viele Fehler macht, hat Hächler bewiesen, dass er das Zeug dazu hat, sehr, sehr schnell zu glänzen.
