Bayern München gewinnt zum Auftakt der Bundesliga-Rückrunde erneut, mit 2:0 bei Mönchengladbach. Doch obwohl die Bayern in der Liga 47 von 51 möglichen Punkten geholt haben, hat sich Trainer Pep Guardiola noch vor einigen Tagen kritisch geäussert: Nein, das, was sein Team bisher auf den Platz brachte, zeige noch nicht vollends seine Handschrift, betonte er vor dem Spiel gegen den Tabellendritten. Wie sieht es nach dem Spiel aus?
Alle Statistiken sprechen für Guardiola: Seine Bayern sammeln Ballbesitz wie einst sein Barcelona, gegen Gladbach waren es am Ende 64 %. Die Bayern liessen den Ball besonders im Zentrum zirkulieren; ihr Dreiermittelfeld rochierte immer wieder und passte den Ball untereinander hin und her. Gladbach kam zeitweise in der eigenen 4-4-2-Ausrichtung nicht in die Nähe des Balls, die Münchner fanden um den Mittelkreis immer einen oder zwei freie Mitspieler.
Bayern half im Mittelfeld, dass Mario Götze von seiner Stürmerposition immer wieder zurückfiel. Gerade seine flexiblen Positionswechsel mit Rechtsaussen Thomas Müller waren effektiv und verwirrten die Gladbacher Elf sichtlich. Die Bayern fokussierten Angriffe über den halbrechten Raum oder den rechten Flügel. Der erste Treffer fiel nach einem Angriff über die rechte Seite.
Derartige Torszenen waren in der ersten Halbzeit jedoch Mangelware. Die Bayern dominierten zwar das Geschehen, verbuchten ihren Ballbesitz aber vornehmlich im Mittelfeld. Zu oft spielten die Bayern den Rückpass zum Innenverteidiger, anstatt sich durch die Engen des Mittelfelds zu kombinieren.
Zwar endeten die Angriffe der Münchner seltener als noch in der Vorrunde mit einem Pass auf den Aussenstürmer, doch fast 20 Flanken dürften nach Guardiolas Massstab zu viel sein – besonders wenn mit Mario Götze im Strafraum nur ein falscher Stürmer mit 1,76 m Körpergrösse lauert.
Dass die Bayern in dieser Partie viel Ballbesitz, aber wenige Chancen hatten, lag auch am Gegner. Gladbach schaffte es sehr gut, durch das Einrücken der Aussenspieler das Zentrum zu schliessen. Nati-Spieler Granit Xhaka und sein Nebenmann Christoph Kramer standen dabei in vielen Situationen tief. Dadurch konnten sie zwar keinen Druck auf das Münchner Mittelfeld ausüben, dafür verhinderten sie, dass die Bayern das offensive Mittelfeld bespielen.
So war Gladbach massgeblich daran beteiligt, dass das Spiel lange Zeit so verlief, wie es verlief – mit viel Ballbesitz der Bayern und wenig Strafraumszenen. Erst als die zwei Sechser nach der Pause öfters herausrückten und die Ballzirkulation störten, gab es vermehrt Torszenen – vor allem für die Münchner, die nun leichter ins offensive Mittelfeld gelangten.
Zufrieden dürfte Guardiola mit dem Pressing seines Teams sein. Speziell nach den Ballverlusten waren die Bayern hellwach, ihr Gegenpressing funktionierte exzellent. Die ballnahen Spieler orientierten sich sofort nach einem Ballverlust an dem Gegner, bis zu vier Mann schnitten den ballführenden Gegenspieler von seinen Kollegen ab. Gladbach blieb oft nur der unkontrollierte Pass nach vorne oder der Rückpass zum Goalie.
Doch auch defensiv funktionierte nicht alles nach Guardiolas Wunschvorstellung. Das Mittelfeld stand im Pressing oftmals recht aggressiv, sodass sich für Gladbach Räume im Mittelfeld anboten. Die Abwehr rückte manches Mal zu lethargisch heraus und spielte nicht aktiv auf Abseits. Gladbach nutzte in Kontersituationen die gesamte Breite des Platzes und verlagerte das Spiel klug. Gleich mehrfach kamen sie zu Chancen, indem sie während eines Konters das Spiel verlagerten und so einen freien Spieler bedienten.
Doch vor dem Tor agierte Gladbach zu hektisch. Statt den Ausgleichstreffer gab es kurz nach der Pause ein weiteres Tor für die Bayern, Müller verwandelte einen Elfmeter (53.). Danach spielten die Bayern die Partie routiniert herunter.
Die Schweizer Spieler konnten auf beiden Seiten keine Akzente setzen. Gladbachs Granit Xhaka fand im Spiel nach vorne kaum statt und konnte sich nicht gegen das Münchner Pressing behaupten. Im Spiel gegen den Ball positionierte er sich einige Male zu hoch bzw. zu tief. Die Bayern fokussierten jene Seite, auf der Xhaka und der unkonzentriert wirkende Arango spielten. Nach der Pause tauschten Kramer und Xhaka die Position im Mittelfeld, was die Probleme auf Gladbachs linker Seite behob; allein dies ist klares Indiz, dass Xhaka keinen guten Tag erwischte.
Shaqiri auf der anderen Seite war das Opfer der Rechtslastigkeit des Bayern-Spiels. Als Linksaussen bekam er wenige Zuspiele, von den Spielern in der Startelf hatten nur Götze und Neuer seltener den Ball. In seinen wenigen Momenten wusste er jedoch zu überzeugen, besonders das Zusammenspiel mit Alaba funktionierte. Wenn Alaba sich nach innen orientierte, blieb Shaqiri aussen. Startete Alaba auf dem Flügel, orientierte sich Shaqiri in die Mitte und bediente Alaba.
Ob Xherdan Shaqiri auch unter der Woche beim Nachholspiel gegen Stuttgart wieder spielen darf, muss sich zeigen. Arjen Robben brennt darauf, seine Position zu übernehmen. Ob mit oder ohne Shaqiri – Guardiola wird weiter daran arbeiten, seine Vorstellungen vom perfekten Fussball umzusetzen.