Novak Djokovic bezwingt Carlos Alcaraz in einem unglaublichen Olympia-Final und sichert sich damit auch den letzten wichtigen Titel, der ihm noch fehlte. Der 24-fache Grand-Slam-Sieger setzte sich zweimal im Tie-Break durch und verwandelte nach 2:52 Stunden den ersten Matchball mit einem Winner zum 7:6 (7:3), 7:6 (7:2).
Es war ein würdiger Abschluss für ein Wahnsinns-Match, das der 37-jährige Djokovic und sein 16 Jahre jüngerer Kontrahent lieferten. Ein überragender Punkt jagte den nächsten, sowohl der Serbe als auch der Spanier rissen das Publikum auf dem Court Philippe Chatrier in Roland Garros mit ihren Schlägen mehrmals aus den Sitzen.
Die Partie war ausserdem geprägt von der Nervenstärke der beiden Olympia-Finalisten. Kein einziges Break gab es in dem Spiel – und das lag nicht daran, dass Djokovic und Alcaraz überragend aufschlugen oder schwach retournierten. Je ein Ass steht bei den beiden am Ende lediglich zu Buche. Auch an Chancen mangelte es den beiden zumindest im ersten Satz nicht. Da wehrte Djokovic ganze acht Breakchancen ab, Alcaraz seinerseits fünf. Im zweiten Satz kam dann nur der Serbe zu einem Breakball. Doch sowohl Djokovic als auch Alcaraz wussten in den entscheidenden Phasen bei eigenem Aufschlag stets die Ruhe zu bewahren.
Obwohl die Partie in beide Richtungen hätte kippen können und Alcaraz einmal mehr seine Kämpferqualitäten unter Beweis stellte, indem er an fast jeden noch so unerreichbar scheinenden Ball irgendwie noch herankam, ist Djokovic am Ende der verdiente Sieger. Weil er die besseren Nerven bewies, als es so richtig drauf ankam – in den beiden Kurzentscheidungen. Im ersten Satz drehte er beim Stand von 3:3 auf, während Alcaraz auch unnötige Fehler unterliefen. Im Tie-Break des zweiten Satzes kam er dann gar zu fünf Punkten in Serie und siegte 7:2.
Anders als noch vor wenigen Wochen im Wimbledon-Final, als Djokovic in drei Sätzen (2:6, 2:6, 6:7) unterlag und ziemlich chancenlos war, präsentierten sich die Kräfteverhältnisse am heutigen Sonntag deutlich ausgeglichener. Auch weil der Serbe seinen Gegner mit den vielen abgewehrten Breakchancen – fünf davon beim Stand von 4:4 im ersten Satz – langsam aber sicher zermürbte. Im zweiten Satz war Alcaraz bei gegnerischem Aufschlag fast gänzlich chancenlos. Bis er sich im Tie-Break dann nicht mehr wehren konnte.
Mit dem Sieg bei den Olympischen Spielen in Paris gelingt Djokovic etwas, was Roger Federer nie schaffte: Olympia-Gold im Einzel. Während der Schweizer im Doppel 2008 mit Stan Wawrinka triumphierte, verlor er seinen einzigen Final im Einzel 2012 in London gegen Andy Murray. Djokovic steigt hingegen in den elitären Kreis von bisher nur vier Spielerinnen und Spielern auf, die neben den vier Grand Slams auch Olympia-Gold gewinnen konnten. Bisher war dies nur Rafael Nadal, Andre Agassi, Serena Williams und Steffi Graf gelungen.
A dream, realised 🥹
— Eurosport (@eurosport) August 4, 2024
Amazing scenes as Novak Djokovic wins the Olympic men's singles final, and just look at what it means for him to secure the golden slam 🥇🇭🇷#Olympics #PARIS2024 pic.twitter.com/fmTmqbyeTY
Wie viel ihm der Erfolg bedeutete, war direkt nach dem entscheidenden Punkt für alle sichtbar. Djokovic brach sofort in Tränen aus und sank – nachdem er Alcaraz' Gratulationen entgegengenommen hatte – zu Boden. Überwältigt von seinen Emotionen zitterte er am ganzen Körper. Mit dem Erreichen seines ausgegebenen Saisonziels hat er nun alles gewonnen, was es im Tennis zu gewinnen gibt.
Vor allem wurde in letzter Zeit auch hier extrem übertrieben gegen ihn. Sogar ich als grosser Federer-Fan, der Djokovic nie mochte, war deswegen heute ein bisschen für ihn.