In 37 Begegnungen stand Patty Schnyder im Fed-Cup für die Schweiz auf dem Platz, zwölf Jahre lang, von 1996 bis 2011, als sie sich nach den French Open vom Profitennis verabschiedete. 72 Matches bestritt die Baselbieterin in Einzel und Doppel, 50-mal verliess sie den Platz als Siegerin. Schöne Erinnerungen hat sie an den gewonnenen Halbfinal in Sion 1998, vor jeweils 8000 Zuschauern.
Nur knapp verpassten sie und Martina Hingis dann den Triumph im Final gegen Frankreich. Nun ist sie in Luzern zurück, allerdings nicht auf dem Platz. Das Schweizer Fernsehen hat sie als Co-Kommentatorin verpflichtet, und das macht 37-Jährige doch ziemlich gut. Und es ist ihr erster Auftritt in einem ihr bisher fremden Metier.
Schnyder überzeugt fachlich, erklärt Fehlschläge auf baseldyytsch: «Da steht sie falsch zum Ball, so hätte das sein müssen.» Sie ordnet gut ein, wie beispielsweise die Aufschlagsgeschwindigkeit. Dazwischen lässt sie auch ihren Emotionen freien Lauf, feuert an: «Allez Timea, chomm jetze.» Dass sich dazwischen manchmal auch eine Banalität einschleicht, wie das «Publikum ist toll», stört überhaupt nicht.
Schnyder hält sich in Luzern sehr zurück, sucht keine Bühne für einen eigenen Auftritt. Dabei ist sie seit einigen Monaten wieder im Profizirkus zurück. Sie begann mit kleinen Turnieren, zuletzt versuchte sie sich auf der höchsten Stufe, der WTA-Tour in Charleston in der Qualifikation. Sie scheiterte in der ersten Runde, aber sprach dort auch mit der Profi-Vereinigung WTA über ihre letzten Jahre.
Gestresst und frustriert sei sie vor fünf Jahren gewesen, habe Abstand gebraucht. Sie sei mit dem Leben auf der Tour, dem Reisen, den Wettkämpfen nicht mehr klargekommen. Mit ihrem damaligen Mann Rainer Hofmann verliess sie die Schweiz. Inzwischen sind die beiden geschieden.
Mit ihrem neuen Partner Jan Heino und der gemeinsamen Tochter Kim Ayla, sie kam im November 2014 zur Welt, ist Schnyder wieder unterwegs und hat Spass daran. «Wir suchen die Turniere immer so aus, wie wir Lust haben und unsere kleine Kim sich dabei auch wohlfühlt», schrieb sie in einem Mail im vergangenen Oktober.
Nach ihrem Rücktritt habe sie Abstand vom Tennis gebraucht, eineinhalb Jahre gar nicht gespielt und auch keine Matches geschaut. Sie habe mit Tieren gearbeitet, als Akupunkteurin von Hunden. Dann habe sie begonnen, mit Junioren zu trainieren und Spass daran gefunden. Zunächst habe sie gezögert, als die Anfrage kam, ob sie nicht in Deutschland Bundesliga spielen wolle.
Doch dann habe sie begonnen, die Wettkämpfe mit Braunschweig in der zweiten Bundesliga wieder zu geniessen. Sie habe hart trainiert und viel gewonnen. Dadurch sei der Entschluss gereift, es noch einmal bei den Profis zu versuchen.«Das war mein Gedanke und ich hatte Spass dabei, war im Tennis, reiste aber nicht. Und ich liebe das Reisen. Es ist eine grossartige Kombination und ich habe diesen Lebensstil immer genossen», erklärte sie gegenüber der WTA ihre Rückkehr.
Fit sei sie, aber grosse Ziele habe sie sich keine gesetzt. «Bis jetzt ging es mir nur darum, mein Spiel wieder zu finden. Es war nicht so einfach, meine Konzentration zurückzugewinnen», erklärte sie. Immerhin hat sie schon ein Turnier gewonnen, in Prag ein 10'000-Dollar-ITF-Turnier. Und auf der Weltrangliste steht sie immerhin auf Platz 450.
Howard271