Mit grimmiger Miene klopfte sich Elina Switolina dreimal auf die Brust und schritt in ihrem gelb-blauen Dress stolz zum Netz, um sich die Gratulationen ihrer Gegnerin abzuholen. Mit 6:2 und 6:1 hatte die 27-jährige Ukrainerin die Russin Anastasia Potapova in der 1. Runde von Monterrey in nur 64 Minuten vom Platz gefegt. Es war ein Sieg für ihr Mutterland, das derzeit schwere Zeiten erlebt.
Hand on heart 💜
— wta (@WTA) March 2, 2022
The No.1 seed @ElinaSvitolina is through in straight sets in Monterrey.#AbiertoGNPSeguros pic.twitter.com/hk74huvgaz
Wegen des Krieges zwischen Russland und ihrer Heimat Ukraine hatte die Weltnummer 15 eigentlich angekündigt, dass sie nicht gegen russische oder belarussische Gegnerinnen antreten werde. Nachdem die WTA aber entschieden hatte, dass Russinnen und Belarussinnen nicht mehr unter ihrer Landesflagge antreten dürfen, beschloss Switolina, lieber für ihr Heimatland zu spielen, statt das Match zu boykottieren.
«Das heute war ein sehr spezielles Match für mich», sagte sie im Platzinterview nach dem friedlichen Handshake mit Potapova am Netz. «Eigentlich bin ich im Moment einfach nur traurig. Aber ich bin froh, dass ich Tennis spielen kann. Von Anfang an war es wichtig, auf alles vorbereitet zu sein, was auf mich zukommt. Ich war auf einer Mission für mein Land.»
On the mission ✊🏼🇺🇦 #Ukraine #StandingWithUkraine #Україна pic.twitter.com/D3FyuF6yXH
— Elina Monfils (@ElinaSvitolina) March 2, 2022
Dass sie gegen die russischen Athletinnen keinen persönlichen Groll hege, erklärte Switolina schon vor dem brisanten Duell mit Potapova. «Ich gebe ihnen keine Schuld. Sie sind nicht verantwortlich für die Invasion in meinem Mutterland», schrieb sie auf Social Media. Sie wolle allen Spielerinnen ihre Anerkennung zollen, insbesondere denjenigen aus Russland und Belarus, die sich mutig gegen den Krieg ausgesprochen haben. «Ihre Unterstützung ist unerlässlich.»
Nach dem Match betonte die an Nummer 1 gesetzte Switolina noch einmal, dass sie das gesamte Preisgeld, das sie in den kommenden Wochen gewinnen werde, den ukrainischen Streitkräften spenden werde. Für den Turniersieg in Monterrey gibt es 31'000 US-Dollar zu gewinnen.
Einen emotionalen Sieg feierte gestern auch Switolinas Landsfrau Dajana Jastremska. Die 21-jährige Ukrainerin war erst am Wochenende zusammen mit ihrer Schwester aus ihrer Heimatstadt Odessa geflüchtet, nachdem sie zuvor zwei Tage in einer Tiefgarage übernachtet hatte. Ihre Eltern blieben in der Ukraine.
The hardest match of my life 🙏🏼 For 🇺🇦💙💛🙏🏼 pic.twitter.com/hQraSOzvvd
— Dayana Yastremska (@D_Yastremska) March 1, 2022
«Ich freue mich, dass ich für mein Land gewonnen habe, aber gleichzeitig bin ich sehr traurig», sagte Jastremska nach dem 3:6, 7:6, 7:6-Erfolg gegen die Rumänin Ana Bogdan in Lyon. «Mein Herz ist zu Hause und mein Verstand kämpft hier – das macht es sehr schwierig, sich auf das Tennis zu konzentrieren.» Sie sei aber glücklich, für ihr Land kämpfen zu können. «Ich bin stolz auf die Ukrainer und hoffe, dass alles bald fertig ist.» (pre)
An emotional win for 🇺🇦 @D_Yastremska
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She advances to the second round in Lyon with a 3-6, 7-6(7), 7-6(7) win over Bogdan.#O6SML22 pic.twitter.com/C5QOqGyVG1