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Ukraine: So leidet Tennis-Star Switolina mit ihren Landsleuten mit

Switolina (.) und Jastremska, als ihre Welt noch in Ordnung war.
Switolina (.) und Jastremska, als ihre Welt noch in Ordnung war.bild: imago-images.de

Switolina gibt emotionales Interview – Jastremska berichtet über Flucht aus der Ukraine

28.02.2022, 11:2428.02.2022, 12:36
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Der Russland-Ukraine-Krieg hält derzeit die ganze Welt in Atem. Mit Elina Switolina leidet auch die bekannteste ukrainische Tennisspielerin mit ihren Landsleuten mit. Auf Eurosport gab die 27-jährige Weltnummer 15, die mit ihrem Ehemann Gael Monfils aktuell in London wohnt, ein emotionales Interview. «Es ist sehr schwer, das zu erklären», antwortet Switolina auf die Frage von Barbara Schett nach ihren Gefühlen. «Jedes Mal, wenn ich mit meiner Familie und meinen Freunden spreche, ist es schwer, Worte dafür zu finden, was mit der Ukraine passiert.»

Bis zum letzten Moment habe sie nicht geglaubt, dass dieser Krieg beginnen würde. Ihre Familienmitglieder, die in der Ukraine leben, seien verängstigt. «Meine Eltern, meine Grosseltern, mein Onkel und meine Tante leben dort. Ich versuche, regelmässig mit ihnen zu sprechen.» Es sei wichtig, den Kontakt aufrechtzuerhalten – um zu erfahren, was genau passiere und wie sie ihnen helfen könne.

Einige ihrer Freunde hätten keinen Strom und kein Wasser mehr, auch keine Lebensmittel. «Sie haben wirklich zu kämpfen, sie hören permanent Schüsse und den Lärm von Flugzeugen und einstürzenden Häusern. Das ist ein entsetzliches Gefühl. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich die Kinder fühlen», sagt Switolina mit brüchiger Stimme.

In einem offenen Brief an ihr Heimatland, den Switolina auf Twitter postete, kündigte die 16-fache WTA-Turniersiegerin zudem an, ihre Preisgelder der kommenden Turniere den ukrainischen Streitkräften und Bevölkerung zu spenden. «Ich bin im Moment weit weg von dir, weit weg von meinen Lieben, weit weg von meinem Volk, aber mein Herz ist ganz mit euch gefüllt», schrieb Switolina. «Ich bin am Boden zerstört, meine Augen hören nicht auf zu weinen, mein Herz blutet unaufhörlich.»

«Brief an mein Mutterland

Ich bin im Moment weit weg von dir, ausser Sichtweite meiner Geliebten, weit weg von meinen Leuten, doch mein Herz war noch nie so erfüllt von deiner Seele.

Es ist schwierig, zu beschreiben, wie besonders du bist. Für mich bist du stark, wunderschön und einzigartig. Du hast mir alles gegeben und ich schätze jeden Teil von dir: deine Kultur, deine Bildung, deine Landschaft, deine Meere, deine Städte, deine Menschen. Meine Menschen.

Meine Menschen, jeden Tag habe ich Angst um euch. Ich bin am Boden zerstört, meine Augen hören nicht auf, zu weinen, mein Herz hört nicht auf, zu bluten. Aber ich bin so stolz.

Unsere Menschen, unsere Mütter, unsere Väter, unsere Brüder, Schwestern und Kinder zu sehen, sie sind so mutig und stark, kämpfen, um dich zu beschützen. Sie sind Helden.

Ich verpflichte mich, das Preisgeld meiner nächsten Turniere der Armee und der humanitären Hilfe zur Verfügung zu stellen, um ihnen zu helfen, dich, unser Land, zu verteidigen.

Ukraine, du vereinst uns, du bist unsere Identität, du bist unsere Vergangenheit und unsere Zukunft. Wir sind die Ukraine.

MÖGE DIE WELT UNS SEHEN UND UNS HELFEN, DICH ZU BESCHÜTZEN.

Du bist in allen meinen Gedanken und Gebeten. Du bist immer bei mir. Ich bin Ukraine. Wir sind Ukraine.

Elina Switolina, eine stolze Ukrainerin.»

Ihr Profilbild hatte Switolina schon zu Beginn des Konflikts in eine blau-gelbe Hand geändert und mit dem Hinweis «Pray for Ukraine» («Betet für die Ukraine») versehen. In einem früheren Post appellierte der Tennis-Star zudem an die ganze Welt: «Bitte helft uns, diesen Krieg zu beenden.»

Die Flucht von Jastremska

Hautnah miterlebt hat Switolinas Landsfrau Dajana Jastremska den Krieg. Zu Beginn des Konflikts weilte die 21-jährige Weltnummer 120 in ihrer Heimatstadt Odessa, mittlerweile ist sie aber geflüchtet, wie sie auf Instagram eindrücklich beschrieb.

Nachdem sie zwei Nächte in einer Tiefgarage geschlafen hätten, hätten ihre Eltern beschlossen, sie und ihre Schwester um jeden Preis aus der Ukraine zu bringen. «Mama, Papa, wir haben euch sehr lieb, passt auf euch auf! Ich liebe dich, mein Land! Ukrainer, passt auf euer Leben auf …», schrieb Jastremska dazu.

In Videos war zudem zu sehen, wie sich ihre Schwester unter Tränen verabschiedete und die beiden Schwestern wenig später ihren Geburtsort mit einer Fähre verliessen. Kurz darauf postete Jastremska eine Story, in welcher sie sich offenbar bereits in Rumänien befand. Alle friedlichen Ukrainer würden dort «mit Liebe» empfangen, so die Wimbledon-Achtelfinalistin von 2019.

Am Samstag teilte Jastremska ein weiteres Foto zusammen mit ihrer Schwester: «Müde, aber meine Schwester und ich sind in Sicherheit! Danke Frankreich. Ukraine bleibe stark. Wir vermissen dich Heimat, Mama und Papa», schrieb sie dazu. Ab heute will die Ukrainerin beim WTA-Turnier in Lyon antreten. Sie trifft dort in der 1. Runde auf Ana Bogdan aus Rumänien. (pre)

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